Papst Leo XIV. setzt bei seinem ersten Weihnachten eigene Akzente

"Urbi et orbi" in zehn Sprachen

Für Leo XIV. ist es das erste Weihnachtsfest als Papst. Mit Spannung wurde erwartet, welche Akzente er setzen wird. Tatsächlich sorgte er sowohl an Heiligabend wie auch am ersten Weihnachtstag für Überraschungen im Vatikan.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Messe mit Papst Leo XIV. am ersten Weihnachtstag im Petersdom, am 25. Dezember 2025 im Vatikan. / © Romano Siciliani (KNA)
Messe mit Papst Leo XIV. am ersten Weihnachtstag im Petersdom, am 25. Dezember 2025 im Vatikan. / © Romano Siciliani ( KNA )

"Benvenuti a tutti! Bienvenidos! Welcome!" Überraschung für 5.000 Menschen im Regen: Vor der Christmette an Heiligabend trat Leo XIV. auf den Petersplatz, um sie zu begrüßen. "Der Petersdom ist sehr groß, aber leider nicht groß genug, um euch alle zu empfangen", sagte er auf Englisch, um dann auf Italienisch fortzufahren: "Danke, dass Ihr hier seid, sogar bei diesem Wetter!" Jesus sei an Weihnachten als Zeichen der Liebe Gottes geboren. "Alles Gute für euch alle!", sagte Leo. Dann segnete er sie. Und verschwand eilends, um bis Mitternacht seine erste Christmette als Papst zu feiern.

Papst Leo XIV. mit der Statue des Jesuskindes während der Christmette / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Leo XIV. mit der Statue des Jesuskindes während der Christmette / © Gregorio Borgia ( dpa )

Leos spontaner Auftritt an Heiligabend kennzeichnet eine für ihn inzwischen typische Eigenart, mit der er auch an seinem ersten Weihnachtsfest als Papst eigene Akzente setzte. Bereits mehrfach seit seiner Wahl am 8. Mai tauchte er unvorhergesehen etwa in der Vatikanischen Audienzhalle oder vor dem Petersdom auf, um Menschen zu begrüßen, die dort der starken Hitze oder dem Regen auswichen, oder auf reguläre Auftritte von ihm warteten.

Frohe Weihnachten auf Deutsch

Leo XIV. pflegt einen eigenen kommunikativen Stil, bei dem ihm auch seine Sprachkenntnisse zugute kommen. Beim "Urbi et orbi", dem feierlichen Segen "Der Stadt und dem Erdkreis", der in zahlreiche Länder übertragen wird, griff der gebürtige Chicagoer, der rund 20 Jahre Seelsorger und Bischof in Peru war, auf eine alte Tradition zurück: Er sprach Weihnachtsgrüße in zehn Sprachen, darunter Arabisch und Chinesisch. Auf Deutsch sagte er: "Frohe Weihnachten! Der Friede Christi herrsche in euren Herzen und in euren Familien."

Diesen von Papst Paul VI. (1963-1978) eingeführten Brauch hatten Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) gepflegt: Sie verlasen mitunter in mehr als 60 Sprachen Grüße beim "Urbi et orbi", der immer an Ostern und Weihnachten erteilt wird. Franziskus verzichtete auf diesen Usus, den Leo nun wieder aufleben ließ. Die rund 26.000 Menschen auf dem Petersplatz dankten es ihm mit Beifall und Jubel.

Für Leo war es das zweite Mal, dass er für den feierlichen Segen in Latein auf die Mittelloggia des Petersdoms trat: Zum ersten Mal tat er dies am Abend seiner Wahl am 8. Mai. Und auch diesmal trug er die rote Mozzetta, den päpstlichen Schulterumhang, den sein Vorgänger Franziskus verschmäht hatte.

Grüße im Papamobil für Menschen auf dem Petersplatz

Weiteres Novum am ersten Weihnachtstag: Leo feierte die Messe in der Papstbasilika selbst und hielt auch eine ausgiebige Predigt. Jahrelang war der Gottesdienst am 25. Dezember nicht vom Papst, sondern von einem Kardinal geleitet worden. Und auch nach dieser Festmesse tauschte Leo wieder rasch sein goldenes Messgewand gegen den weißen Papst-Talar, um im Papamobil über den Petersplatz zu fahren und die vielen Menschen zu grüßen. Danach ging es schnurstracks in die Basilika zurück, wo er sich für den feierlichen Papstsegen vorbereiten musste - innerlich wie äußerlich.

Papst Leo XIV. während der Christmesse im Petersdom im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Leo XIV. während der Christmesse im Petersdom im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )

Dabei hielt er die dritte ausgefeilte Ansprache innerhalb von 13 Stunden. Nebenbei: Mit der Anfangszeit 22 Uhr näherte sich die Christmette wieder der Tradition der "Heiligen Nacht". Seine Predigten an Heiligabend und am Ersten Weihnachtstag hatten sehr poetische Anklänge, viel war die Rede von Sternen, Morgenröte, von Liebe, Gesang und Jubel. Zugleich enthielten beide Predigten deutliche politische Botschaften: Der Papst geißelte Allmachtsphantasien, Ausgrenzung und Ausbeutung und forderte die Wahrung der Würde jedes Menschen. Und mahnte immer wieder Frieden an. Beim Segen "Urbi et orbi" benannte er detailliert Not und Krisen vieler Länder der Erde.

Die besonderen Riten der Heiligen Nacht schien Leo XIV. sehr zu genießen. Die Segnung des "Bambinello", des Christkinds, das er in einem feierlichen Zug mit vielen Kindern und Kardinälen zur Krippe im linken Seitenschiff des Petersdoms trug, vollzog er mit großer Andacht. Nach seinen vielsprachigen Weihnachtsgrüßen wirkte Leo XIV. durchaus erleichtert. Am Freitag, dem zweiten Weihnachtstag, folgt noch das Mittagsgebet auf dem Petersplatz, bevor an Silvester, Neujahr und dem 6. Januar mit der Schließung der Heiligen Pforte weitere Großeinsätze auf den Papst warten.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA