Bischöfe rufen an Weihnachten zu Solidarität mit Schwachen auf

"Unbeschreibliche Würde eines jeden von uns"

In ihren Predigten an Weihnachten kritisieren die deutschen Bischöfe Egoismus und Ausgrenzung. Sie erinnern an den Kern des Festes: Gott wird Mensch. Erst aus der Menschwerdung Gottes in Jesus leite sich die Würde jeder Person ab.

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Aus eigenem Material und Agenturen
Weihnachtsbaum in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Weihnachtsbaum in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

Im Kölner Dom hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Weihnachtsmorgen die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in den Vordergrund gestellt. Im unglaublichen Akt der Menschwerdung übersetze Gott die Sprache des "Ewigen Wortes" in die "irdische Grammatik" der Menschen. 

Kardinal Woelki im Pontifikalamt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion 2025 / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kardinal Woelki im Pontifikalamt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion 2025 / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Daraus, dass der Mensch Selbstübersetzung Gottes in die Welt sei, leite sich die "unbeschreibliche Würde eines jeden von uns, ganz gleich, ob Frau, Mann oder Kind, ob reich oder arm, ob weiß oder schwarz, ob Christ oder Nicht-Christ" ab. Wer sich an einem Menschen als Gottes Ebenbild vergreife, so der Kölner Erzbischof, der vergreife sich im letzten auch "am Urbild", an Gott selbst. Aus diesem Geist heraus rief er die Gläubigen dazu auf, die Welt im Sinne der Weihnacht heller und menschlicher zu machen. Eine ausführliche Zusammenfassung der Predigt finden Sie hier.

Kardinal Marx: "Ja zu einer Hoffnung - trotz alledem"

Die Geschichte der Menschheit zeige, dass die Antwort auf Herausforderungen nicht Resignation und Zynismus sein müssten, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx in seiner Weihnachtspredigt. Das "Ja zu einer Hoffnung - trotz alledem" sei eine tief gehende Kraft, die auch über dunkle Zeiten hinweg die Vision einer geschwisterlichen Welt und einen offenen Himmel im Auge behalte. Christinnen und Christen seien aufgefordert, "deutlich, klar und präsent" diese Vision zu verteidigen.

Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat (dpa)
Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat ( dpa )

Die Geburt Jesu und seine Lebensgeschichte hätten trotz der bedrohlichen Umstände eine unzerstörbare Bewegung in Gang gesetzt, die den Kräften des Untergangs und der Gewalt nicht das Spielfeld überlasse, betonte Marx. Auch heute angesichts der dunklen Zeichen einer zerrissenen Welt, der Gewalt, des Nationalismus und der Vorherrschaft allein ökonomischer Interessen halte er daran fest, dass der Glaube an einen Gott der Geschwisterlichkeit und des Friedens keine utopische Träumerei sei. Das Christentum werde Teil des Kernprofils Europas bleiben. Diese Botschaft der Freiheit, der Würde und Geschwisterlichkeit aller werde eine Renaissance erleben.

Bischof Bätzing kritisiert Tendenzen zu Abschottung

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, rief zum Weihnachtsfest zu Solidarität mit den Schwachen und Generationengerechtigkeit auf. "Wohin führt denn am Ende der neue egoistische Nationalismus mit seiner Parole des Wir zuerst ?", fragte er in seiner Predigt. Er sehe die um sich greifenden Tendenzen der Abschottung kritisch. Er erschrecke davor, sagte er.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), im Eröffnungsgottesdienst zu Beginn der Herbstvollversammlung am 22. September 2025 in Fulda / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), im Eröffnungsgottesdienst zu Beginn der Herbstvollversammlung am 22. September 2025 in Fulda / © Harald Oppitz ( KNA )

Bätzing warnte davor, Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt allein national oder kurzfristig sichern zu wollen. Ein freies und selbstbestimmtes Leben lasse sich nicht bewahren, "wenn wir nicht zugleich für das Lebensrecht der besonders Verletzlichen in jeder Hinsicht eintreten", sagte der Limburger Bischof. Der Sozialstaat lebe davon, "dass die Generationen füreinander einstehen und die Gesunden für die Kranken, die Starken für die Schwachen".

Erzbischof Heße: Die Botschaft Jesu beginnt bei den Kleinen und Ausgestoßenen

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße würdigte an Weihnachten die Hirten von Bethlehem als christliche Schlüsselgestalten. Sie seien die ersten beim neugeborenen Kind Jesus gewesen, "obwohl sie eigentlich in der damaligen Gesellschaft die letzten waren", sagte Heße im Weihnachtsgottesdienst im Hamburger Mariendom. Als Tagelöhner hätten sie zur Unterschicht gehört und als Gauner und "gottlos" gegolten. Dies bedeute: Die Botschaft Jesu beginne bei den Kleinen und Ausgestoßenen. Und werfe die Frage auf: "Wer müsste in meinem Leben, in unserer Kirche, in unserem Land mehr Platz bekommen und stärkere Beachtung finden?"

Wegen ihres Berufs hätten Hirten permanent mobil und flexibel sein müssen, ergänzte Heße. "Oft müssen sie aus dem Moment heraus Entscheidungen treffen und ihre Herde lenken." Auf den Ruf der Engel hin hätten sie sofort eine Kurskorrektur in Richtung Bethlehem vorgenommen. Auch Jesus selber sei später als Wanderprediger umhergezogen. "Zum Christsein gehört offenbar damals wie heute Mobilität", so der Erzbischof. Und zu fragen sei: "Verfüge ich als Christ über genügend innere Mobilität?"

Erzbischof Burger fordert Bewahrung von Frieden

Für den Freiburger Erzbischof Stephan Burger fordert die christliche Weihnachtsbotschaft dazu auf, die Welt zum Guten hin zu verändern. Sei es für mehr Umweltschutz oder für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und Respekt. Dieser Appell richte sich an alle, sagte der Bischof am ersten Weihnachtsfeiertag im Freiburger Münster. 

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, spricht beim Silvester-Gottesdienst im Freiburger Münster / © Jason Tschepljakow (dpa)
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, spricht beim Silvester-Gottesdienst im Freiburger Münster / © Jason Tschepljakow ( dpa )

Christen sollten die Vorstellung ernst nehmen, dass Gott "in unserem Leben Bahn bricht und das in unserer Zeit", sagte Burger. Er sprach sich für mehr Toleranz und gesellschaftlichen Zusammenhalt aus. "Da geht es um unsere Werte und um den Umgang mit unserem Nächsten, egal welcher Ethnie er angehört, welche Hautfarbe und welche Religion oder Weltanschauung er haben mag", betonte der Bischof. Er rief auch zum Respekt vor dem menschlichen Leben und zur "Bewahrung von Sicherheit und Frieden" sowie zur "Bewahrung der Schöpfung" auf.

Erzbischof Bentz: "Gott im Leben einen Platz" einräumen

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz rief zu Weihnachten dazu auf, "Gott im Leben einen Platz" einzuräumen. Dann werde Menschenfreundlichkeit Kompass des menschlichen Handelns und Friedfertigkeit zum Maßstab, sagte Bentz am Donnerstag im Paderborner Dom. Der Erzbischof rief dazu auf, das eigene Denken, Reden und Handeln von der Menschenfreundlichkeit Gottes durchdringen zu lassen.

Gott werde am Verhandlungstisch der Mächtigen, die Verantwortung über Krieg und Frieden sowie über die Zukunft geschundener Menschen tragen, kein Platz eingeräumt, beklagte der Paderborner Erzbischof. Gott habe auch da keinen Platz, wo öffentliche Verunglimpfung, Spaltung und Mobbing den Ton bestimmten und viele Likes Aufmerksamkeit erzielten, während die Geschädigten aber auf der Strecke blieben.

Erzbischof Gössl ruft zu Frieden auf

Weihnachten ist laut dem Bamberger Erzbischof Herwig Gössl ein Aufruf dazu, zum Frieden beizutragen sowie mitzuhelfen, Konflikte zu entschärfen. Das Fest zeige, wie die Welt nach Gottes Willen sein könne. Dieser gebe die Menschen trotz Kriegen und Hass nicht auf, daher dürften sie dies auch nicht tun. 

Gottesdienst am dritten Tag der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Kloster Steinfeld unter der Leitung von Erzbischof Herwig Gössl, Erzbischof von Bamberg 
 / © Nicolas Ottersbach (DR)
Gottesdienst am dritten Tag der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Kloster Steinfeld unter der Leitung von Erzbischof Herwig Gössl, Erzbischof von Bamberg / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hob vor Heiligabend darauf ab, Weihnachten sei die "Nacht der Nähe Gottes, eine Nacht, in der wir Mut fassen können. Fürchtet euch nicht, der euch tröstende Gott ist bei euch". Weihnachten vermittle, dass es einen Trost über diese Welt hinaus gebe. Gott sei "der Trost, der uns nicht fallen lässt ins Nichts".

Bischof Jung fordert Einsatz für Bedrängte

Nach den Worten des Würzburger Bischofs Franz Jung ist Weihnachten kein bloßes Lebensgefühl, sondern ein konkreter Auftrag für die Gesellschaft. Er appellierte, Orte zu schaffen, an denen Hoffnung, Frieden und der Schutz der Schwächsten sichtbar würden. Weil Gott Mensch geworden sei, heiße es, dort, wo Menschen unter Druck gerieten, sich für sie einzusetzen.

In Augsburg betonte Bischof Bertram Meier, seit Gott selbst sich in die Krippe gelegt habe, gelte: "Die Welt wird nicht gerettet durch kühle Rechner und kaltes Kalkül, sondern durch die Liebe." Christinnen und Christen sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für den Retter der Welt. 

In Eichstätt erinnerte der das Bistum übergangsweise leitende Alfred Rottler, dass sich Gottes Größe im Kleinsein zeige. Gott habe es nicht nötig, seine Größe und Allmacht herauszuhängen, sondern komme als schutzloses Kind in Bethlehem zur Welt - fernab von Macht und Glanz. Dabei zeige sich seine tiefe Solidarität mit Mensch und Welt, aber vor allem mit den Armen und Schwachen.

Bischof Wiesemann: Für Menschenwürde einstehen

Die christliche Weihnachtsbotschaft ist für den Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann ein Aufruf zu Anteilnahme und Mitgefühl. Dass die Hirten in Bethlehem, die damals im sozialen Gefüge ganz unten standen, die ersten Zeugen der Geburt Jesu wurden, sei ein Zeichen der Solidarität Gottes mit allen, die auch heute an den Rändern der Gesellschaft leben, betonte Wiesemann in seiner Weihnachtsbotschaft.

Bischof Karl-Heinz Wiesemann / © Marko Orlovic (DBK)
Bischof Karl-Heinz Wiesemann / © Marko Orlovic ( DBK )

Weihnachten rufe dazu auf, das, was täglich an Unrecht und Unfrieden geschieht, wirklich an sich heranzulassen, so der Bischof. Weihnachten sei ein drängender Appell, für Menschenwürde, für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen und "allen Mächten zu widerstehen, die unsere politische Kultur vergiften und die Gesellschaft spalten".

Bischof Gerber feiert wieder öffentliche Gottesdienste

In seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag forderte der Fuldaer Bischof Michael Gerber dazu auf, statt Egoismus mehr Mitgefühl zu zeigen. "Empathie ist im Licht von Weihnachten keine Schwäche, sondern die entscheidende Stärke des Menschen." Damit stehe die christliche Botschaft in genauem Gegensatz zu dem, was US-Tech-Milliardär Elon Musk gesagt habe, wonach Empathie die entscheidende Schwäche der westlichen Gesellschaft sei. 

Die Gottesdienste an Weihnachten sind Gerbers erste öffentliche Liturgien nach seiner Krebserkrankung. In den vergangenen Monaten hatte sich Gerber einer Chemotherapie unterzogen. Der Genesungsprozess schreite gut voran, hatte das Bistum in der vergangenen Woche mitgeteilt. Die Phase des Gesundwerdens sei zugleich noch nicht abgeschlossen.

Bischof Wilmer: Weihnachten ist "hochpolitisch"

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer bezeichnete Weihnachten als "hochpolitisch". "Jesu Botschaft ist damals wie heute Gottes Widerspruch gegen eine Welt, die ihre Probleme mit Gewalt und Krieg lösen will", sagte er in seiner Weihnachtspredigt im Hildesheimer Dom. "Das Kind von Bethlehem widerspricht jeder Form von Verachtung, Ausgrenzung und Verrohung der Sprache."

Jesus habe Feindesliebe gelehrt, erklärte Wilmer. In einer Welt, in der die Gewalttätigen den Rhythmus des Weltgeschehens bestimmten, überfordere viele diese Haltung. "Aber ich höre seine Worte auch als Ermutigung, Frieden immer wieder zu versuchen."

Helmut Dieser, Bischof von Aachen / © Harald Oppitz (KNA)
Helmut Dieser, Bischof von Aachen / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Aachener Bischof Helmut Dieser warnte vor der Ausbeutung des Planeten und wachsender Polarisierung. Weihnachten erinnere daran, dass ein anderes Miteinander möglich sei: solidarisch, friedlich und verantwortungsvoll gegenüber dem "gemeinsamen Haus" Erde, sagte Dieser am ersten Weihnachtstag im Aachener Dom.

Es gebe nur diesen einen Planeten, auf dem Menschen, Tiere und Pflanzen zusammenlebten, so der Bischof. Die Welt sei so gestaltet, dass Leben möglich sei - und dass Menschen Schönheit wahrnehmen, gestalten und bewahren könnten. Weihnachten bedeute, dass Gott als Ursprung dieser Ordnung nicht ferngeblieben sei, sondern mit der Geburt seines Sohnes Jesus den Kontakt zu den Menschen gesucht habe.

Bischof Meier: Appell für "gelebte Weihnacht"

Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier appellierte für eine "gelebte Weihnacht". Entscheidend sei, dass die Botschaft von der Menschwerdung Gottes das alltägliche Leben prägt, sagte Meier in seiner Weihnachtspredigt im Osnabrücker Dom. Dazu gehöre die Bereitschaft, sich vom göttlichen Wort ansprechen zu lassen und Gottes Botschaft anzunehmen.

"Jeder ist bei Gott geachtet", sagte Meier. "Keiner wird von der Botschaft des Lebens und des Friedens ausgeschlossen." Weihnachten rege dazu an, Verantwortung füreinander und für die nach Solidarität suchenden Menschen zu übernehmen. Wer Weihnachten leben wolle, dürfe sich an dem orientieren, "der als Licht in die Welt kam, um vom ewigen Licht Zeugnis zu geben".

Bischof Peter Kohlgraf bei der Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion 2025 / © Nicolas Ottersbach (DR)
Bischof Peter Kohlgraf bei der Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion 2025 / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief am ersten Weihnachtsfeiertag dazu auf, den Sinn des Lebens in kleinen Alltagsaufgaben statt im Großen und Komplizierten zu suchen. "Wer Weihnachten feiert, erkennt auch den tieferen Sinn christlicher Nächstenliebe", sagte Kohlgraf im Mainzer Dom. Dies zeige sich symbolisch im Jesuskind in der Krippe, das ein Symbol für den tiefsten Sinn des Lebens - die Liebe - sei. "Ein Kind in der Krippe erdrückt nicht und belehrt nicht, sondern bewegt mich zur Gegenliebe". 

Der Glaube an Gott als "liebenden Sinn" des Lebens könne Menschen in schweren Zeiten helfen. "Er lässt mich auch Zweifel und Fragen aushalten", erklärte Kohlgraf. "Und ich bekenne auch, dass mir Gott mitunter ein Rätsel bleibt." Gläubige Menschen trügen keine rosarote Brille - Lüge und Hass, Krankheit und Tod würden gesehen. Doch gelte die Überzeugung, dass "das Gute stärker ist als das Böse".

Bischof Overbeck betont Kraft des Gebets

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte zu Weihnachten die Kraft des Gebets. An die Menschwerdung Gottes in einem Kind zu erinnern, sei eine Ermutigung, "immer wieder mit dem Beten neu anzufangen", sagte Overbeck in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag (Donnerstag) im Hohen Dom zu Essen.

Aus dem Gebet sollen nach Worten Overbecks auch Taten folgen. Beten fange "immer wieder damit an, es zur Tat werden zu lassen in der Welt, in der wir jetzt leben". Das Gebet sei zudem "Raum der Klage und des Aushaltens des Nichts", fügte Overbeck hinzu. In Grenzsituationen des Leidens könnten altbekannte Gebete "wie ein Geländer durchs Leben tragen, wenn sonst wenig bis nichts mehr hält", sagte er. Solches Leiden könne helfen, "den Anker der Hoffnung auf Gott hin auszuwerfen, um neu Orientierung zu finden".

Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann rief dazu auf, das Staunen nicht zu verlernen. Staunen sei auch "ein wichtiges Gegenmittel gegen das, was uns oft genug im Alltag überkommt: Erschrecken", sagte Ackermann im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im Trierer Dom. Er denke dabei etwa an das Erschrecken über Hass und Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen antun, über Fake-News und Lügen oder über die unverhohlene Bereitschaft, Menschen in den digitalen Netzwerken mit Häme und Spott zu überziehen.

Staunen meine "eine Begeisterung und eine Bewunderung, die weit über ein schlichtes Sich-Wundern" hinausgehe, sagte Ackermann weiter. Zum Staunen in diesem Sinne lade Weihnachten ein: "Um uns seine Nähe und Liebe zu zeigen, wählt Gott das, was 'zigtausend Mal jeden Tag auf unserer Erde vorkommt und was doch zum größten Wunder gehört, das wir kennen: die Geburt eines Menschen." Je mehr Menschen sich dieses Staunen bewahren würden, "umso mehr wächst die Chance, dass Weihnachten nicht bloß ein gefühlvolles Fest bleibt, sondern sich spürbar positiv in unserem Alltag auswirkt".

Bischof Neymeyr appelliert an Schutz von Menschenwürde

Weihnachten ist für den Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ein Aufruf für den Schutz der Würde aller Menschen. Gott sei als Kind in der Krippe Mensch geworden - damit verbinde sich die Größe und Würde eines jeden Menschen, erklärte Neymeyr in seiner Weihnachtsbotschaft. Daraus ergebe sich auch ein Auftrag zum Schutz der Würde aller Menschen und zum Bemühen um gute zwischenmenschliche Beziehungen "trotz aller gegenläufigen Missverständnisse, Abneigungen und Verletzungen".

Die Weihnachtsbotschaft sollte nach Ansicht des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt sensibler für die Situation von Flüchtlingen machen. Er verwies auf Berichte aus den aktuellen Kriegsgebieten im Gazastreifen, Sudan und der Ukraine. "Das sind Bilder, die uns in unseren gesicherten Lebensverhältnissen und warmen Weihnachtsstuben emotional überfordern können. Dennoch: Wir dürfen uns diese Bilder nicht ersparen - weil wir dort Menschengeschwister sehen, die wie du und ich betroffen sein könnten", mahnte er in seiner Weihnachtsbotschaft.

Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen / © Martin Jehnichen (KNA)
Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen / © Martin Jehnichen ( KNA )

Weihnachten hält laut Bischof Heinrich Timmerevers nicht nur für Christen eine Botschaft bereit. "Wer an der Krippe verweilt, entdeckt etwas Elementares: Das Leben findet seinen Sinn nicht im Haben, sondern im Sich-verschenken", erklärte er in seiner Weihnachtsbotschaft. "In der Fähigkeit zu lieben, sich zu verschenken, den anderen zu sehen und für ihn da zu sein. Gott geht uns diesen Weg vor - nicht mit Macht, sondern durch sein eigenes Beispiel." Weihnachten erzähle von Menschen, die sich auf den Weg machten, weil sie spürten, dass ihr Leben mehr sein könne als Alltag, Routinen oder flüchtige Freuden. Das sei nach wie vor aktuell.

Der Passauer Bischof Stefan Oster lud dazu ein, sich Gott ans Herz gehen zu lassen. Denn dessen Sehnsucht sei es, "dass wir draußen in der Welt Friedensmenschen werden". Diese zerrissene Welt brauche nichts mehr als weihnachtliche Menschen, die wüssten, worum es gehe, "wenn es um den Frieden geht, der von Gott kommt". 

In Regensburg erklärte Bischof Rudolf Voderholzer, Weihnachten stehe für Aufrichtung, Versöhnung und Hoffnung, für den Einzelnen, aber auch für Gesellschaften und Völker. Gott trete nicht als Baumeister, sondern Architekt auf, der den Bauplan und die Maßstäbe vorgebe. Der konkrete Wiederaufbau liege in der Verantwortung der Menschen.

Bischof Feige sieht in Weihnachten große Willkommensbotschaft

Von Weihnachten geht laut dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige eine große Willkommensbotschaft aus. "Christus im eigenen Leben eine Herberge zu geben, heißt zugleich aber auch, sich zu fragen: Für wen gibt es überhaupt Platz, in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt, in unserem Land? Wer gehört dazu?", so Feige in seinem ebenfalls vor Heiligabend veröffentlichten Weihnachtswort. Die Frage sei präsent in Politik und Gesellschaft ebenso wie in Kirchen und Familien.

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Klaus Krämer charakterisierte das Weihnachtsfest als Lichtstrahl der Hoffnung für die Menschheit. Christliche Überzeugung sei es, dass Gott an der Not der Menschen nicht achtlos vorbeigehe, sagte Krämer im Rottenburger Dom. "In Gottes Zuwendung zu den Armen und Bedürftigen dringt ein Licht in das Dunkel dieser Welt, das nicht mehr verlöschen wird."

Antonius Hamers / © Henning Schoon (KNA)
Antonius Hamers / © Henning Schoon ( KNA )

Der Diözesanadministrator des Bistums Münster, Antonius Hamers, rief zu Weihnachten Christinnen und Christen zur Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens auf. "Gegen Hass, Ausgrenzung und Lieblosigkeit setzen wir die frohe Botschaft von Gottes Liebe zu allen Menschen", sagte er am Ersten Weihnachtstag im Dom zu Münster. Hamers leitet das Bistum, bis es einen Nachfolger für Bischof Felix Genn gibt, der im März in den Ruhestand trat.

Gott traue Christinnen und Christen die Verantwortung zu, "die Welt im Sinne Jesu Christi zu gestalten, Gerechtigkeit zu schaffen, wirtschaftliche Probleme zu überwinden, Sozialsysteme generationengerecht zu reformieren, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewährleisten, Leben zu schützen, die Schöpfung zu bewahren" und sich für den Frieden einzusetzen. "Bei allem Negativen, was unsere Wirklichkeit prägt und bestimmt - Krieg in der Ukraine und im Sudan, Ungerechtigkeit und Hunger, gesellschaftliche Spaltung und soziale Herausforderungen - wir setzen dagegen die frohe Botschaft von Weihnachten: Gott wird Mensch."

EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: Frieden beginnt im Kleinen

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte in ihrer Weihnachtsbotschaft, Frieden beginne im Kleinen. "Die Schwester des großen Friedens ist die Freundlichkeit im Alltag", sagte die Hamburger Bischöfin. Jeder könne sich in seinem Umfeld freundlich seinen Mitmenschen zuwenden.

Der rheinische Präses Thorsten Latzel erklärte, Weihnachten sei "Mut-Zeit". Die Worte der Engel "Fürchte dich nicht!" aus der Weihnachtsgeschichte seien angesichts der aktuellen Weltlage besonders wichtig, sagte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Heiligabend-Predigt in Düsseldorf. Die Botschaft widerspreche der Selbstsucht der Autokraten und der Angstmacherei von politischen Extremisten.

Quelle:
DR

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