Neben der festlichen Weihnachtsliturgie wünscht sich Schwester Philippa Rath keine Weihnachtsgeschenke. Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte sie: "Die wunderbaren uralten Melodien etwa der Weihnachtsresponsorien in der Vigil sind dabei für mich jedes Jahr ein wunderschönes Geschenk. Da brauche ich keinerlei weitere Geschenke mehr." Im Kloster sitze die Gemeinschaft nach der Messfeier mit ihren Gästen am geschmückten Weihnachtsbaum und an der Krippe zusammen und genieße "ein festliches Weihnachtsessen und ein gutes Glas Wein", verriet die Benediktinerin.
In ihren ersten Jahren in der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Eibingen bei Rüdesheim habe sie das gemeinsame Weihnachtsfest mit ihrer Familie und den Kindern ihrer Schwester vermisst: "Weihnachten mit Kindern ist einfach ganz besonders schön. Die Spannung am Vorabend und dann die leuchtenden Augen bei der Bescherung werde ich sicher nie vergessen." Auch der gemeinsame Kirchgang mit der Familie - oft auch im Schnee - sei für sie eine schöne Erinnerung. Inzwischen sei sie schon so lange im Kloster, dass sie die dortige Art Weihnachten zu feiern lieben gelernt habe und sie nicht mehr missen möchte, sagt Schwester Philippa.
Hinwendung zu Heimatlosen und Ausgegrenzten
An Weihnachten berührt sie die Hinwendung Gottes zu den Armen und Ausgegrenzten, zu den Heimatlosen und Flüchtenden, die in der Weihnachtsgeschichte deutlich zum Ausdruck komme, am stärksten. Auch der Lobgesang der Engel sei ihr wichtig, weil er sie daran erinnere, "dass nur dann wirklicher Friede unter uns Menschen wachsen kann, wenn wir Gott die Ehre geben". An Weihnachten scheinen dies viele Menschen heute wieder neu zu spüren, meint Philippa Rath - denn schon lange sei die Kirche des Klosters an den Festtagen nicht mehr so voll gewesen wie in den vergangenen Jahren.
Die Erfahrung, dass das Wichtigste und Entscheidende im Leben und in der Geschichte der Menschheit im Stillen, im eher Unscheinbaren geschieht, habe ihr Weihnachtsfest geprägt, berichtet die Schwester. Maria und Josef gehörten zu den stillen Figuren, über die in der Bibel sehr zurückhaltend berichtet werde, obwohl sie Schlüsselgestalten des Heilsgeschehens seien: "Dank Maria und Josef konnte Weihnachten werden, wo wir die Menschwerdung Gottes feiern. Dieses Glaubensgeheimnis ist für mich das entscheidende", sagt sie.
Schließlich sei Weihnachten sozusagen das Alleinstellungsmerkmal des Christentums: "Wir haben nicht einen Gott, der in der Ferne thront, sondern einen, der Mensch geworden ist, der sich auf Augenhöhe mit uns begibt und uns durch alle Höhen und Tiefen des Lebens begleitet."
Ihren Weihnachtswunsch an die Kirche formuliert Rath, die sich für Frauenrechte einsetzt und als Delegierte an den Beratungen des Reformprozesses Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland teilnahm, so: "Dass sie sich weiter und immer mehr mit all ihren Kräften für den Frieden in der Welt und für Gerechtigkeit einsetzen und Letzteres auch im eigenen Inneren Schritt für Schritt verwirklichen möge."