Weltkirchenrat-Vorsitzender warnt vor Missbrauch des Christentums

"Gegenteil von Christlichkeit"

Sich auf das Christentum berufen und gleichzeitig die christliche Botschaft mit Füßen treten. Heinrich Bedford-Strohm kritisiert dieses Verhalten bei politischen Führern in Russland und den USA. Er warnt auch vor der AfD.

Wladimir Putin (l) und Donald Trump / © Evan Vucci (dpa)
Wladimir Putin (l) und Donald Trump / © Evan Vucci ( dpa )

Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK), Heinrich Bedford-Strohm, kritisiert einen "zunehmenden politischen Missbrauch" des Christentums. Die Botschaft für eigene Zwecke zu missbrauchen, dürfe nicht sein, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Als Beispiele nannte er Entwicklungen in den USA, in Russland und die AfD.

Bayrischer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch (epd)
Bayrischer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch ( epd )

Trump gebe eine eigene Bibel heraus, trete aber gleichzeitig grundlegende Orientierungen des Christentums mit Füßen, kritisierte Bedford-Strohm den US-Präsidenten scharf. Er bezeichne Menschen als Tiere oder Abschaum und gehe brutal gegen Flüchtlinge vor.  "Wir müssen gerade an Weihnachten dafür kämpfen, dass diese komplette Instrumentalisierung des Christentums für die eigenen politischen Zwecke aufhört", so der ÖRK-Vorsitzende.

Putins Krieg "Gegenteil von Christlichkeit"

Wladimir Putin greife unter Berufung auf die christliche Kultur ein anderes Land brutal an und töte jeden Tag Zivilisten mit Bomben, sagte der frühere bayerische Landesbischof. "Da wird mit christlicher Religion etwas legitimiert, was das Gegenteil von Christlichkeit ist." Die Politik der AfD stehe im klaren Widerspruch zu dem, wofür das Christentum stehe, so Bedford-Strohm weiter. "Die AfD behauptet, das Christentum in unserem Land zu schützen, vor allem gegen muslimische Flüchtlinge. Mit dem, wofür Jesus Christus steht, hat das nichts zu tun."

Dem ÖRK mit Sitz in Genf gehören nach eigenen Angaben derzeit 356 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern und Gebieten weltweit an, die rund 580 Millionen Christen vertreten. Zu ihnen zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen sowie anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen, nicht jedoch die römisch-katholische Kirche. Auch die russisch-orthodoxe Kirche, die den Krieg gegen die Ukraine unterstützt, ist weiter Mitglied.

Weltkirchenrat

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), auch Weltkirchenrat genannt, gehören derzeit 356 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in rund 140 Ländern an. Sie repräsentieren weltweit mehr als 500 Millionen Christen. Der Weltbund wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet. Er hat seinen Sitz in Genf.

Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels (KNA)
Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels ( KNA )
Quelle:
KNA