Der höchste katholische Würdenträger von England und Wales tritt in den Ruhestand: Papst Leo XIV. hat den altersbedingten Rücktritt von Kardinal Vincent Gerard Nichols (80) angenommen, wie der Vatikan am Freitag mitteilte. Zugleich ernannte er Charles Phillip Richard Moth, bisher Bischof von Arundel und Brighton, zum neuen Erzbischof von Westminster.
Moth wurde am 8. Juli 1958 in Chingola (Sambia) geboren und wuchs in Großbritannien auf. Seine Priesterausbildung erhielt er in Surrey sowie im kanadischen Ottawa, wo er ein Lizenziat in Kirchenrecht erwarb. Am 3. Juli 1982 erhielt er die Priesterweihe in der Erzdiözese Southwark. 2009 wurde er zum Ordinarius für das britische Militär gewählt und zum Bischof geweiht. Seit 2015 ist er Bischof von Arundel und Brighton.
Höchster katholischer Würdenträger in England und Wales
Nichols, seit 2009 Erzbischof von Westminster und damit höchster Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales, wurde am 8. November 1945 nahe Liverpool geboren. Er studierte in Rom, wirkte eineinhalb Jahrzehnte im Erzbistum Liverpool, unter anderem als Verantwortlicher für das katholische Bildungswesen. Als Weihbischof von Westminster (1992-2000) führte er fast ein Jahr lang die Amtsgeschäfte der Erzdiözese als Administrator. Dann wurde er Erzbischof von Birmingham.
2009 wurde er Primas von England und Vorsitzender der Bischofskonferenz. Seither tut er sich besonders bei Themen wie Menschenhandel, Sterbehilfe und Seelsorge für Migranten und Flüchtlinge hervor. 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinal.
In England hat sich Nichols durch seinen Einsatz für konfessionelle Schulen, für Ökumene und den interreligiösen Dialog einen Namen gemacht. Beim Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter musste er öffentlich Versäumnisse einräumen und entschuldigte sich bei den Opfern.
Beisetzungen, Krönung und Konklave
Zu den großen liturgischen Anlässen seiner langen Amtszeit gehörten die Trauerfeiern für Königin Elizabeth II. (2022) sowie für Benedikt XVI. (2022) und Papst Franziskus (2025), die Krönung von Charles III. (2023) – bei der er als erster katholischer Bischof seit der Reformation eine Rolle spielte, indem er den neuen König segnete - sowie zuletzt die Papstwahl Leos XIV. und der Besuch von König Charles III. im Vatikan.
England und Rom - Stationen der Entfremdung und Wiederannäherung
"Tod den Papisten!", so rief man in England, seit 1605 ein Katholik das Parlament in die Luft jagen wollte. Erst in der Spätzeit von Königin Elizabeth II. hieß es dann wieder: "Willkommen zu Hause, Herr Kardinal!"
Vor zwei Jahren (im Mai 2023) nahm mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Nummer Zwei des Vatikans als Stellvertreter des Papstes an der Krönung von Charles III. teil.
Das war keinesfalls eine Selbstverständlichkeit - denn über Jahrhunderte standen in England der Papst und "die Papisten" in einem ganz schlechten Ansehen.
