Jesiden

Lalish / © Carolina Graef Alarcón (DR)
Lalish / © Carolina Graef Alarcón ( DR )

Die jesidische Religion zählt zu den ältesten monotheistischen Glaubensrichtungen und hat ihre Wurzeln in der Antike. Weltweit leben schätzungsweise mehr als eine Million Jesidinnen und Jesiden, vor allem im Irak, in Syrien, der Türkei und in Deutschland. Das Jesidentum ist nicht missionarisch. Das bedeutet jesidisch kann man nur werden, wenn man in die Gemeinschaft hineingeboren wird. Zugleich ist die Religion von Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen geprägt, lehnt Gewalt ab und stellt die Nächstenliebe in den Mittelpunkt.

Die zentrale Gestalt im Jesidentum ist Tausi Melek, der sogenannte Engel Pfau. Er gilt als irdischer Stellvertreter Gottes und spielt eine Schlüsselrolle im Glauben der Jesidinnen und Jesiden. Als Mittler verbindet er die Gläubigen mit der göttlichen Welt.

Das Kastensystem

Das Kastensystem ist ein zentraler Bestandteil der jesidischen Gemeinschaft und ordnet spezifische Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb der religiösen Struktur zu. An der Spitze steht der "Mir", das religiöse Oberhaupt. "Pis" und "Sheikhs" übernehmen wichtige religiöse, meditative und heilende Aufgaben und verfügen über vertieftes Wissen zu den Ritualen und Praktiken der Jesiden. Die "Muriden" sind die Gläubigen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Lehren treu zu folgen, die Traditionen zu respektieren und das spirituelle Erbe der Gemeinschaft zu bewahren. Die "Qewals" wiederum sind Hüter der sakralen Texte. Sie sammeln, bewahren und geben das Wissen über Gebete, Hymnen und religiöse Traditionen weiter. Trotz der unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb der Kasten genießen alle Mitglieder der Gemeinschaft gleiche Rechte und Pflichten, unabhängig von Geschlecht oder sozialem Status.

Genozid an den Jesiden

Die Jesiden blicken auf eine bewegte Geschichte zurück, die von Verfolgung und Diskriminierung geprägt ist. Die schwerste Tragödie der jüngeren Vergangenheit war der Genozid durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) im Jahr 2014. Tausende Jesiden wurden getötet, ihre Gemeinschaft ins Exil getrieben. Auch nach der Rückeroberung einiger Gebiete im Irak können weiterhin Tausende bis heute nicht in ihre Heimat zurückzukehren.