Bischof mahnt US-Regierung zu Mäßigung im Kampf gegen Drogen

Anspruch auf ein ordentliches Gerichtsverfahren

Die völkerrechtlich umstrittenen Angriffe des US-Militärs auf mutmaßliche Drogenboote in der Karibik lösen auch innerhalb der katholischen Kirche Reaktionen aus. Der für das Militär zuständige Erzbischof ist besorgt.

Symbolbild Drogenkriminalität / © M-Production (shutterstock)
Symbolbild Drogenkriminalität / © M-Production ( shutterstock )

In der Debatte um den von US-Präsident Donald Trump geführten Drogenkrieg in der Karibik hat sich der katholische Erzbischof Timothy Broglio eingeschaltet. Niemand dürfe zu einer unmoralischen Handlung gezwungen werden, "und selbst diejenigen, die einer Straftat verdächtigt werden, haben Anspruch auf ein ordentliches Gerichtsverfahren", zitierte das Portal The Tablet aus einer Erklärung des Erzbischofs, der innerhalb der nationalen Bischofskonferenz für die Streitkräfte zuständig ist. 

Seit mehreren Wochen fährt das US-Militär gezielt Attacken gegen mutmaßliche Drogenboote aus Venezuela oder Kolumbien in der Karibik. Bei den Angriffen kamen bislang mehrere Dutzend Menschen ums Leben. Das Vorgehen ist völkerrechtlich umstritten, die US-Regierung rechtfertigt das Vorgehen mit dem Schutz des eigenen Landes vor einer Kokainschwemme.

Zweck heiligt nicht die Mittel

Im Kampf gegen Drogen heilige der Zweck niemals die Mittel, betonte Broglio, der von 2022 bis Herbst 2025 Vorsitzender der Bischofskonferenz war. Das moralische Prinzip, das die vorsätzliche Tötung von Nichtkombattanten verbiete, nannte der Erzbischof unantastbar. Deswegen sei es ein illegaler und unmoralischer Befehl, Überlebende auf einem Schiff, die keine unmittelbare tödliche Bedrohung für die Streitkräfte darstellen, absichtlich zu töten.

Broglio ging damit auf Vorwürfe ein, das US-Militär habe Überlebende einer Attacke ein zweites Mal angriffen und dann getötet. Die Zerschlagung mächtiger krimineller Netzwerke, die für die Einfuhr illegaler Substanzen in die USA verantwortlich zeichneten, sei eine notwendige und lobenswerte Aufgabe, so der Erzbischof. Dafür dürfe aber niemand zu einer unmoralischen Handlung gezwungen werden.

Diejenigen, die einer Straftat verdächtigt würden, hätten Anspruch auf ein ordentliches Gerichtsverfahren. Man wisse nicht, ob jeder Seemann auf einem Schiff, das vermutlich illegale Drogen transportiere, über die Art der Ladung Bescheid wisse, gab Broglio zu bedenken. "Wir wissen jedoch, dass es einen legalen Weg gibt, ein verdächtiges Schiff zu stoppen, es zu entern und Mitglieder der Küstenwache hinzuzuziehen, die befugt sind, Festnahmen vorzunehmen."

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )
Quelle:
KNA