Kardinal Marx sieht in Papst Leo keine Kopie von Franziskus

Gut im Papstamt angekommen

Zum Jahresende ist im Münchner Presseclub der Erzbischof von München und Freising zu Gast. Kardinal Reinhard Marx hatte viel zu erzählen: vom Papst, der Kirche, der Hoffnung und seiner Vorbereitung auf den Weihnachtsgottesdienst.

Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat (dpa)
Kardinal Reinhard Marx / © Marijan Murat ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erlebt Papst Leo XIV. als gut im Amt angekommen. Als Kirchenoberhaupt sei er keine Kopie von Franziskus, sondern er selbst geblieben; mit ruhiger Hand, mit Bedacht und gut reflektiert, sagte Marx am Dienstag im Münchner Presseclub. Leo gehe die Dinge ruhig und sachlich an, aber klar in der Orientierung - auch wenn es noch keine Art Regierungserklärung gebe. Ein großes Thema sei für den neuen Papst der Frieden. Er sorge sich um die Zerrissenheit der Welt, aber auch um die Einheit der Kirche.

Jedesmal, wenn er den Papst sehe, frage er ihn, wie es ihm gehe, berichtete Marx. Und Leo habe stets geantwortet: "I'm okay." (Mir geht's gut.) Von Anfang an habe er auch deutlich gemacht, dass er den Weg der Synodalität, den Franziskus in die Kirche hineingetragen habe, weitergehen wolle, erinnerte der Kardinal. Es bleibe aber weiter offen, wie genau das passieren wird.

Papst Leo XIV. und Kardinal Reinhard Marx (r.) nach einem Treffen mit Kardinälen am 10. Mai 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. und Kardinal Reinhard Marx (r.) nach einem Treffen mit Kardinälen am 10. Mai 2025 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Synodalität heiße, dass alle möglichen Ideen ventiliert würden, so Marx. Auch im Vorkonklave sei bereits deutlich geworden, das es jemand brauche, der nicht einfach alle Fragen gleich beantworte, sondern die verschiedenen Meinungen zusammenführe.

Synodalkonferenz wird kommen

Marx zeigte sich deshalb auch zuversichtlich, dass der Vatikan die jüngst verabschiedete Satzung für die Synodalkonferenz, ein neues nationales Gremium der katholischen Kirche in Deutschland, genehmigen werde. Die Chancen sehe er "eigentlich gut". Denn die Rote Linie werde eingehalten, dass das Gremium nicht über der Deutschen Bischofskonferenz stehe.

Geplant ist, dass dem Gremium die 27 Ortsbischöfe, 27 Vertreterinnen und Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie 27 weitere Katholikinnen und Katholiken angehören. Entstanden ist es im Rahmen des Reformprozesses Synodaler Weg.

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Reformprojekts Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner (SW)
Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner ( SW )

Auch wenn die Zeiten ernst sind, will Marx nach eigenem Bekunden nicht in das Wehklagen und die Hoffnungslosigkeit auf der Welt mit einstimmen. "Wir glauben, dass der Geist Gottes auch heute wirkt." Die Botschaft des Evangeliums sei so wichtig für alle Menschen, "dass wir da nicht nachlassen sollten". Trotz anhaltender Kirchenaustritte gebe es zugleich Anzeichen, dass sich gerade Menschen unter 40 Jahren wieder für die Kirche interessierten und aufgenommen werden wollten. So habe er erst jüngst 50 Erwachsenen in München die Firmung gespendet.

Marx' erste Weihnachtsideen

Zudem nennt Marx im Münchner Presseclub schon erste Gedanken, wie und was er an Weihnachten predigen wird. Er schreibe keinen Fließtext, sondern notiere sich nur Stichwörter, um aktuell auch noch etwas ändern zu können. Seine Predigt spreche er stets frei. "Bis jetzt geht es so, mein Gehirn funktioniert."

Allerdings halte er die Predigten im Münchner Liebfrauendom wegen seiner Rückenprobleme schon länger im Sitzen, sagte der Kirchenmann. "Aber sonst ist alles okay, macht Euch keine Sorgen." Das Sitzen auf einem Stuhl führe dazu, dass er anders spreche, "so ein bisschen erzählend, wie ein Großvater". Jedenfalls habe er wahrgenommen, dass die Ministranten ihn dadurch direkt anschauten. An Weihnachten sei ihm auf alle Fälle wichtig, deutlich zu machen, dass dieses Kind ein Gegenzeichen sei gegen jene Herrscher, die sagten, es zählten nur Macht, Gewalt und der Profit, betonte der Kardinal.

Erzbistum München und Freising

Um das Jahr 724 kam der Heilige Korbinian aus Arpajon bei Paris als Wanderbischof nach Freising und predigte in Altbayern den christlichen Glauben. Er ist der geistliche Vater des Bistums Freising und des Erzbistums München und Freising. 739 wurde das Bistum Freising errichtet und entwickelte sich in der Folge zum kulturellen Zentrums Altbayerns. 

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)
Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo ( shutterstock )
Quelle:
KNA