Seit 100 Jahren gibt es die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Rheinland und Westfalen e.V. Das ist Anlass genug für eine Ausstellung, die die Entwicklung der Krippenkunst in den letzten hundert Jahren zeigt. In St. Gereon in Köln stehen künstlerisch wertvolle Unikate im Fokus – fernab von kitschigen Darstellungen.
"Die Krippenfreunde haben sich 1925 zum Ziel gesetzt, gegen Kitsch in Krippen vorzugehen." erklärt Caroline Weber von der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Rheinland und Westfalen e.V. Besonders Kirchenkrippen aus Gips im Nazarenerstil seien den Vereinsgründern ein Dorn im Auge gewesen, sagt Weber. Billiges Material und Massenware fand man "unwürdig und kitschig für das Gotteshaus". Ziel war es, diese Krippenfiguren durch handgefertigte Unikate von Bildhauern zu ersetzen.
Moderne und historische Krippen
Krippen seien immer Kinder ihrer Zeit, sagt Weber. So seien historische Barockkrippen oder Figuren in Trachten einmal modern gewesen. In der Ausstellung in St. Gereon gebe es deshalb auch eine Krippe aus der heutigen Zeit: die Baustellenkrippe von Rudi Bannwarth. Hier trägt Josef Arbeitskleidung, Maria einen roten Parka, das Jesuskind ist auf ihrem Arm, und im Hintergrund finden sich Alltagsszenen mit Feuerwehrleuten und Passanten. Darunter auch ein Mann, der zwei Plastiktüten trägt. Vielleicht ist er obdachlos, vielleicht war er gerade einkaufen – vieles bleibt der Interpretation des Betrachters überlassen.
Caroline Weber betont: "Das ist eine Krippe aus unserem heutigen Leben und alles andere als kitschig." Sie zeigt, wie zeitgenössische Themen und Handwerkskunst miteinander verschmelzen: Jede Figur wurde von Rudi Bannwarth mit der Hand geschnitzt. Bannwarth ist Bildhauer, der sein Handwerk in Oberammergau und Berchtesgaden gelernt hat. Er hatte erst kürzlich die Krippenfigur des NS-Widerstandskämpfers Nikolaus Groß angefertigt, die in St. Agnes in Köln zu sehen ist.
Zu den besonderen Exponaten in der Ausstellung in St. Gereon gehört für Weber auch die große Altarkrippe von Hermann Inhetvin, die normalerweise in der Kölner Kirche St. Michael am Brüsseler Platz steht. Sie stammt aus dem Jahr 1928, ist vom Expressionismus beeinflusst, mit großen handgeschnitzten Figuren und "voll plastisch". Das Werk markiert eine Wende in der Kölner Krippenkunst.
Eintritt in St. Gereon kostenlos
Die Mitglieder der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde stehen in St. Gereon für Fragen und Kurzführungen zur Verfügung, auch für Kinder- und Schulgruppen. "Kinder haben eigentlich gar kein Problem damit, Kitsch und Kunst zu unterscheiden", sie würden das laut Weber intuitiv machen. Die Ausstellung biete Kindern die Möglichkeit, eigene Kreativität zu entwickeln: "Sie sind noch so kreativ in ihrer Naivität, malen, basteln, schaffen eigene Werke und lernen dabei die handwerkliche Kunst von Krippenfiguren kennen."
Die Ausstellung ist bis zum 2. Februar 2026 täglich von 10 bis 18 Uhr in der Basilika St. Gereon in Köln geöffnet.