TV-Legende Gottschalk nimmt am Nikolaustag Abschied vom Fernsehen

"Mein Leben liegt in der Hand Gottes"

Am Samstagabend wird ein ganz Großer der TV-Unterhaltung „Auf Wiedersehen” sagen: Thomas Gottschalk. Danach soll erst einmal Ruhe einkehren. Der Entertainer kämpft gegen eine Krebserkrankung an. Über eine Karriere mit Gottvertrauen.

Autor/in:
Barbara Just
Thomas Gottschalk / © Armin Weigel (dpa)
Thomas Gottschalk / © Armin Weigel ( dpa )

Mit letzten Sendungen kennt sich Thomas Gottschalk aus. Zweimal verabschiedete er sich schon im ZDF von "Wetten, dass", kehrte aber dann 2021 erneut für drei Ausgaben zurück, bis endgültig Schluss war. An diesem Nikolaustag will nun wirklich Abschied nehmen von der Samstagabendunterhaltung. Letztmals wird die TV-Legende mit Günther Jauch und Barbara Schöneberger einen großen Kindergeburtstag in der RTL-Show "Denn sie wissen nicht was passiert" feiern. Das Motto passt auch zur Situation der 75-jährigen TV-Legende. Jüngst machte er öffentlich, an Krebs erkrankt zu sein.

Für seine Äußerungen bei der Bambi- und danach bei der Romy-Gala hatte er zuvor viel Kritik einstecken müssen. Das war nicht mehr der spritzige Gottschalk mit seinem Mutterwitz gewesen. Dieser hatte einst mühelos ein Interview mit der ihm im Fernsehen zugeschalteten Tina Turner, die ihn nicht hören konnte, einfach unterhaltsam wegmoderiert. Ein anderes Mal rettete er den Deutschen Fernsehpreis, als Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki die Annahme der Auszeichnung verweigerte. Schmerztabletten, die er derzeit nehmen müssen, hätten ihn verändert, erklärte Gottschalk seine Aussetzer.

Essen: Thomas Gottschalk, Moderator, steht bei der RTL-Oster-Produktion Die Passion auf dem Burgplatz auf der Bühne / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Essen: Thomas Gottschalk, Moderator, steht bei der RTL-Oster-Produktion Die Passion auf dem Burgplatz auf der Bühne / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Noch bevor er mit der Krankheit rausrückte, gab er jedoch der "Bunte" ein Interview, in dem er bekannte, ein assistierter Suizid, wie ihn die Kessler-Zwillinge für sich gewählt hätten, sei seine Sache nicht. "Mein Leben liegt in der Hand Gottes. Ich habe mir das Leben geben lassen. Und ich lasse es mir auch wieder nehmen." Gottschalk ist in einer katholischen Familie aufgewachsen. Das Kirchenjahr mit seinen Festen hat ihn geprägt, wie er in seinem letzten Buch "Ungefiltert" bekannte.

"Einflugschneise des Heiligen Geistes"

Die "Sache mit Gott" begann für Gottschalk damit, dass er am 18. Mai 1950, an Christi Himmelfahrt, zur Welt kam. Seine schlesische Mutter, die mit ihrem Mann, einem Anwalt, nach der Vertreibung ein neues Zuhause im fränkischen, eher protestantischen Kulmbach gefunden hatte, war zur Entbindung ins katholische Bamberg gegangen. Bereits als Kind habe er ständig "in der Einflugschneise des Heiligen Geistes" herumgestanden, notiert der Entertainer in "Herbstblond". Das Jesulein habe über seine kindliche Unschuld gewacht, der Schutzengel ihn als Sechsjährigen aus einem Kanalschacht geholt, in den er beim Spielen gefallen sei, "und der liebe Gott sieht sowieso alles".

Geistliches Personal gehörte zum Dunstkreis von Gottschalks Jugend. Da war "Tante Hildegard", die als Nonne im Herz-Jesu-Kloster in Wien lebte. Vor allem aber war da "Onkel Hans", der sich besonders der Familie annahm, als Thomas Vater 1964 starb. Zurück ließ der Anwalt eine finanziell nicht abgesicherte Familie mit drei Kindern, das Jüngste gerade mal vier Jahre alt. Ferien der Familie fanden oft in Klöstern oder Pfarrhäusern statt. "Ich fand die Grablegung eines bleichen Gips-Jesus am Karfreitag genauso spannend wie die dunkle Kirche in der Osternacht, die sich mit dem Ruf 'Lumen Christi' langsam erhellte."

Selbstverständlich diente Gottschalk als Ministrant. Er ging auf ein humanistisches Gymnasium und schaffte nach zwei Ehrenrunden auch das Abitur. Mit Erfolg machte er die Aufnahmeprüfung bei der Katholischen Journalistenschule ifp beim "großen Jesuiten" Wolfgang Seibel. Diesen ließ er 2018 beim 50-Jahr-Jubiläum der Einrichtung hochleben und fragte ihn: "Bin ich der Einzige, der daneben ging?" Der konterte: "Ich würde nicht sagen, der Einzige" – und interpretierte das "danebengehen" eher positiv.

Lehmann und Marx

Mit geistlichen Würdenträgern hatte Gottschalk nie Berührungsängste. Der einstige Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann saß bei ihm auf der "Wetten, dass"-Couch und mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx diskutierte er im Literaturhaus über das Buch "Barmherzigkeit" von Papst Franziskus. Dieses nannte er "berührend schlicht", während andere Theologen stärker verkopft seien. So habe er die "Jesus"-Trilogie von Benedikt XVI. nur bis Band 2 geschafft.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Thomas Gottschalk / © Tobias Hase (dpa)
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Thomas Gottschalk / © Tobias Hase ( dpa )

Die Karriere von Thomas Gottschalk, die ihn vom Bayerischen Rundfunk hin zur großen TV-Unterhaltung führte, ist weithin bekannt. Trotz eines Hauses im kalifornischen Malibu, das 2018 ein Raub der Flammen wurde, verlor er nie die Bodenhaftung. "Ich bin in einem Alter, wo mehr Anlass zu Dankgebeten besteht als zu unsinnigen Bitten für weiteres Wohlergehen", wusste er schon vor zehn Jahren.

Auch kündigte er an: "Spätestens wenn einer zum Papst gewählt wird, der später geboren ist als ich, gehe ich verbindlich in Rente." Das ist nun passiert: Leo XIV., Jahrgang 1955. Der fünf Jahre ältere Gottschalk hält nun Wort.

Quelle:
KNA