DOMRADIO.DE: Seit 25 Jahren gibt es das Priesterseminar Redemptoris Mater im Erzbistum Köln. Was macht das Seminar aus?
Salvador Pane Dominguez (Regens des Priesterseminars Redemptoris Mater): Unser Name sagte es schon: Wir sind ein internationales, erzbischöfliches und missionarisches Priesterseminar. Mir ist es wichtig, zu betonen, dass Redemptoris Mater ein Seminar des Erzbistums Köln ist: Unsere Seminaristen kommen aus der ganzen Welt, werden aber Priester in der Erzdiözese. Am 8. Dezember 2000 wurde das Seminar ad experimentum von Kardinal Joachim Meisner ins Leben gerufen und neun Jahre später dauerhaft bestätigt.
Paweł Milerski (Subregens des Priesterseminars Redemptoris Mater): Ein ganz wichtiger Punkt in unserer Ausbildung ist die Förderung der interkulturellen Kompetenzen, denn die Seminaristen kommen aus der ganzen Welt. Damit sind nicht nur Köln, Düsseldorf oder München gemeint – was schon gewisse kulturelle Unterschiede bedeutet. (lacht) Sondern sie stammen zum Beispiel auch aus Italien, Ecuador oder Tansania. Sie lernen zuerst einmal die deutsche Sprache. Aber auch das gemeinsame Zusammenleben fördert die Sensibilität sowohl für die eigene Herkunft als auch für die anderen Kulturen.
Die jungen Männer kennen, wie man den Glauben in Südamerika lebt, welche Weihnachtstraditionen es in Afrika gibt und worin die Gemeinsamkeit im katholischen Glauben besteht, der ja allumfassend ist. Sie machen Missionspraktika auf anderen Kontinenten und lernen so das Leben in diesen Ortskirchen kennen. Diese interkulturelle Kompetenz ist für die künftige Arbeit der Priester im Erzbistum sehr wichtig, denn die Kirche in Deutschland ist immer stärker durch Gläubige aus verschiedenen Kulturen geprägt. Für die deutsche Gesellschaft gilt das gleiche.
DOMRADIO.DE: Fernab des interkulturellen Aspekts: Wie werden die Seminaristen auf den Katholizismus im Rheinland vorbereitet?
Milerski: Das ist für uns ein zentrales Anliegen, denn das Priesterseminar Redemptoris Mater ist eine Ausbildungsstätte für das Erzbistum Köln. Die Seminaristen lernen die deutsche Sprache sowie die reiche Geschichte des rheinischen Katholizismus und der Region kennen. Durch das Studium an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie und diverse Praktika werden sie für ihren späteren Beruf als Priester ausgebildet.
Sie feiern aber auch die Feste wie Weihnachten in deutschen Familien mit. Ein wesentliches Element ist dabei natürlich die Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs. Denn jeder der Seminaristen nimmt weiterhin teil an der christlichen Bildung in einer solchen Gemeinschaft. Die Mitglieder des Neokatechumenalen Wegs werden zu den für unsere Seminaristen. So lernen sie auch die rheinischen Traditionen, wie den Karneval kennen oder lernen Kölsch.
DOMRADIO.DE: Ihre Seminaristen aus aller Welt bereiten sich darauf vor, Priester des Erzbistums Köln zu werden. Was machen Sie, wenn Sie merken, dass es für den einen oder anderen Kandidaten kulturell nicht passt?
Pane: Das Alpha und das Omega der Ausbildung ist die persönliche Freiheit. Wenn der Kandidat merkt, dass er nicht in Deutschland Priester werden will oder kann, hat er natürlich das Recht, in ein anderes Seminar in einem anderen Land einzutreten. Manchmal merken wir Ausbilder das auch und sprechen mit einem Seminaristen darüber, ob er sich nicht besser in ein anderes Land geht. Das Entscheidende ist, in den langen Jahren der Ausbildung im Seminar den Willen Gottes für sich selbst zu entdecken.
DOMRADIO.DE: Woran merken Sie, dass Sie im Rheinland eine neue Heimat gefunden haben?
Milerski: Ich habe in Deutschland die kirchliche Adventsmusik für mich entdeckt. Da fühle ich mich wirklich daheim. Wenn ich im Advent in anderen Ländern bin, auch in meinem Heimatland Polen, dann fehlen mir die deutschen Adventslieder. Außerdem schätze ich die Bereitschaft zur kritischen Auseinandersetzung, die es hier in Deutschland gibt – auch wenn ich mich manchmal dabei etwas stoppen muss. Denn die Vernunft ist nicht der einzige Aspekt des Lebens.
Pane: Wenn ich nach Paraguay reise, wo ich herkomme, fragen mich Menschen manchmal, ob ich nach Hause fliege. Dann sage ich Ihnen immer, dass ich in Deutschland zuhause bin – schon seit 28 Jahren. Das hat die Fügung Gottes vollbracht.
Das Interview führte Roland Müller.