Mike Lewis

Traditionalisten-Aussteiger
Mike Lewis (privat)

Einst tief verankert in der US-amerikanischen Traditionalistenszene, gehört Mike Lewis heute zu den Stimmen, die vor Radikalisierung und innerkirchlicher Spaltung warnen. Der Gründer und Chefredakteur der Plattform "Where Peter Is" hat einen persönlichen Weg hinter sich, der exemplarisch zeigt, wie sich Glaube verändern und erneuern kann.

Lewis wuchs in einer traditionell katholischen Familie auf, mit einer Religiosität, die geprägt war von Misstrauen gegenüber kirchlichen Reformen, Verschwörungserzählungen über Freimaurer oder Kommunisten und einer strikten liturgischen Praxis. "Liebe, Gnade – all das spielte in meinem Glaubensleben keine Rolle", sagt er rückblickend. 

Erst als Ehemann und Vater begann er in einer Lebensphase voller Alltagssorgen zu hinterfragen, warum ihm dieser Glaube keine Kraft gab. Auf der Suche nach der Wurzel des Katholischen öffnete sich ihm 2010 ein neuer Horizont.

Ein entscheidender Moment war ein Gespräch während seiner Tätigkeit für die US-Bischofskonferenz: Lewis stellte einem Priester die Frage, woran man eigentlich einen "häretischen Papst" erkenne, eine Vorstellung, die in seinen Kreisen alltäglich war. 

Die Reaktion des Priesters war blankes Unverständnis, aber auch eine Lektion über die Rolle von Papst und Bischöfen, die Lewis’ Denken grundlegend veränderte. Zum ersten Mal begann er, dem Lehramt zu vertrauen, statt es infrage zu stellen.

Mit der Wahl von Papst Franziskus 2013 kamen weitere Erschütterungen, aber im positiven Sinne. Er fühlte sich von Franziskus’ Betonung der Armen, der Barmherzigkeit und einer sozialen Verantwortung der Kirche angesprochen. 

"Das war ein völlig neues Konzept für mich“, sagt er, "aber plötzlich passte es viel mehr zu den Evangelien, als alles, was ich vorher geglaubt hatte." Gleichzeitig erlebte er im kirchlichen Umfeld, wie massiv der Widerstand gegen Franziskus war und wie sehr ideologische Überzeugungen über das Evangelium gestellt wurden.

Lewis analysiert diesen Widerstand scharf. Er beschreibt eine konservative und traditionalistische Szene, die den Papst mit politischen Erwartungen überfrachtet und aus Enttäuschung über seine Offenheit gegenüber sozialen Fragen oder Minderheiten immer weiter in ein Milieu von Misstrauen und Radikalisierung abrutscht. 

Für manche sei Franziskus ein Häretiker, für andere gar kein legitimer Papst mehr. "In Teilen befinden wir uns praktisch schon in einem Schisma", warnt Lewis, wenn auch nicht in der offiziellen Amtskirche, sondern in digitalen Parallelwelten, die besonders junge Priester prägen.

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Quelle:
DR

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