In Paris laufen die letzten Vorbereitungen für die Seligsprechung des Jesuiten Victor Dillard (1897–1945), die am 13. Dezember 2025 in der Kathedrale Notre-Dame stattfinden soll. Die Feier wird der luxemburgische Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich im Auftrag von Papst Leo XIV. leiten.
Das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren hat zuvor das Martyrium Dillards anerkannt. Er ist Teil eines kumulativen Verfahrens für 50 französische Priester, Ordensleute und Laien, die im Zweiten Weltkrieg wegen ihres Glaubens ihr Leben verloren. Der Diözesanprozess war bereits 2008 abgeschlossen worden.
Victor Dillard wurde 1897 als achtes Kind einer Kaufmannsfamilie im französischen Blois geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Instrukteur in der französischen Armee diente, trat er in die Gesellschaft Jesu ein und studierte Philosophie und Theologie, unter anderem in Innsbruck. 1931 empfing er die Priesterweihe, 1941 promovierte er in Wirtschaftswissenschaften. Er beschäftigte sich intensiv mit sozialen Fragen, besonders mit der Lage junger Menschen. Bereits 1932 machte er in einem Beitrag der "Stimmen der Zeit" auf die Herausforderungen der deutsch-französischen Verständigung aufmerksam.
Wuppertal statt Nordafrika
Nach der Niederlage Frankreichs 1940 und der inneren Spaltung des Landes folgte Dillard dem Aufruf des Pariser Erzbischofs Emmanuel Kardinal Suhard, nach Deutschland zu gehen, um französischen Zwangsarbeitern beizustehen. Ursprünglich wollte er in Nordafrika wirken, doch er kam nach Wuppertal, wo er ab 1943 im St.-Joseph-Krankenhaus in Wuppertal-Elberfeld unterkam. Von dort aus betreute er rund 2000 französische Arbeiter und Kriegsgefangene, feierte mit ihnen sonntags die Eucharistie und organisierte Gesprächskreise, Bildungsabende und sogar Fußballturniere.
Um den Zugang zu den Lagern zu erleichtern, arbeitete Dillard unter falschem Namen als angeblicher Familienvater und Betriebselektriker in der Wuppertaler Firma Silber & Jamart. Auch brachte er kranke Zwangsarbeiter heimlich ins Krankenhaus – ein Engagement, das ihn zunehmend in Gefahr brachte. Am 14. April 1944 wurde er von der Gestapo zum zweiten Mal verhaftet und im Polizeigefängnis Bendahl festgehalten. Dort begegnete er weiteren Verfolgten des NS-Regimes, darunter dem Caritasdirektor Hans Carls, der später von Dillard als einem der "Wuppertaler Blutzeugen" sprach.
Im November 1944 wurde Dillard ins KZ Dachau überstellt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch; am 22. Dezember kam er ins Krankenrevier. Trotz der Bemühungen eines französischen Arztes starb er am 13. Januar 1945 an den Folgen einer Operation. Sein Leichnam wurde eingeäschert.
Nach dem Krieg geriet sein Name keineswegs in Vergessenheit. Frankreich ehrte den Jesuiten 1997 mit einer eigenen Briefmarke. In Wuppertal erinnern seit 2002 eine Gedenktafel im St.-Joseph-Krankenhaus und seit 2005 eine Bronzeplastik an der Kirche St. Konrad an sein Wirken. Ein Pendant dieser Plastik wurde später auch in Dillards Heimatstadt Blois aufgestellt.
Mit der nun bevorstehenden Seligsprechung würdigt die katholische Kirche offiziell das mutige Eintreten Victor Dillards für die Würde und den Glauben der Zwangsarbeiter – einen Einsatz, für den er sein Leben hingab.
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