Forscher planen digitale Gesamterschließung arabischer Bibeltexte

"Einzigartiges Erbe"

Erstmals sollen arabische Bibel-Übersetzungen umfassend erfasst und im Internet präsentiert werden. Deutsche Forschungseinrichtungen haben sich dafür zusammengetan. Sie wollen jahrhundertealtes Wissen bewahren.

Symbolbild: Computer und aufgeschlagene Bibel / © Doidam 10 (shutterstock)
Symbolbild: Computer und aufgeschlagene Bibel / © Doidam 10 ( shutterstock )

Mehrere Tausend historische Bibel-Übersetzungen ins Arabische sollen in den nächsten Jahren digital erschlossen werden. Das Projekt "Biblia Arabica" widme sich erstmals umfassend der Erforschung der arabischen Übersetzungen der hebräischen Bibel beziehungsweise des Alten Testaments, heißt es in einer Mitteilung der Frankfurter Goethe-Universität am Montag.

Projektleitend verantwortet diese das Vorhaben zusammen mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und die Bayerische Akademie der Wissenschaften sind beteiligt.

Bis 2046 sollen rund 8.200 Handschriften identifiziert, beschrieben und in Auswahl anhand von Editionen und englischen Übersetzungen digital zugänglich gemacht werden. Die arabischen Textfassungen dokumentierten jahrhundertelange religiöse sowie sprachliche Verflechtungen und seien vom Vergessen bedroht, heißt es. Dabei handele es sich um ein zentrales Zeugnis des geteilten kulturellen Erbes von jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinschaften des Nahen Ostens.

Aufgeschlagene Bibel in der arabischen Sprache. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Aufgeschlagene Bibel in der arabischen Sprache. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das interakademische Forschungsvorhaben wurde laut Mitteilung Ende November in ein von Bund und Ländern gefördertes Programm aufgenommen. Erforscht würden nun historische Kontexte, Übersetzer und Nutzungstraditionen der Texte. 

Ziel sei, dieses "einzigartige Erbe zu sichern, sichtbar zu machen und weltweit zugänglich zu halten" – auch im Sinne eines Beitrags zum interreligiösen Dialog. Kritische Edition und digitale Gesamterschließung sollen dies ermöglichen.

Welches Interesse bestand an der Bibel?

Neben den Übersetzungstechniken würde auch die Art und Weise, wie die physischen Manuskripte, die die Texte enthalten, hergestellt und verwendet wurden, beleuchtet, sagte Co-Projektleiter Nathan Gibson von der Universität Frankfurt. 

Bibeln in verschiedenen Sprachen, wie Arabisch, Armenisch und Bengali. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bibeln in verschiedenen Sprachen, wie Arabisch, Armenisch und Bengali. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es gehe unter anderem um das Interesse auf spiritueller, intellektueller und materieller Ebene jener Gemeinschaften, die diese arabischen Übersetzungen der Bibel einst nutzten.

"Wann wurde sehr wörtlich übersetzt, um den Lesern zu helfen, den Originaltext Wort für Wort zu studieren? Wann wurde ein stilvolles, idiomatisches Arabisch angestrebt? Wann wurde eine Terminologie übernommen, die auch im Koran zu finden ist, oder hat man sich davor gescheut?", führte der Wissenschaftler aus.

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA