DOMRADIO.DE: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat sich jüngst zur Vollversammlung getroffen. Was stand dabei im Fokus?
Anna Mertens (Hauptstadtkorrespondentin der Katholischen Nachrichten-Agentur / KNA): Im Fokus standen ganz klar die Wahlen. Vor allem die Wahl des neuen Präsidiums. Da gab es keine großen Überraschungen. Es gab eine erneute Kandidatur der amtierenden Präsidentin Irme Stetter-Karp. Sie hat das Amt die letzten vier Jahre ausgefüllt und wurde mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Das heißt, sie wird weitere vier Jahre dem Präsidium vorstehen.
DOMRADIO.DE: Worum ging es inhaltlich?
Mertens: Es gab zahlreiche, inhaltlich sehr unterschiedliche Anträge. Spannender wurde es am Samstag, als eine neue Geschäftsordnung und ein neues Statut beschlossen werden sollten und auch beschlossen wurden. Darüber hatte es im Vorhinein lange Beratungen gegeben.
Besonderes Gewicht hatte außerdem die Diskussion über eine kurz zuvor von Laien und Bischöfen beschlossene Satzung für ein neues, nationales Kirchengremium; die sogenannte Synodalkonferenz. Das ZdK musste noch einmal über die Satzung abstimmen. Bei dem Thema gab es zunächst viel Redebedarf. Die Stimmung war aber durchaus positiv. Am Ende hat die weite Mehrheit für die geplante Synodalkonferenz, also für deren Satzung, gestimmt.
DOMRADIO.DE: Es gab also Differenzen, gab es auch richtige Streitpunkte in dieser Vollversammlung?
Mertens: Es gab zumindest einen Aspekt, bei dem es wirklich emotional wurde: die AfD. Es ging konkret um zuvor getroffene Äußerungen des Bunds Katholischer Unternehmer (BKU), die als ein Gesprächsangebot an die AfD gelesen wurden. Stetter-Karp hatte zu Beginn der Vollversammlung die Mitglieder angesprochen - der Bund Katholischer Unternehmer ist Mitglied im ZdK - und ein Befremden über, wie sie sagte, "eine gewisse Normalisierung dieser in Teilen faschistischen Partei" geäußert. Sie hat aber ebenso erklärt, man stünde im Austausch mit dem BKU und sei sich einig, dass Erfolge der AfD verhindert werden müssten. Es sei jedoch strittig, wie man das mache.
Am zweiten Tag der Vollversammlung wurde das Thema überraschend noch einmal von dem ehemaligen Bundesvorsitzenden des Verbands, Ulrich Hemel, aufgegriffen. Er ging ans Mikrofon, wies Stetter-Karps Kritik sehr deutlich zurück und sagte, sie sei sehr verletzend für den Verband gewesen. Dieser Beitrag wurde aber vom Präsidium unterbrochen. Das Thema blieb ein wenig in der Luft hängen, es könnte also zu weiteren Diskussionen führen.
Das Interview führte Tobias Fricke.