Abtprimas Schröder blickt realistisch in die Zukunft der Orden

Fragil, aber hoffnungsvoll

Manche Ordensgemeinschaften treibt die Sorge um ihre Zukunft um. Der oberste Vertreter der Benediktiner mahnt einen realistischen, aber nicht hoffnungslosen Blick an. Und er sagt, worauf es besonders ankommt.

Symbolbild: Eine Ordensfrau mit einer Kerze in der Hand / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild: Eine Ordensfrau mit einer Kerze in der Hand / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nach Ansicht des obersten Repräsentanten des Benediktinerordens, Abtprimas Jeremias Schröder, soll man realistisch, aber auch hoffnungsvoll auf die Zukunft der Orden blicken. "Ordensleben ist immer noch möglich - fragil, aber getragen von Hoffnung", sagte Schröder am Dienstag beim Österreichischen Ordenstag in Wien. Gemeinschaften stünden vielfach unter Druck, doch Resignation sei keine Option.

Abtprimas der Benediktinischen Konföderation im Päpstlichen Athenaeum Sant'Anselmo in Rom / © Stefano Spaziani/Romano Siciliani (KNA)
Abtprimas der Benediktinischen Konföderation im Päpstlichen Athenaeum Sant'Anselmo in Rom / © Stefano Spaziani/Romano Siciliani ( KNA )

Als entscheidenden Angelpunkt für die Zukunft nannte der Abtprimas die Qualität von Gemeinschaft. Menschen suchten Gemeinschaft, Orientierung und Einbindung in etwas Größeres. Dies könne als Impuls durchaus Berufungen wecken, sei aber zugleich anfällig für Vereinnahmung und Missbrauch, gab Schröder zu bedenken. 

Aufgabe der Ordensausbildung sei es daher, individuelle Reifung zu fördern, enthusiastische junge Menschen zu Gemeinschaftsfähigkeit mit Eigenverantwortung zu begleiten und missverständliche Begriffe wie "Ganzhingabe" klar zu kontextualisieren.

Eine besondere Ressource für die Orden sieht Schröder im Umgang mit Geschichte. Wer sich in einem Orden binde, tauche in eine "klösterliche Genealogie" ein. Tradition könne aber auch zur Last werden, etwa wenn frühere Entscheidungen oder Strukturen heute nicht mehr tragfähig seien. 

Die Kunst bestehe darin, Geschichte als dynamischen Prozess zu verstehen, der Identität forme, aber Veränderung ermögliche. Die Weitergabe der lebendigen Tradition der Gemeinschaften stabilisiere und stifte Sinn, gleichzeitig müsse jeder Orden die eigene Vergangenheit immer auch kritisch statt einseitig-idealisierend betrachten.

"Goldstandard" bei Missbrauchs-Aufarbeitung

Dazu gehöre ausdrücklich die konsequente Aufarbeitung von Missbrauch. Schröder verwies hier auf die österreichische Vorgehensweise mit der Einrichtung einer Opferschutzkommission, die in der Kirche weltweit als "Goldstandard" bewertet werde. Die gefundene Lösung "scheint mir heute wirklich sehr gelungen". Auch von den Zuständigen in Rom höre man, Österreich habe damit "gezeigt, wie eine Landeskirche einen guten Weg beschreiten kann", betonte Schröder.

Noch bis Donnerstag veranstaltet die Österreichische Ordenskonferenz (ÖOK) ihre diesjährigen Ordenstage. Am Montag war die Dominikanerin Franziska Madl zur neuen ÖOK-Vorsitzenden gewählt worden. Sie ist die erste Frau in diesem Amt. 

Jeremias Schröder

Erzabt Jeremias Schröder wurde am 8. Dezember 1964 als Sohn eines Kaufmanns und einer Drogistin in Mindelheim geboren und wuchs in Bad Wörishofen und Dorschhausen auf. Nach dem neusprachlichen Abitur 1984 trat er in die Erzabtei St. Ottilien ein, wo er 1985, nach dem Noviziat, die Gelübde ablegte.

Er studierte dann von 1985 bis 1990 Philosophie und Theologie in Rom und von 1990 bis 1994 Geschichte in Oxford. Gleichzeitig war er nach seiner Priesterweihe 1992 Spiritual bei den Benediktinerinnen von Stanbrook.

Abtpräses Jeremias Schröder / © Cristian Gennari (KNA)
Abtpräses Jeremias Schröder / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA