Bischof Neymeyr warnt vor wachsendem Einfluss von US-Techriesen

Werbung für eine "Haltung der Hoffnung"

Der Erfurter Bischof warnt vor wachsender Macht großer Tech-Konzerne und kritisiert Straffreiheit für Lügen und Beleidigungen im Netz. Auch Migration war Thema beim Bistumsempfang für die Thüringer Landespolitiker.

Der Erfurter Dom / © Borisb17 (shutterstock)

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr warnt vor einem zunehmenden Einfluss von großen amerikanischen Tech-Konzernen. Sie benutzten ihre Marktmacht, um Meinungen zu beeinflussen, und hätten einen Raum der Straffreiheit, "der auch Lügen und Beleidigungen ermöglicht", sagte er laut Manuskript am Donnerstagabend beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums in Erfurt für die Thüringer Landespolitiker. 

Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

"Für mich ist beängstigend, dass auch angeblich stramme Katholiken das Ende der Datenschutzgrundverordnung fordern und ein Verständnis von Meinungsfreiheit haben, das auch Sünden nicht unter Strafe stellt, nämlich die Sünde der Lüge und die Sünde der Beleidigung."

Ferner sprach sich Neymeyr dafür aus, dass Migration einen ordnenden Rahmen brauche. "Aber wir sollten uns davor hüten, die Migration für alles verantwortlich zu machen, was in unserem Land 'schiefläuft'", mahnte der Bischof. 

Zudem sei wichtig, "dass das Asylrecht ein heiliges Recht ist, dessen Anwendung sorgfältig geprüft werden muss, auch wenn wir Deutsche aus der Geschichte die besondere Verpflichtung haben, Menschen aufzunehmen, die in ihrem Land an Leib und Leben bedroht werden".

Hoffnung als Lebenshaltung

Neymeyr warb für eine Haltung der Hoffnung. Es sei nicht nur eine christliche Tugend, sondern eine Lebenshaltung, die in der aktuellen Krisenzeit sehr gefragt sei. Gemeint sei dabei nicht, dass man sich grundlos zusagt, dass alles gut werde. "Hoffnung ist vielmehr die Haltung, dass es Sinn macht, was wir tun und was wir lassen", so der Bischof. 

Dies müsse natürlich auch ständig hinterfragt werden. "Und es braucht den Diskurs mit Menschen, die anderer Meinung sind, was denn sinnvoll ist." Dieser Diskurs müsse von gegenseitiger Achtung und Respekt geprägt sein, damit er fruchtbar sei und Hoffnung mache.

Bistum Erfurt

Das katholische Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 130.000 Katholiken in 33 Pfarreien an, das sind gut sechs Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Freistaats.

Ein erstes Bistum Erfurt gründete der Heilige Bonifatius im Jahre 742. Es bestand nur wenige Jahre, danach kam das Gebiet für rund 1.000 Jahre zum Erzbistum Mainz. 

Der Erfurter Domplatz am Mariendom und der Severikirche / © Martin Schutt (dpa)
Der Erfurter Domplatz am Mariendom und der Severikirche / © Martin Schutt ( dpa )
Quelle:
KNA