Ein Online-Format erklärt die Adventszeit mit der Bibel

Was feiern wir eigentlich an Weihnachten?

Ob Weihnachtsmarkt oder Werbung: Die Weihnachtszeit ist schon längst präsent. Wie kann man sich bei all dem Trubel dem Fest spirituell annähern? Eine Online-Veranstaltung schaut dafür besonders auf die Bibel und die Gottesdienste.

Autor/in:
Mathias Peter
Symbolbild Weihnachten und Bibel / © udra11 (shutterstock)
Symbolbild Weihnachten und Bibel / © udra11 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: An Weihnachten feiern wir, dass Jesus Christus als Sohn Gottes als kleines Kind im Stall von Bethlehem geboren wird. Seine Mutter ist Maria. Sie bieten nun in Kooperation mit dem Deutschen Liturgischen institut und der Bischofskonferenz eine hybride Veranstaltung mit dem Titel “Und das Wort ist Fleisch geworden. Die Bibel mit der Liturgie verstehen” an. Aber warum spricht die Bibel mit Blick auf Weihnachten vom "Fleisch"? Das klingt ja erstmal etwas merkwürdig. 

Prof. Dr. Marco Benini, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier / © Philipp Lürken (privat)
Prof. Dr. Marco Benini, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier / © Philipp Lürken ( privat )

Prof. Dr. Marco Benini (Leitung Wissenschaftliche Abteilung des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier): Der Johannesprolog hebt hervor, dass das Wort Gottes, Christus, ganz konkret Mensch geworden ist. Das wird mit dem Wort Fleisch besonders betont. Gott ist nicht nur eine geistliche Realität, sondern er hat wirklich Fleisch angenommen. Jesus Christus hat Hand und Fuß bekommen, so wie wir Menschen sind. Damit ist Christus die unmittelbare Brücke zwischen Gott und uns Menschen in seiner Menschwerdung, Jesus Christus ist ganz Gott und ganz Mensch.

DOMRADIO.DE: Sie wollen dieses Geheimnis von Weihnachten, dass Gott Mensch wird, bei dieser Veranstaltung ein bisschen erklären. Man kann sich ganz einfach als Einzelperson oder als Gruppe online anmelden. Wie müssen wir uns diese hybride Veranstaltung vorstellen? 

Benini: Es geht konkret um das Verhältnis von Bibel und Liturgie und wie wir mit der Feier der Gottesdienste die Bibel besser verstehen können als aktuelles Wort Gottes an uns. Wir glauben ja: Gott ist Mensch geworden und hat zu uns gesprochen. Dieses Wort ist aufgezeichnet worden in der Bibel. Die göttliche Offenbarung wurde verschriftlicht. Und wenn dieses Wort in der Liturgie verkündet wird, dann wird aus dem geschriebenen Wort wieder eine lebendige Stimme Gottes: "Wort des lebendigen Gottes". Die Veranstaltung verbindet Biblisches, Geistliches und Praktisches und bezieht Kirchenlieder und kurze Glaubenszeugnisse mit ein.

DOMRADIO.DE: Sie schauen bei Ihrer Veranstaltung auf die Bibel im Gottesdienst mit Blick auf Weihnachten. Wie greifen Sie das in den drei Vorträgen auf? 

Benini: Im ersten Vortrag geht es darum, wie wir in der Liturgie das Wort aufnehmen als Akt der tätigen Teilnahme. Wir sind kurz vor dem Advent, deswegen schauen wir auch auf die Mutter Jesu und wie Maria das Wort Gottes aufgenommen hat. Der Engel Gabriel hat ihr die Botschaft gebracht, dass sie den Sohn Gottes gebären soll. Sie hört zu, sie erschrickt, sie fragt nach, sie bedenkt und gibt dann erst Antwort. Sie lässt sich vom Wort Gottes in Bewegung setzen, eilt zu ihrer Verwandten Elisabeth und bringt schließlich das Wort zur Welt. Es geht also um die Frage, wie uns die Liturgie hilft, das Wort aufzunehmen, so dass es auch in uns Fleisch wird, unser Leben prägt. 

Der zweite Vortrag ist mit der Frage des Philippus aus der Apostelgeschichte überschrieben: "Verstehst du auch, was du liest?“. Es geht um Einblicke in die Leseordnung, wie Altes und Neues Testament in der Messe verbunden werden, wie die Heilsgeschichte für uns dargestellt ist. Wie können wir von Christus her die Schrift als Einheit verstehen? Wenn man die Prinzipien der Leseordnung kennt, hört man auch im Gottesdienst die Zusammenhänge besser.

DOMRADIO.DE: Ihre Veranstaltung dauert am kommenden Samstag von 9:30 Uhr bis 13 Uhr, welche Aspekte beleuchten Sie im dritten Vortrag?

Blick auf einen hebräischen Psalm von König David, der als Verfasser vieler Psalmen in der Bibel gilt / © ChameleonsEye (shutterstock)
Blick auf einen hebräischen Psalm von König David, der als Verfasser vieler Psalmen in der Bibel gilt / © ChameleonsEye ( shutterstock )

Benini:  Darin wird es um die Psalmen als Hilfe für unser Beten gehen: "Gott, du mein Gott, dich suche ich." Die Psalmen sind ja das Gebetsbuch der Bibel schlechthin, das auch Jesus verwendet hat. Die frühen Christen haben darin ihr Lieblingsbuch gesehen. Aus keinem Buch des Alten Testaments zitierte das Neue Testament so häufig wie aus den Psalmen. 

Die Frage ist: Wie können die Psalmen unser Gebet bereichern, einerseits in der Messfeier, wenn der Antwortpsalm die erste Lesung meditiert oder fortgeführt oder eine Antwort darauf gibt. In der Tagzeitenliturgie sind die Psalmen zentraler Bestandteil. Die Psalmen bringen die unterschiedlichsten menschlichen Erfahrungen, Freude und Dank, Trauer und Krankheit, Bitte und Klage etc. vor Gott. Wie können wir in den Psalmen auch unser eigenes Leben entdecken und so vor Gott bringen? Wie können wir Christus in den Psalmen erkennen - das war eine Schlüsselfrage der Kirchenväter. Wie spricht Jesus da zum Vater? Wie sprechen wir mit den Psalmen zu Christus? Es geht also um die Frage, wie wir uns auch mit Hilfe der Liturgie diesen Gebetsschatz zu eigen machen können. 

DOMRADIO.DE: Die Advents- und Weihnachtszeit ist ja eine ganz besondere Zeit des Jahres. Das gilt auch für Menschen, die vielleicht nicht besonders kirchlich geprägt sind. Wie weit will denn Ihre Veranstaltung jetzt helfen, dass auch engagierten Christen dieses Weihnachtsfest noch mal etwas näherkommt? 

Ein aufgeschlagenes Lektionar mit Texten in der revidierten Einheitsübersetzung / © Harald Oppitz (KNA)
Ein aufgeschlagenes Lektionar mit Texten in der revidierten Einheitsübersetzung / © Harald Oppitz ( KNA )

Benini: Durch die Bibel kommt uns Christus selbst entgegen und das Wort Gottes dient der Begegnung mit Jesus Christus, der Mensch geworden ist, der zu uns gesprochen hat und das auch weiter tut in der Liturgie. 

Liturgie ist der privilegierte Ort des Wortes Gottes. Christus spricht im Gottesdienst wirklich zu uns. Deswegen sagen wir ja auch: "Lob sei dir Christus." Das macht ja nur Sinn, wenn Christus im Evangelium tatsächlich zu uns spricht. Damit ist die Bibel nicht einfach ein Dokument der Vergangenheit, sondern es ist Gottes Wort, das an uns heute gerichtet wird, das unser Leben bereichert, stärkt, herausfordert, uns auch neu sendet und Mut macht. 

DOMRADIO.DE: Für wen ist diese Veranstaltung besonders gedacht? 

Benini: Der "Durchblick Liturgie – Das online-Format zur Liturgischen Bildung“, wie wir diese Reihe nun benannt haben, richtet sich an Einzelpersonen zu Hause wie auch an Gruppen. Sie ist gedacht für alle, die am Gottesdienst teilnehmen und das tiefer verstehen wollen. Wer als Lektorin, als Lektor tätig ist, wer eine Wortgottesfeier leitet, der ist nochmal mehr mit der Thematik "Bibel und Liturgie“ involviert. Sie sind herzlich eingeladen, ob ehren- oder hauptamtlich engagiert oder einfach weil sie die Gottesdienste mitfeiern. Denn es geht ja in jedem Gottesdienst darum, das Wort Christi, das Wort Gottes, in unser Leben aufzunehmen.

Das Interview führte Mathias Peter.

Fragen und Antworten zum Advent

Was bedeutet das Wort Advent?

Advent kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Für Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu auf Erden, die an Weihnachten gefeiert wird. In den Gottesdiensten werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien.

Ist der Advent heute noch Fasten- oder Bußzeit?

Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR

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