Krakauer Erzbischof pocht auf polnische Souveränität

Patriotismus-Appell zum Unabhängigkeitstag

Am Unabhängigkeitstag schlug der Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski ernste Töne an: Polen drohe, seine Eigenständigkeit zu verlieren und künftig von Brüssel oder Berlin aus regiert zu werden. Reaktionen kommen auch aus Warschau.

Kathedrale auf dem Wawel in Krakau (KNA)
Kathedrale auf dem Wawel in Krakau / ( KNA )

Der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski fürchtet den Verlust der polnischen Unabhängigkeit und lehnt daher zu große Machtbefugnisse der EU ab. "Es wird immer realistischer, dass Polen als souveräner Staat verschwindet" und in einem "europäischen Superstaat" aufgehe, dessen Hauptstadt Brüssel oder Berlin sei, sagte er in einer Predigt zum polnischen Unabhängigkeitstag am Dienstag in der Kathedrale von Krakau.

Erzbischof Marek Jedraszewski / © Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Marek Jedraszewski / © Romano Siciliani ( KNA )

Nach Angaben seines Erzbistums verwies Jedraszewski dabei darauf, dass angeblich 14 Prozent der Polen ihr Heimatland hassten. Tatsächlich gaben laut einer viel diskutierten Studie des Psychologie-Instituts der Polnischen Akademie der Wissenschaften 14 Prozent der Befragten an, sie "schämten" sich für das Land Polen.

Dem Vaterland dienen

Die Polen sollten nicht aufhören, für ihr Vaterland zu arbeiten und ihm zu dienen, so der Krakauer Erzbischof. Polens katholischer Militärbischof Wieslaw Lechowicz warb bei einer Messe in Warschau, an der auch Staatspräsident Karol Nawrocki teilnahm, ebenfalls dafür, nicht nur an Feiertagen an Polen zu denken. Obgleich Polen ein unabhängiger Staat sei, müssten seine Landsleute sich dauernd um die Freiheit ihres Landes kümmern, so Lechowicz.

Johanneskathedrale in Warschau (2001). (KNA)
Johanneskathedrale in Warschau (2001). / ( KNA )

Er sprach sich für Patriotismus aus und warnte zugleich vor einem Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Völkern: "Das Aufbauen positiver Beziehungen zu Ausländern, die sich in Polen aufhalten, ist auch ein Ausdruck der Heimatliebe."

Der Unabhängigkeitstag erinnert an die Wiedergründung des polnischen Staates 1918 nach dem Ersten Weltkrieg. Damals endeten in Polen 123 Jahre Fremdherrschaft durch die Teilungsmächte Preußen bzw. Deutsches Kaiserreich, Österreich-Ungarn und Russland.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA