Die angekündigte Neuausrichtung der bayerischen Familienförderpolitik kommt nicht bei allen gut an. Der Sozialverband VdK Bayern und die SPD kritisierten die Pläne der bayerischen Staatsregierung, künftig das Geld nicht mehr den Familien direkt zugutekommen zu lassen, sondern dieses in Betreuungseinrichtungen zu stecken. Kirchliche Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen begrüßten jedoch die Entscheidung.
VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele sprach von einem Kahlschlag: "Mit der heutigen Kabinettssitzung zum Doppelhaushalt 2026/2027 ist es raus, wie in Bayern Familien gefördert werden: gar nicht." Die geplanten Investitionen in die Betreuungsinfrastruktur kompensierten den Wegfall von Leistungen wie dem Kinderstartgeld nicht. Gerade ärmere Familien würden nun in Bayern allein gelassen und vor große finanzielle Herausforderungen gestellt.
Die Landesvorsitzende der bayerischen Sozialdemokraten, Ronja Endres, nannte die Änderungen einen Schlag ins Gesicht aller Eltern. Nach der Halbierung des Familiengeldes falle die Hilfe für Familien nun ganz weg. Sie müssten mit 6.000 Euro weniger pro Kind auskommen. "Der Start ins Familienleben ist ohnehin teuer - von Babyausstattung über Betreuung bis zur Miete. Das Familiengeld hat jungen Familien wichtige Planungssicherheit gegeben. Stattdessen feiert sich die Staatsregierung für eine schwarze Null, die wieder einmal die Menschen ausbaden müssen, die unser Land täglich am Laufen halten", erklärte Endres.
Kinderstartgeld kommt nicht
Die Staatsregierung beschloss am Dienstag in ihrer Kabinettssitzung, das Geld für Familien diesen nicht unmittelbar zugutekommen zu lassen, sondern in Betreuungseinrichtungen zu stecken. Auf das geplante Kinderstartgeld wird verzichtet. Ursprünglich sollte für ab dem 1. Januar 2025 geborene Kinder zum ersten Geburtstag ein Betrag in Höhe von 3.000 Euro ausbezahlt werden. Auch das Bayerische Familiengeld für die ab 1. Januar 2025 geborenen Kinder werde eingestellt und das Krippengeld abgeschafft.
Stattdessen sollen die frei werdenden Mittel vollständig in Kindergärten und Kitas sowie in staatlich geförderte Betreuungseinrichtungen fließen, um die dortigen Betriebskosten zu finanzieren. Bildung und Betreuung der Kinder hat nach den Angaben der Staatsregierung oberste Priorität. Dabei gelte es, nicht nur die Mittel zielgerichteter einzusetzen, sondern zudem Arbeitskapazitäten für die Wirtschaft zu heben, die Integration zu stärken und die Qualität der Betreuung bestmöglich zu gestalten.
Lob von kirchlichen Vertretern
Positive Rückmeldungen kamen von den beiden großen Kirchen in Bayern, die Träger Tausender Kindertageseinrichtungen sind. Der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen sprach von einem starken Zeichen für die frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung. "Eine Hoffnung für alle in Kitas Tätigen und ein deutliches Zeichen für Subsidiarität", freute sich Geschäftsführerin Alexa Glawogger-Feucht.
Der Evangelische Kita-Verband Bayern nannte die Entscheidung einen wichtigen Meilenstein, um künftig auskömmlich die Kindertagesbetreuung zu finanzieren. "Wir erhoffen uns von dieser Entscheidung eine deutliche Erleichterung bei den Kitaträgern, aber letztlich auch bei den Familien, für die weiterhin bezahlbare Kitaplätze zur Verfügung stehen", so Christiane Münderlein.