DOMRADIO.DE: Sie haben eine Benediktinerinnen-Gemeinschaft im Münsterland besucht, eine Benediktiner-Abtei im Sauerland und ein koptisch-orthodoxes Kloster in Höxter bei Paderborn. Warum ausgerechnet diese Klöster?
Da mussten viele erst einmal nachdenken, ob sie wirklich ein Kamerateam hereinlassen möchten. Das haben wir auch verstanden. Wir haben viel recherchiert und am Ende doch einige gefunden, die ihre Tore für uns geöffnet haben.
DOMRADIO.DE: Was hat Sie bei Ihren Recherchen im Kloster denn vor allem interessiert?
Schick: Wir haben den Film zu dritt gemacht. Die Kollegen Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier sind anders sozialisiert als ich. Die beiden sind katholisch aufgewachsen und waren zum Beispiel auch Messdiener; ich dagegen komme aus einem evangelischen Pfarrhaushalt. Wir alle hatten aber schon irgendwie einmal mit Fragen rund um Kirche, Religion und Gott zu tun.
Für den Film haben wir uns gefragt, wie es denn heute an Orten wie Klöstern aussieht, wo auf der einen Seite der Glaube eine zentrale Rolle spielt, die aber auf der anderen Seite auch im Heute leben und wirtschaftlich zurechtkommen müssen. Das hat uns interessiert.
DOMRADIO.DE: Haben Sie bei den Dreharbeiten irgendwas übers Klosterleben erfahren, das Sie wirklich überrascht hat?
Schick: Ja, ganz viel. Vorher war es tatsächlich so etwas wie eine verborgene, verschlossene Welt. Man weiß nicht so richtig, was sich hinter diesen Mauern abspielt. Es gibt ja die Möglichkeit, auch als Laie länger in ein Kloster zu gehen, aber das hatte keiner von uns bisher gemacht.
Überrascht hat uns dann zum Beispiel, wie sehr heute doch auch Fragen wie Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielen. Wie schafft man es überhaupt noch, so ein Kloster am Leben zu halten? Schließlich werden auch die Mönche und Nonnen immer weniger.
Bemerkenswert fanden wir aber auch die große Ernsthaftigkeit in den Klöstern, gerade im Nachdenken über die Frage nach Gott und wie man ihm begegnet, auch in der heutigen Gesellschaft. Da haben wir tatsächlich eine große Offenheit der Brüder und Schwestern erlebt, mit uns darüber zu reden. Das hatten wir so nicht erwartet.
DOMRADIO.DE: Auf die Frage, warum sie überhaupt ins Kloster gegangen sind, antworten im Film gleich mehrere Ordensleute: 'Wegen der Gemeinschaft!' Welchen Eindruck hatten Sie von dieser Gemeinschaft im Kloster?
Schick: Sie ist aus unserer Sicht wirklich ein Kern des Klosterlebens. Denn warum lebt man auf diese Art und Weise? Das Klosterleben geht ja auch mit vielen Beschränkungen einher, man darf vieles nicht und vieles nicht selbst entscheiden. Aber man gewinnt eben auch sehr viel. Das haben uns eigentlich alle erzählt.
In einer Gesellschaft, die von vielen heute als zersplittert wahrgenommen wird, in Teilen auch als feindlich und immer aggressiver, besteht wohl wirklich der Wunsch nach Gemeinschaft. Viele wünschen sich eine Gemeinschaft, die einen auffängt, wenn man hinfällt, die Halt bietet. Ordensleute wissen Mitschwestern und Mitbrüder an ihrer Seite, zu denen sie gehen können. Dieses Gefühl haben wir stark wahrgenommen.
Aber natürlich gibt es auch Konflikte, das haben sie uns ganz klar gesagt. Das hätten wir auch nicht gedacht, dass die Ordensleute so offen darüber reden. Aber am Ende steht die Gemeinschaft und Gemeinschaft ist etwas, was Menschen sich offenbar sehr wünschen.
DOMRADIO.DE: Viele heute halten Mönche und Nonnen doch eher für so ein bisschen weltfremde Typen. Haben Sie die Ordensleute auch so wahrgenommen?
Schick: Die allermeisten nicht. Es gibt schon gerade auch ältere Patres und Schwestern, die nach 30, 40 Jahren Leben im Kloster den Draht zur Welt ein bisschen verloren haben. Aber ganz viele stehen mitten im Leben, ganz viele arbeiten ja auch noch außerhalb des Klosters.
Wir hatten überhaupt nicht den Eindruck, dass da so eine Gruppe von weltfremden, abgedrehten Leuten zusammen hockt, die keine Ahnung mehr von der von der "richtigen Welt" haben. Die Ordensleute diskutieren intensiv darüber, was Gesellschaft heute bewegt.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie von der Spiritualität im Kloster mitbekommen?
Schick: Tatsächlich haben wir auch da eine große Ernsthaftigkeit gespürt. Gerade in den Gottesdiensten und den Gebeten, zu denen die Ordensleute sich mehrfach am Tag versammeln. Da haben wir eine sehr innige Stimmung wahrgenommen. Wir haben auch gemerkt, dass es eigentlich die Spiritualität ist, die die Gemeinschaft im Kloster zusammenhält.
Dennoch sprechen die Ordensleute auch offen über Zweifel, die Äbtissin macht das sogar im Film. Das hat uns sehr überrascht, aber auch gefreut, dass sie als Leiterin ihrer Abtei ganz offen gesagt hat, dass sie bis heute Zweifel an Gott hat und dass das eigentlich auch so sein muss.
Das Interview führte Hilde Regeniter.