DOMRADIO.DE: An wen richtet sich der Freiwilligendienst "Seitenwechsel"?
Eva Rausche (Referentin in der Abteilung Weltkirche und Mission des Bistums Essen): Wir richten uns an junge Menschen, die zwischen 18 und 28 Jahre alt sind und Lust haben, eine ganz neue Erfahrung in ihrem Leben zu machen, die Spaß an kulturellem Austausch haben und an den Herausforderungen, die das so mitbringt. Ganz viele tolle Erfahrungen, aber natürlich auch das eine oder andere schwierigere Erlebnis. Jetzt denkt man: "Oh Gott, ein Jahr im Ausland - das ist super teuer, das kann ich mir ja überhaupt nicht leisten". Aber es gibt Förderprogramme wie "Weltwärts", die wir nutzen. Das heißt, um Geld muss man sich erst mal keine Sorgen machen.
DOMRADIO.DE: Es geht für zwölf Monate nach Tansania, Costa Rica, Panama oder Peru. Welche Aufgaben haben die jungen Menschen dort?
Rausche: Sie arbeiten in sozialen Projekten vor Ort mit. Bei uns sind die Projekte alle in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, an Schulen oder in anderen Bildungseinrichtungen, in außerschulischen Betreuungen, ähnlich wie hier eine OGS. Da arbeiten die Freiwilligen mit. Sie unterstützen hauptamtliche Mitarbeitende. Da gibt es natürlich Strukturen, wo es feste Aufgaben gibt, aber auch immer die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, mit dem, was man gut und gerne macht.
DOMRADIO.DE: Wie bereiten Sie die Jugendlichen auf diese Einsätze im Vorfeld vor?
Rausche: Das ist relativ umfangreich. Einerseits gibt es natürlich die praktischen Dinge, auf die man sich vorbereiten muss. Ich brauche einen Aufenthaltstitel. Ich muss dafür sorgen, dass ich gesund und sicher sein kann. Ich muss wissen, wer meine Ansprechpersonen sind, all diese Dinge. Das ist der kleinere Teil. Der größere ist so ein bisschen das "Trockenschwimmen", weil man vorher gar nicht weiß, was in dem Jahr passiert. Also reden wir über ganz viele Dinge, die so kommen können, und wie man damit umgehen kann, wie man dann sprachfähig ist, sich mit Themen auseinandersetzen und Hilfe holen kann. Da ist es ganz wichtig, sich mit anderen Freiwilligen und ehemaligen Freiwilligen auszutauschen und von deren Erfahrungen zu profitieren.
DOMRADIO.DE: Sie betreuen dieses Programm jetzt schon seit 15 Jahren. Mit welchen Eindrücken kommen die jungen Leute wieder zurück?
Rausche: Das ist natürlich sehr individuell, was die da erleben. Jede Person, die ich in dem Jahr begleitet habe, hat andere Highlights, wo sie nach der Rückkehr sagt, das war das Beste, und daran hatte ich am meisten zu knabbern. Ganz viele Dinge verschieben sich dann mit der Zeit. Man merkt, es ist etwas, das sehr lange prägt. Ich arbeite mit Ehemaligen zusammen, wo der Dienst mehr als zehn Jahre her ist. Und die sagen, ich merke immer wieder in meinem Leben, der Freiwilligendienst wirkt nach, in der Weise, wie ich über die Welt denke, wie ich mit anderen Menschen umgehe, was mir wichtig ist. Was bei allen gleich ist, dass sie sagen, in dem Jahr haben sie sehr viel über sich selbst lernen und wachsen können, Verständnis für andere Menschen in einer ganz anderen Art und Weise entwickeln können.
DOMRADIO.DE: 2026 steht der nächste "Seitenwechsel" an. Wo und wie kann man sich dafür bewerben?
Rausche: Wenn man sich direkt beim Bistum Essen bewerben will - dafür muss man übrigens nicht zwingend im Bistum Essen wohnen - findet man alle Infos unter Seitenwechsel bistum-essen.de und kann sich da direkt bewerben. Wenn man sagt, das klingt spannend, ich wüsste auch gerne, was mein Bistum macht oder was es sonst für Möglichkeiten gibt, dann rate ich, den Begriff "Freiwilliges Internationales Jahr" in der Suchmaschine einzugeben. Dann findet man nicht nur alle katholischen Träger für den Auslandsdienst, sondern auch alle möglichen anderen Organisationen.
Das Interview führte Carsten Döpp.