Neue Eskalation zwischen Venezuelas Regime und der Kirche

Präsident Maduro lässt Kardinal Porras nicht reisen

Bewaffnete Soldaten umzingeln die Delegation des Kirchenmannes. Kardinal Baltazar Porras hatte zuvor die Menschenrechtslage kritisiert und die Freilassung aller politischen Gefangenen Venezuelas gefordert. Nun reagiert Nicolas Maduro.

Autor/in:
Tobias Käufer
Demonstrantinnen und Demonstranten fordern bei Protesten gegen Nicolas Maduro und anhaltender Menschenrechtsverletzungen in Venezuela ein Einschreiten von Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs. / © Tobias Käufer/KNA (KNA)
Demonstrantinnen und Demonstranten fordern bei Protesten gegen Nicolas Maduro und anhaltender Menschenrechtsverletzungen in Venezuela ein Einschreiten von Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs. / © Tobias Käufer/KNA ( KNA )

Venezuelas linksextremes Regime verschärft seinen Einschüchterungskurs gegen die katholische Kirche. Wie lokale Medien berichten, wurde Kardinal Baltazar Porras vor wenigen Tagen daran gehindert, zu einem Gottesdienst für den gerade erst heiliggesprochenen "Arzt der Armen", José Gregorio Hernández, zu reisen. Zu der Messe kamen trotzdem rund 100.000 Menschen.

Am Freitagabend habe ihm der stellvertretende Minister für Kultus-Angelegenheiten telefonisch mitgeteilt, die Reise nach Isnotú sei "unangebracht", da es dort zu Unruhen und Zwischenfällen gekommen sei, zitierten regierungskritische venezolanische Medien den Kardinal. Um Mitternacht sei ihm zudem über WhatsApp mitgeteilt worden, dass der Flug der staatlichen Fluggesellschaft Conviasa gestrichen worden sei. "Diese Nachricht erhielt nur ich, denn der Flug kam ohne Probleme in Valera an", so Porras weiter.

Mietwagen verweigert

Der 81-Jährige gab nicht auf. Am Flughafen wollte er mit seinen Begleitern einen Van mieten, um auf dem Landweg zu dem Ort der feierlichen Messe im Norden Venezuelas weiterzureisen. "Wir waren von einer Gruppe bis an die Zähne bewaffneter Soldaten umzingelt, obwohl wir nur zu fünft waren." Einen Mietwagen habe man ihnen verboten. "Sie ließen uns den Flughafen nicht verlassen und wir mussten zurückkehren, wir waren praktisch gefangen", erklärte Porras.

Wurde vor wenigen Tagen daran gehindert, zu einem Gottesdienst für den gerade erst heiliggesprochenen José Gregorio Hernández zu reisen: Kardinal Baltazar Porras. / © Tobias Käufer/KNA (KNA)
Wurde vor wenigen Tagen daran gehindert, zu einem Gottesdienst für den gerade erst heiliggesprochenen José Gregorio Hernández zu reisen: Kardinal Baltazar Porras. / © Tobias Käufer/KNA ( KNA )

Zuvor hatte der Kardinal, der bis 2024 das Erzbistum Caracas leitete, einmal mehr die schweren Menschenrechtsverletzungen in Venezuela angeprangert und dem Regime von Machthaber Nicolas Maduro vorgeschlagen, die Heiligsprechung zu nutzen, um alle 866 politischen Gefangenen in Venezuela freizulassen: Das Land sei wegen der Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten, zunehmender Armut, Militarisierung, Gewalt und Korruption in einer "moralisch inakzeptablen Situation", hatte Porras aus Anlass der Heiligsprechung erklärt. Maduro warf Porras daraufhin vor, Papst Leo XIV. gezielt manipulieren zu wollen und ihn über die Lage in Venezuela zu täuschen.

Porras seit Jahrzehnten prägende Figur

Porras ist seit Jahrzehnten eine prägende Figur der katholischen Kirche in Venezuela und gehört zu den einflussreichsten Kirchenvertretern Lateinamerikas. Die jüngsten Vorfälle lösten eine Reihe von Reaktionen in Venezuela aus. Die soeben mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado erklärte: "In den letzten Stunden hat die Repression durch das Maduro-Regime zugenommen und unseren Kardinal Baltazar Porras direkt angegriffen." Die historische Feier aus Anlass der beiden Heiligsprechungen werde weder durch Gewalt noch durch Manipulationen aufgehalten. Als Reaktion auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an Machado hatte das venezolanische Regime angekündigt, die Botschaft in Norwegen zu schließen.

Auch die Venezolanische Bischofskonferenz meldete sich zu Wort und hob die "grundlegende und unermüdliche Rolle hervor, die Kardinal Porras in den Prozessen gespielt hat, die zur Heiligsprechung von San José Gregorio Hernández und Mutter Carmen Rendiles geführt haben." Die Bischöfe riefen angesichts der Ereignisse um Porras dazu auf, die Symbole des Glaubens, die Volksfrömmigkeit und die beiden Heiligen nicht für parteipolitische Zwecke zu nutzen.

Land in der Krise

Venezuela steckt seit Jahren in einer tiefen innenpolitischen Krise. Rund acht Millionen Menschen haben das südamerikanische Land wegen einer schweren Versorgungskrise und staatlicher Gewalt verlassen. Menschenrechtsorganisationen werfen dem Maduro-Regime außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und Mord vor. Internationale Beobachter zweifeln den offiziell verkündeten Wahlsieg von Maduro bei den Präsidentschaftswahlen 2024 an und sahen den Kandidaten der Opposition, Edmundo Gonzalez, klar vorne.

Quelle:
KNA