Die geplante Konferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wurde kurzfristig aus Sicherheitsgründen abgesagt, wie das jüdische Online-Magazin "tachles" berichtet. Die Organisatoren hätten sich wegen Protestaufrufen aus iranischen und türkischen Kreisen sowie wegen Warnungen vor Anschlägen entschieden, das Treffen zu verschieben.
Die Begegnung in dem autoritär regierten Land war eigentlich als ein historisches Zeichen für religiöse Toleranz und interreligiösen Dialog geplant. Doch die Sicherheitslage im Kaukasus gilt als fragil. In den vergangenen Jahren wurden mehrfach Anschlagsversuche auf jüdische und israelische Einrichtungen vereitelt.
Zusammenarbeit fördern
Zu dem Kongress wären laut Bericht bis zu 600 Rabbiner und religiöse Autoritäten aus Europa, Israel und den USA zusammengekommen. Die Tagesordnung sah demnach Diskussionen über die Stabilisierung der Region, die Rolle muslimischer Staaten und die mögliche Einbindung Aserbaidschans in die sogenannten Abraham-Abkommen vor; eine multilaterale Übereinkunft von 2020, die Dialogbereitschaft und Zusammenarbeit zwischen den Unterzeichnerstaaten, darunter Israel, fördern und Differenzen untereinander beilegen soll.
Aserbaidschan sollte mit der Konferenz sein Profil als tolerant und jüdisch-freundlich stärken. In dem Land lebt eine jüdische Gemeinschaft von rund 30.000 Menschen, laut lokalen Vertretern in relativem Frieden.
"Anti-islamische Provokation"
Die Veranstaltung sorgte jedoch laut "tachles" für diplomatische Spannungen mit dem Nachbarland Iran. Dort hieß es, die Kongressplanung sei eine "anti-islamische Provokation". Die Absage gelte nun als Rückschlag für den interreligiösen Dialog, so das Blatt. Sie zeige, "wie empfindlich das Gleichgewicht zwischen Symbolpolitik und Sicherheitsinteressen in der Region bleibt".
Die Konferenz Europäischer Rabbiner begeht in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. In der Ankündigung der Konferenz im Juni hieß es, die Wahl des Versammlungsortes sei "ein lebendiges Beispiel dafür, dass auch in schwierigen Zeiten von Krisen, Konflikten und Desinformation Zusammenarbeit, Respekt und gemeinsames Engagement über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg möglich sind". Die CER vertritt nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitglieder und 800 aktive Rabbiner und tritt für die religiösen Rechte von Juden in Europa ein.