Der heilige Maurus und der Maurus-Schrein

Der restaurierte Reliquienschrein des heiligen Maurus auf Burg Becov (Tschechien) / © Alexander Brüggemann (KNA)
Der restaurierte Reliquienschrein des heiligen Maurus auf Burg Becov (Tschechien) / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Der Maurus-Schrein ist eine goldene Lade von etwa 1,40 Meter Länge, die zwischen 1225 und 1230 im Gebiet von Rhein
und Maas im Stil der Kölner Goldschmiedekunst angefertigt wurde. Er enthält Reliquien, die den Märtyrern Maurus, Timotheus und Apollinaris aus dem 3. Jahrhundert zugeschrieben werden; sie wurden laut der Überlieferung als Glaubenszeugen in Reims enthauptet. Auch eine angebliche Reliquie Johannes des Täufers befindet sich in dem Schrein.

Ein älteres Reliquiar kam wohl im 11. Jahrhundert in den Besitz des Bischofs vom Cambrai, der sie für ein Benediktinerkloster in Florennes in der Wallonie stiftete. Seine Erben gaben später den heutigen goldbeschlagenen Schrein mit Holzkern in Auftrag, der zudem mit zahlreichen Edelsteinen, Reliefs, Statuen und Emaillen verziert ist. Nach Aufhebung und Zerstörung der Abtei im Zuge der Französischen Revolution erwarb der Schlossherr von Florennes, Alfred de Beaufort-Spontin, die goldene Truhe 1838 und überführte sie 1888 nach Becov (Petschau) in Westböhmen, wo er ebenfalls ein Schloss besaß.

Vergraben und vergessen

Vor der Vertreibung 1945 vergrub die Adelsfamilie das Kunstwerk in der Burgkapelle, vermutlich in der Absicht, es später holen zu kommen. Doch dazu kam es nicht. 1985 stellte eine Sonderkommission der tschechoslowakischen Polizei den lange vergessenen Schrein sicher, nachdem sich ein mutmaßlicher Unterhändler aus den USA um eine Ausfuhr bemüht hatte. Der restaurierte Maurus-Schrein wird seit 2002 in Burg Becov ausgestellt. Er ist das zweitwertvollste Kunstwerk der Tschechischen Republik - nach den Kronjuwelen des Königreichs Böhmen, die auf der Prager Burg aufbewahrt werden.