Rezension des Buchs "Liebe - notwendiger denn je!" von Pfarrer Rainer Maria Schießler

Rainer M. Schießler: Liebe - notwendiger denn je! (Kösel Verlag)
Rainer M. Schießler: Liebe - notwendiger denn je! / ( Kösel Verlag )

"Liebe ist alles" sang das Pop-Duo Rosenstolz einst in einem zu Herzen gehenden Song. Noch viel älter, nämlich aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, ist das "Hohe Lied der Liebe" des Apostels Paulus. Es stammt aus dem 13. Kapitel seines ersten Briefes an die Gemeinde von Korinth und dürfte der am häufigsten in Trauungsgottesdiensten verlesene Bibeltext sein. Hat ja auch etwas Ermutigendes für ein Paar, das sich auf das Wagnis der Ehe einlässt.

Denn: "Die Liebe trägt alles, sie hofft alles, sie glaubt alles." Und am Ende heißt es: "Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe."

Ein fast verträumtes Lied hat Paulus da niedergeschrieben. Keiner könne sich dessen Wirkung entziehen, findet der selbst nie um Worte verlegene Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler. Mit biblischen Texten zum Thema "Glaube" und "Hoffnung" hat er sich in zwei vorausgegangenen Werken schon beschäftigt. Da lag es auf der Hand, die Trilogie passend abzuschließen. Unter dem Titel "Liebe - notwendiger denn je!" ist im Kösel-Verlag sein neues Buch erschienen.

Auf 272 Seiten enthält es eine Auswahl von bekannten biblischen Texten, die der Priester auf seine unnachahmliche Art erläutert.

Die Sprache Gottes

Regelmäßige Gottesdienstbesucher mögen viele der Geschichten kennen, andere werden überrascht sein, was sich so alles entdecken lässt. "So wie Menschen verschiedene Muttersprachen haben, so haben sie auch verschiedene Wege, Liebe zu geben und zu empfangen", schreibt der Pfarrer. Die Bibel sei ein Zeugnis dafür, dass Gott alle diese Sprachen beherrsche.

"Wir finden in der Bibel jede dieser Sprachen der Liebe - nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Gott und uns." Liebe sei eben nicht nur ein Gefühl. "Sie ist die Sprache Gottes, und jeder liebende Mensch ist ein Liebesbrief Gottes an diese Welt."

Geht es nach dem US-Pastor und Paarberater Gary Chapman gibt es fünf Sprachen der Liebe: gemeinsam Zeit verbringen, körperliche Zuwendung, Hilfsbereitschaft, Lob und Anerkennung sowie Geschenke, die von Herzen kommen. Nach diesen Kriterien listet Schießler die Texte aus dem Alten und Neuen Testament auf. Was an sie angefügt jedes Mal folgt, ist keine ewig lange Predigt, die einen langweilen könnte.

Vielmehr versucht Schießler mit der Lebenserfahrung eines inzwischen 65 Jahre alten Seelsorgers, die Menschen bei der Hand zu nehmen und ihnen die Frohe Botschaft verständlich nahe zu bringen.

Pfarrer Rainer Maria Schießler gibt sich selbst den dritten Vornamen Bartimäus. / © Dieter Mayr (KNA)
Pfarrer Rainer Maria Schießler gibt sich selbst den dritten Vornamen Bartimäus. / © Dieter Mayr ( KNA )

Vielfalt in der Kirche wichtig

Schießler erklärt etwa, dass der Glaube eine starke, fest verankerte Gemeinschaft brauche. "Das sind dann Menschen, die tragen und mittragen, die wie gute Eltern für ihre Kinder da sind." Was Kirche spannend mache, sei Vielfalt, Buntheit, seien wechselseitige Erfahrungen. All dies dürfe nicht verloren gehen oder gar verboten werden, warnt der Autor: "Die Kirche verliert sonst die Spannkraft, ihre Glaubwürdigkeit und damit auch ihre Anziehungskraft für die Menschen."

Das Beispiel eines aussätzigen Mannes im Markus-Evangelium, der auf seine Bitte hin von Jesus geheilt wird, nimmt der Pfarrer zum Anlass, über Mitgefühl zu sprechen. In jedem Jahrhundert habe es große Frauen und Männer gegeben, die sich in Christi Namen auf die Seite der Kranken und Schwachen gestellt hätten. Jesus habe Nächstenliebe praktisch vorgelebt und erwarte dies auch von seinen Jüngern. Mutter Teresa folgte seinem Beispiel und formulierte es so: "Liebe und Zärtlichkeit sind die beste Medizin!" Die Botschaft, es wie Jesus zu machen und menschlich zu handeln, gelte bis heute.

Das Angenehme an diesem Buch ist, dass man es nicht kontinuierlich lesen muss. Immer wieder mal eine Stelle herauszupicken, die Erläuterungen zu lesen und darüber nachzudenken, reicht völlig. Das lässt sich abends vor dem Einschlafen machen oder morgens zum Start in den Tag. Schießler selbst wünscht allen Lesern viel Freude und Entspannung dabei und "möglichst viele neue Sichtweisen auf wunderbare uralte Worte, die uns ein Leben lang begleiten".

(Quelle: Barbara Jost, Katholische-Nachrichten Agentur (KNA))