Theologin erläutert Vorteile und Grenzen von Robotern in der Pflege

Tablett bringen ja, Übergabe nein

Die Theologin und Ethikerin Alexandra Kaiser-Duliba warnt davor, künstliche Intelligenz überall da einzusetzen, wo es um Zwischenmenschliches geht. Davon abgesehen sieht sie aber durchaus sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten von KI.

Roboter liefert Essen aus (shutterstock)

Kein Computer kann zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen, findet die Theologin Alexandra Kaiser-Duliba. In ihrer Doktorarbeit weist sie daher auf klare Grenzen hin für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotern in der Pflege. Aber sie sieht auch sinnvolle Möglichkeiten, wo Technik die Menschen unterstützen kann.

Aus einer christlichen Ethik heraus sollte es keinen Einsatz durch datenbasierte Systeme und Robotik geben, "wo Fürsorgeaspekte im Vordergrund stehen, wo es um Zwischenmenschliches geht", sagte Kaiser-Duliba im Interview des Portals katholisch.de. Dazu gehöre etwa das Waschen, aber auch die Versorgung mit Essen: "Der Roboter darf das Tablett gern zum Zimmer bringen - aber die Übergabe sollte ein Mensch machen."

Denn Essen sei immer auch Gemeinschaft, fügte sie hinzu: "Alleine die kurze Aufmerksamkeit für die Patienten, ein kurzes 'Guten Appetit' bedeutet schon viel! Außerdem sind solche kurzen Augenblicke auch immer Gelegenheit, sich zu versichern, ob bei den Patienten alles in Ordnung ist. Die Kontaktzeiten sind sowieso schon kurz, wir sollten sie nicht weiter beschneiden."

Intelligente Pflegewagen

Sinnvoll sei der Einsatz vor allem dort, wo Technik den Pflegekräften mehr Zeit verschaffen könne für diese menschlichen Kontakte, ergänzte die Theologin: So könne KI etwa in der Diagnostik eingesetzt werden sowie bei Dienstplanung, Protokollierung und Dokumentation.

Auch intelligente Pflegewagen könnten zum Einsatz kommen, die erkennen, wenn "Medikamente entnommen wurden und dann selbstständig zum Lager fahren, um sich wieder bestücken zu lassen oder sich sogar selbst zu bestücken", so Kaiser-Duliba weiter. Der Technik fehle aber grundlegende menschliche Empathie.

Vom Menschen her schauen

Die Expertin plädierte für ein grundsätzliches Umdenken: "Momentan schauen wir oft: Was ist technisch möglich und wo können wir das dann einsetzen? Wir müssen aber von der Basis her schauen: In welchen Pflegevorgängen brauchen wir Entlastung? Was brauchen Fachkräfte, um den Fokus auf Fürsorgearbeit legen zu können?"

Gefährlich könne es auch werden, wenn der Einsatz von KI und Robotik zu einer sozialen Spaltung führen würde, warnte sie: "Die einen können sich menschliche Pflege leisten, die anderen nicht. Da sollten wir als Gesellschaft von Anfang an gegensteuern."

Für ihre Doktorarbeit zur ethischen Beurteilung des Einsatzes von Robotik und KI in der Pflege an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hatte Kaiser-Duliba im Juli den "Kardinal-Wetter-Preis" der Katholischen Akademie in Bayern erhalten.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA