Die Zukunft ist ein schmaler Spalt: Am Ende der neuen Sonderausstellung im Mainzer Dommuseum blicken die Besucher durch eine Wand auf die Mainzer Bischöfe Josef Ludwig Colmar und Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, die im 19. Jahrhundert nach dem Ende des Kurfürstentums in die neue Zeit führten. "Colmar hat den Dom vor dem Abriss gerettet, Bischof Ketteler hat mit für den Wiederaufbau der Stadt gesorgt und karitative Orden angesiedelt", erläutert Ausstellungsmacher und Museumsdirektor Winfried Wilhelmy.
Zwischen den Bildnissen der Kirchenmänner platziert ist ein spätklassizistisches Denkmal, das eine Trauernde am Grab des Minnedichters Heinrich von Meißen zeigt. Er hat 1318 im Kreuzgang des Doms seine letzte Ruhe gefunden. Das Mainzer Dommuseum stellt ab Samstag Meisterwerke von der Spätgotik bis zum Klassizismus aus.
Im Zentrum der Schau "Von Albrecht von Brandenburg zu Abraham Roentgen" steht ein vom Neuwieder Möbelbauer Abraham Roentgen geschaffener Tabernakel aus dem Mainzer Altmünsterkloster.
Museumsleiter: "Allererste Liga"
"Das ist allererste Liga der Möbelbaukunst und man kann das gar nicht hoch genug einordnen", sagte Wilhelmy. "Es ist das absolute Spitzenstück der Ausstellung." Der Prunktabernakel, 1758 erschaffen, zähle zu den schönsten Möbeln des Spätbarocks insgesamt. Nach der Sonderausstellung soll er Teil der Dauerausstellung werden.
Die gezeigten Objekte stammen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert und wurden teils für die Ausstellung restauriert. So etwa ein Flügelaltar aus dem Jahr 1513, der durch die außergewöhnliche Anzahl seiner Flügel mehrere Wandlungen ermöglicht. Laut Experten hat der Altenburger Bildschnitzer Franz Geringswald diesen 1512/13 geschaffen. Dieser wurde nach Angaben der Ausstellungsmacher während des Zweiten Weltkriegs eingelagert und im Rahmen der Schau unlängst wiederentdeckt.
Aus der Werkstatt von Lucas Cranach
Auch verschiedene Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren und ein barockes Kultbild aus dem Mainzer Armklarenkloster, eine um 1340 zu datierende Madonna, werden gezeigt. Wilhelmy, der im Herbst in den Ruhestand geht, verrät auch sein persönliches Lieblingsstück der Ausstellung.
"Dieser Teppich ist ein Traum für alle Liebhaber des Spätermittelalters", sagt er vor einem sogenannten Sippenteppich - datiert auf das Jahr 1501. Es gebe kaum noch einen weiteren solchen Teppich, der diese Pracht der Farben habe, betont er. "Ich setze mich gerne morgens um 8 Uhr hierher, und lasse ihn einfach auf mich wirken."
Bischof eröffnet Ausstellung
Die Schau "Von Albrecht von Brandenburg zu Abraham Roentgen" findet im Rahmen des aktuellen Jubiläums "100 Jahre Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz" statt und wird am Freitag offiziell von Bischof Peter Kohlgraf eröffnet. Anschließend wird die Ausstellung bis zum 17. Mai 2026 gezeigt.