Immer mehr Menschen auf der Welt können es sich laut einer Studie nicht leisten, sich ausreichend und gesund zu ernähren. Im vergangenen Jahr waren es fast drei Milliarden Frauen, Männer und Kinder, wie das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor am Dienstag mitteilte.
Zwei Jahre zuvor waren es noch rund 2,5 Milliarden gewesen. Dabei seien nur 1,6 Prozent der Weltwirtschaftsleistung notwendig, um diese Armutslücke zu schließen, also etwa 3,2 Billionen US-Dollar.
Die Armutslücke ist die Differenz zwischen der Armutsgrenze und dem Geld, das ein Mensch zur Verfügung hat, so Misereor anlässlich des Welternährungstages am Donnerstag. Bei einer Armutsgrenze von 3 US-Dollar pro Tag und einem Verdienst von 2 Dollar, läge diese demnach bei einem Dollar.
Armutsgrenze von 3 Dollar zu niedrig?
"Unsere Berechnungen zeigen, dass die internationale Armutsgrenze von drei US-Dollar zu niedrig angesetzt ist und deshalb nicht einmal ein Drittel der Menschen erfasst, die tatsächlich von Ernährungsarmut betroffen sind", so der Misereor-Geschäftsführer für internationale Zusammenarbeit, Bernd Bornhorst. Ernährungsarmut zu beenden sei wirtschaftlich und in gemeinsamer globaler Anstrengung machbar.
"Die Weltwirtschaft wächst, aber gleichzeitig steigt die Ernährungsarmut", erklärte der Wissenschaftler Sebastian Vollmer von der Universität Göttingen, der an der Studie mitwirkte. "Das heißt, das Wachstum kommt nicht bei denen an, die es am dringendsten brauchen." Das Hilfswerk fordert deshalb mehr Anstrengungen der reicheren Länder zur Überwindung der Armutslücke.
Langfristige Folgen
Stattdessen gingen die Zeichen jedoch in eine andere Richtung, trotz hoher Folgekosten, klagte Bornhorst. "Hunger und Mangelernährung führen zu Krankheiten, Wachstumsstörungen und schlechteren Bildungschancen. Das belastet die betroffenen Menschen und hemmt die Entwicklung ganzer Gesellschaften über Jahrzehnte."
Pro Person ist die Ernährungsarmut der Studie zufolge im afrikanischen Südsudan am größten. "Fast die gesamte Bevölkerung ist davon betroffen", erklärte der Misereor-Experte für Landwirtschaft und Ernährung, Lutz Depenbusch.