DOMRADIO.DE: Unter dem Leitwort "Hoffnung für dich!" stehen die beiden Bonner Märtyrer, Cassius und Florentius in dieser Festwoche im Mittelpunkt. Welche Rolle spielten Sie in Bonn und spielen sie möglicherweise noch immer?
Monsignore Dr. Markus Hofmann (Stadtdechant in Bonn): Ja, das Grab der beiden frühchristlichen Märtyrer ist sozusagen die Keimzelle des christlichen Bonns und auch der heutigen Stadt. Bonn war römisches Legionslager. Die Ruinen dieses Lagers waren noch bis ins 19. Jahrhundert sichtbar, hier im Norden der heutigen Stadt gelegen. Aber die heutige Stadt und auch das christliche Bonn haben sich rund um die Grabstätte der frühchristliche Märtyrer entwickelt, heute unter dem Bonner Münster in der Krypta. Bis heute ist das Bonner Münster sicherlich ein ganz zentraler, wichtiger Ort.
Ich höre immer wieder von Menschen, die in Bonn leben oder mal gelebt haben, dass sie Bonn schätzen, dass sie das Gefühl haben von Zeit zu Zeit ins Bonner Münster zu müssen, damit sie wieder die ursprüngliche Luft schnuppern können.
DOMRADIO.DE Heute prägen Cassius und Florentius nicht nur das Bonner Stadtbild. Inwiefern hat ihre Lebensgeschichte noch aktuelle Bezüge?
Hofmann: Sie sind damals aus Treue zu Christus gestorben, und um ihrem Gewissen zu folgen. Die Tradition überliefert, dass sie nicht bereit waren, den römischen Göttern zu opfern und Gewalt gegen Unschuldige anzuwenden. Das ist nach wie vor etwas, was bis heute aktuell ist. Christus treu zu sein - auch wenn es schwierig wird. Die Menschen zu achten, auch wenn Andere anders denken oder sogar Druck ausüben.
Sie sind Zeugen für die Hoffnung auf das ewige Leben. Zeugen dafür, dass wir mehr zu erwarten haben als das irdische Leben. Wir wollen dieser Hoffnung auch Ausdruck geben, indem wir in dieser Woche alle einladen, in der Kirche in bereitgestellten Behältnissen Samen auszusäen, um diese Hoffnung sichtbar werden zu lassen.
DOMRADIO.DE Sie sprechen in dieser Woche auch speziell junge Leute an. Am Dienstagabend haben Sie eine Münsterführung für junge Leute angeboten. Stadtjugendseelsorger Christian Jasper hat über den “Pilgerweg der Hoffnung” im Bonner Münster geführt. Was erhoffen Sie sich davon?
Hofmann: Wir haben hier eine ganz lebendige, funktionierende Jugendarbeit. Es stoßen immer wieder neue Leute hinzu. Wir haben am Donnerstag um 18 Uhr auch eine Heilige Messe, speziell für junge Leute, aber es sind natürlich alle eingeladen. Anschließend gibt es noch eine Begegnung und ein Mitbring-Buffet.
Am Samstag schließen wir die Festwoche mit der Messe im Kerzenschein. Da werden auch wieder viele junge Leute dabei sein. Ich glaube, dass das Bonner Münster ein Ort ist, wo Menschen aller Altersstufen und gerade junge Leute eine Heimat finden können. Da zeigt sich, dass es nicht nur eine vage Hoffnung, sondern Realität ist.
DOMRADIO.DE: Am 7. Oktober 2023 erschütterte der Terrorangriff der Hamas den Süden Israels und mit ihr die Welt. Wird der Nahostkrieg Thema bei Ihnen sein?
Hofmann: Man kommt an dem Thema nicht vorbei. Am Dienstag ist zugleich auch “Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz”, das Rosenkranzfest. Es erinnert uns daran, dass für uns Christen im Angesicht solcher Ereignisse vor denen wir ohnmächtig stehen, das Gebet die erste und wichtigste Reaktion ist. Nicht die einzige, aber eine ganz zentrale und wichtige.
Auch schon bei der Seeschlacht von Lepanto war das Gebet der entscheidende Faktor, wenigstens nach Überzeugung des damaligen Papstes. Papst Leo XIV. hat ebenfalls besonders zum Gebet des Rosenkranzes in diesen Tagen aufgerufen, auch im Hinblick auf die Situation im Heiligen Land.
DOMRADIO.DE: Welche besonderen Programmpunkte gibt es sonst noch in der Bonner Festwoche?
Hofmann: Die Festwoche geht noch bis Samstagabend. Wir haben jeden Tag die Heiligen Messen um 8 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr und 18 Uhr. Wir haben jeden Abend im Oktober von Montag bis Freitag um 17.15 Uhr ein gemeinsames Rosenkranzgebet. Also nicht nur heute, sondern an allen Tagen im Oktober, von Montag bis Freitag.
Es kommen viele Kitas, Schulen und andere Gruppen zu uns. Sie bekommen das besondere Angebot den “Pilgerweg der Hoffnung” im Bonner Münster zu gehen. Sie können dort an verschiedenen Stationen innehalten und sich von der Hoffnung, die am Ende Christus selber ist und die er uns auf verschiedene Weise schenkt, erfüllen zu lassen.
Das Interview führte Carsten Döpp.