Christliche Zeichen im Amateur- und Profifußball im Blickpunkt

Zwischen Kraftspender und Kritik

Die Fußball-Bundesliga hat wieder Fahrt aufgenommen und die ersten Spieltage sind vorbei. Ein Phänomen, das zu beobachten ist, sind öffentliche Bekenntnisse der Profis zum Christentum. Warum das bisweilen auch in der Kritik steht.

Autor/in:
Daniel Zander
Ein Fußball liegt auf dem Rasen im Stadion (shutterstock)
Ein Fußball liegt auf dem Rasen im Stadion / ( shutterstock )

Vor einem wichtigen Spiel zündet die Oma zwei oder gar drei Kerzen an. "Dann glauben wir fest daran, dass alles gut ausgeht", sagt Paul Daniels. "Besonders gesundheitlich." Der 23-Jährige ist Amateurfußballer beim FC Wegberg-Beeck in der Mittelrheinliga, fünfte Spielklasse - und überzeugter Christ. "Mir wurde der Glaube von der Familie mit in die Wiege gelegt." Für Daniels ist Religion zwar eher ein privates Thema, das er vor seiner Mannschaft und in der Kabine nicht groß auslebe. Aber: "In der Liga sind viele, die beim Torjubel ihr Trikot hochziehen und ein T-Shirt mit einem religiösen Spruch zeigen."

Mit dieser Beobachtung ist er nicht allein - zuletzt haben sich viele Spieler auch in der Bundesliga zum Christentum bekannt. So zeigten Davie Selke beim Aufstieg des Hamburger SV und Leonardo Scienza nach dem Klassenerhalt des 1. FC Heidenheim T-Shirts mit Sprüchen wie "Jesus is King" (Jesus ist König). Auch Dortmunds Felix Nmecha trug ein Shirt mit dem Aufdruck "I belong to Jesus" (Ich gehöre zu Jesus).

Jesus-T-Shirts im Profifußball

Für den Fan- und Fußballforscher Harald Lange von der Universität Würzburg ist das Geschehen im Profifußball repräsentativ für die Gesellschaft. "Es gibt dort genauso viele religiöse Menschen wie in anderen Teilen unserer Gesellschaft auch", sagt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem seien die Strukturen des Fußballs - die Offenheit des Spielausgangs, die Rolle des Zufalls trotz individueller Qualität - gut geeignet für Religiosität: "Das bewegt sich in Richtung Metaphysik - es müsse doch etwas Übergeordnetes geben, was mir den Sieg schenkt."

Einen starken Anstieg von gläubigen Fußballern in den vergangenen 20 Jahren sieht Lange indes nicht. Aber: Durch eine immer größere Medialisierung des Sports durch Fernsehübertragungen und Social-Media-Nutzung herrsche eine andere Informationsdichte, Bekenntnisse erreichten mehr Menschen. Laut Lange meinen es die Spieler ernst, die sich zum Glauben bekennen. "Religiosität für PR-Zwecke zu verwenden, ist eher unüblich. Da gibt es andere Themen."

Ein Trend, der viele mitreißt

Ähnliche Beobachtungen macht auch Amateurfußballer Daniels: "Ich glaube, dass das ein gewisser Trend ist, der langanhaltend sein kann." Als Beispiel nennt er Spieler aus seiner Liga, "die Kreuz-Ketten tragen und diese nach Abpfiff schnell wieder anziehen". Das sei ein Trend, der viele mitreiße - auch auf Social Media.

Denn dort finden sich in vielen Profilen vornehmend junger Nutzer christliche Symbole. Das liege an einer zunehmenden Vermischung der digitalen Welt mit der analogen, sagt Religionswissenschaftlerin Anna Kira Hippert von der Ruhr-Universität Bochum. Zudem würden Social-Media-Plattformen inzwischen stärker von religiösen Influencern - teils auch evangelikalen Christen - genutzt, die dort ihren Glauben präsentierten und eine größere Sichtbarkeit erzeugten.

Kritik an "Ballers in God"

Auch Fußballprofis zeigen online ihren Glauben. Mitunter stößt die Nutzung der Bühne des Profisports für Missionsarbeit auch auf Kritik. Insbesondere die Organisation "Ballers in God" (Spieler, die an Gott glauben) stand zuletzt im Kreuzfeuer. Die Organisation postet auf ihrem Instagram-Kanal Inhalte über Fußball und Profispieler mit religiösen Botschaften. Doch darunter sind auch Beiträge, die Kritiker als homophob ansehen - etwa die Erklärung, lieber ein Kreuz anstelle einer Armbinde in den Farben des Regenbogens zu tragen. Mehrere Spieler aus der Bundesliga folgen "Ballers in God" auf Instagram.

In einer aktualisierten Recherche hatte die "Tagesschau" im Juli über eine Nähe von "Ballers"-Gründer John Bostock zu Ben Fitzgerald berichtet: Der gebürtige Australier Fitzgerald sei Vertreter der evangelikalen "Awakening Church" und thematisiere Dämomen-Austreibungen und vermeintliche Wunderheilungen.

Vorwürfe gegen Felix Nmecha

Das sorgt für Kritik - ebenso wie Äußerungen des Dortmunder Profis Felix Nmecha, der auch schon im Podcast von "Ballers in God" zu Gast war. Im Juni postete er auf Instagram unter anderem ein Bild, in dem das Wort "Pride" mit dem Teufel in Verbindung gebracht wurde. Später äußerte er sich diplomatischer: Die Liebe Gottes gelte für alle.

Bringen solche Schlagzeilen das Christentum im Fußball in Verruf? Amateurspieler Daniels sieht das im Fall von Nmecha nicht: "Ein Felix Nmecha hat keinen so großen Einfluss auf die Kirche und den Glauben, als dass man da jetzt so viel dranhängen muss." Eine klare Meinung zu dem Vorfall hat er dennoch: "Ich unterstütze das nicht, klar. Man muss sich vorher überlegen, was man postet."

Quelle:
KNA