Erzbistum Köln lädt zum ersten Gemeindeentwicklungstag ein

"Gemeinden können Orte der Freundschaft sein"

Am 15. November findet im Kölner Maternushaus erstmals ein Gemeindeentwicklungstag statt. Das Erzbistum will damit Menschen aus Pfarreien und Gruppen inspirieren, vernetzen und ermutigen, das kirchliche Leben vor Ort zu gestalten.

Autor/in:
Johannes Schröer
Frank Reintgen und Anna Katharina Frerichmann / © Johannes Schröer (DR)
Frank Reintgen und Anna Katharina Frerichmann / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Einen Gemeindeentwicklungstag hat es im Erzbistum Köln noch nicht gegeben. Warum wird der jetzt angeboten? 

Anna Katharina Frerichmann (Referentin für Gemeindeentwicklung im Erzbistum Köln): Wir bieten in diesem Jahr den Gemeindeentwicklungstag an, weil wir gerne Möglichkeiten für Inspiration, Vernetzung, Austausch und Ermutigung für alle, die in den Gemeinden entweder ehren- oder hauptamtlich engagiert sind, geben wollen. Wir wollen bei vielen die Lust wecken, Gemeinde vor Ort zu gestalten. 

DOMRADIO.DE: Viele Gemeinden werden jetzt zu Großgemeinden zusammengelegt. Das heißt, dass viele kleinen Gemeinden sich in ihrer bisherigen Gemeindestruktur auflösen. Wie begleitet das Erzbistum Köln diese Prozesse? 

Frank Reintgen

"Unsere Unterstützung versuchen wir auf vielfältige Weise anzubieten."

Frank Reintgen (Fachbereichsleiter Gemeindeentwicklung und Engagementförderung im Erzbistum Köln): Zunächst muss man verstehen, dass nicht die Gemeinden vor Ort aufgelöst werden, sondern sie bekommen einen neuen Rahmen in einer neuen Struktur. Unser Anliegen im Erzbistum Köln ist gerade die Gemeinde vor Ort, da wo das Leben der meisten Christen und Christinnen aktiv gestaltet wird, zu stärken, um das gemeindliche Leben auch in neuen Strukturen weiter zu fördern.

Unsere Unterstützung versuchen wir auf vielfältige Weise anzubieten. Wir begleiten Menschen, die vor Ort Verantwortung in Ortsausschüssen, Pfarrgemeinderäten oder auch in Gemeindeteams, die entstehen sollen, tragen. Wir tun dies, indem wir sie beraten, begleitend die Situation vor Ort angucken und miteinander überlegen, wie mit den Mitteln und mit den Menschen, die da sind, neue Wege gegangen werden können, um das Gemeindeleben attraktiver werden zu lassen. 

DOMRADIO.DE: Wie werden die Veränderungen und Strukturreformen denn von den Menschen vor Ort in den Gemeinden aufgenommen? Haben Sie da Rückmeldungen? 

Reintgen: Das ist sehr unterschiedlich. Wir erleben an manchen Orten eine gewisse Suche und ein sich noch hineinfinden in die neuen Strukturen. Dort gibt es auch eine große Zurückhaltung. Aber wir erleben auch, dass Menschen aktiv auf uns zukommen und diesen Wandel, der jetzt ansteht, bewusst gestalten wollen.

Gerade da merken wir, dass es eine große Freude und eine große Energie vor Ort gibt, etwas neu zu gestalten. Diese Energie wollen wir natürlich fördern. Das machen wir, indem wir Ideen liefern und indem wir Menschen miteinander vernetzen, die an ähnlichen Fragestellungen dran sind. Außerdem bieten wir Workshops an und nicht zuletzt unterstützen wir durch den Gemeindeentwicklungstag, mit dem wir viele gute Ideen bekannt machen wollen. 

Frank Reintgen

"Die Herausforderungen sind neue Wege zu schaffen und Möglichkeiten zu finden, wie Menschen als Gemeinde aktiv und engagiert bleiben."

DOMRADIO.DE: Im November sind Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen. In diesen Gremien wird es viel weniger Mitglieder geben, wenn die Gemeinden zu Großgemeinden zusammengelegt werden.

Reintgen: In der Tat fordert diese Situation heraus. Denn Gremien werden zusammengelegt werden. Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte werden perspektivisch zum Pfarreirat oder Rat der pastoralen Einheit.

Die Herausforderungen, vor denen wir in den pastoralen Einheiten in dieser Situation stehen, ist es, sicherzustellen, dass wir neue Wege schaffen und Möglichkeiten finden, wie Menschen vor Ort als Gemeinde nah bei den Menschen aktiv und engagiert bleiben.

Das ist das Ziel. Menschen in den Gremien werden weniger, aber das heißt ja nicht, dass vor Ort nicht weiterhin Menschen in einem anderen Rahmen Verantwortung dafür übernehmen, dass kirchliches Leben gut weitergehen kann. 

DOMRADIO.DE: Der Gemeindeentwicklungstag ist am 15. November. Zuvor sind die Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen. Wer ist alles eingeladen? Sind auch die neuen Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte eingeladen? 

Anna Katharina Frerichmann

"Der Begriff Freundschaft kann auf verschiedene Ebenen bezogen sein: Auf Gott, die Menschen, aber auch die Welt."

Frerichmann: Eingeladen sind alle. Sowohl diejenigen, die in Gremien engagiert sind, als auch diejenigen die das Gemeindeleben vor Ort in den verschiedenen Gruppen und in den Gremien mit begleiten und verantworten. 

DOMRADIO.DE: Gemeinde sollen Orte der Freundschaft sein. So auch eine Keynote auf dem Gemeindeentwicklungstag. Was kann das bedeuten? Wie füllt sich denn dieser Satz: Gemeinde als Orte der Freundschaft? 

Frerichmann: Der Begriff Freundschaft kann auf verschiedene Ebenen bezogen sein. Einmal bezogen auf Gott, auf die Mitmenschen, aber auch auf die Welt. Für mich steckt da vor allen Dingen die Frage drin, wie können wir bei uns vor Ort Räume öffnen, dass wir in Beziehung treten können und neue Impulse voneinander bekommen, miteinander lernen und gemeinsam unterwegs sein können. 

DOMRADIO.DE: Gerade in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft immer mehr auseinander driftet, immer mehr auseinander fällt, was macht da Kirchengemeinden als Brückenbauer für den Zusammenhalt besonders wichtig? 

Reintgen: Die Idee zu dem Thema: “Gemeinden als Orte der Freundschaft” verdankt sich der Vision im Erzbistum Köln, die im Moment unser Handeln stark prägt. Die Idee, die dahinter steht, ist, dass wir als christliche Gemeinschaft ein Potenzial haben an gelebtem Miteinander, dass wir eigentlich in den Gemeinden ganz viel Erfahrung damit haben, Vielfalt zu einem lebendigen Ganzen zu bringen.

Papst Leo hat gesagt, dass die Gemeinden Labore sein könnten, in denen Frieden gelernt werden kann, in denen Kommunikation gelernt werden kann. Das ist für mich ein faszinierendes Bild, dafür dass wir es in den Gemeinden vielleicht schaffen, unterschiedlichste Menschen zu integrieren, dass wir für den Sozialraum Bündnisse schließen, Freundschaften schließen zum Wohle der Kirche und der Menschen vor Ort.

Anna Katharina Frerichmann

"Ich sehe die Entwicklung positiv, weil ich überzeugt bin, dass vor Ort viele Menschen mit richtig guten Ideen sind."

DOMRADIO.DE: Frau Frerichmann, sie als Referentin für Gemeindeentwicklung. Wie schauen Sie in die Zukunft mit Blick auf den Wandel, der auch in den Gemeinden stattfindet? 

Frerichmann: Ich sehe die Entwicklung auf jeden Fall positiv, weil ich davon überzeugt bin, dass vor Ort viele Menschen mit richtig guten Ideen sind. Mich würde es freuen, wenn wir es schaffen, Räume zu öffnen, dass vor Ort viel Gutes und Neues wachsen kann und das Gute, was schon da ist, gestärkt wird. 

DOMRADIO.DE: 15. November ist der Gemeindeentwicklungstag im Kölner Maternushaus. Muss man sich da anmelden? 

Frerichmann: Wenn Sie vorbeikommen wollen, sollten Sie sich anmelden. Anmeldeschluss ist der 7. November. Die Veranstaltung ist für alle, die Lust haben auf Inspiration, Vernetzung, Austausch, Ermutigung und den Heiligen Geist.

Das Interview führte Johannes Schröer.

#ZusammenFinden: Strukturreform im Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln ordnet den geografischen Zuschnitt der Seelsorge neu. Angesichts der rückläufigen Zahlen von Katholiken und Seelsorgepersonal entstehenaus 177 Seelsorgebereichen 67 sogenannte Pastorale Einheiten. Erzbischof Rainer Maria Woelki habe den räumlichen Zuschnitt formal bestätigt, der während des mehrjährigen Beratungsprozesses #ZusammenFinden festgelegt worden sei. 

Das Erzbistum Köln wird durch Pastorale Einheiten neu strukturiert / © LanKS (shutterstock)
Das Erzbistum Köln wird durch Pastorale Einheiten neu strukturiert / © LanKS ( shutterstock )
Quelle:
DR

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