Papst Leo XIV. sieht in den "einfachen Leuten" die Hoffnung der Kirche

Sensus fidei

Die Kirche wird in der Öffentlichkeit oft mit ihren höchsten Repräsentanten oder berühmten Theologen identifiziert. Doch in Wahrheit seien die einfachen Gläubigen am wichtigsten, meint der Papst. Diese hätten eine Art sechsten Sinn.

Eine Frau betet mit gefalteten Händen den Rosenkranz  / © Corinne Simon (KNA)
Eine Frau betet mit gefalteten Händen den Rosenkranz / © Corinne Simon ( KNA )

Papst Leo XIV. hofft auf eine Erneuerung der katholischen Kirche von ihrer Basis her. Bei einer Audienz auf dem Petersplatz sagte er am Samstag vor Zehntausenden Pilgern, die aus Anlass des Heiligen Jahres in Rom gekommen waren: "Das Heilige Jahr
macht uns Hoffnung, denn wir spüren ein großes Bedürfnis nach Erneuerung, das uns und die ganze Erde betrifft." 

Diese Hoffnung entstehe nicht durch "gelehrte Menschen, die meist nicht auf ihr Gespür hören, weil sie glauben, ohnehin schon alles zu wissen." Vielmehr entstehe für die Kirche viel Hoffnung, "wenn neue Intuitionen im Volk Gottes aufkommen."

Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Die einfachen Gläubigen haben nach Meinung des Papstes "den sensus fidei". Die Bedeutung dieses lateinische Begriffs umschrieb Leo XIV. mit den Worten: "Sie haben diese Art 'sechsten Sinn' einfacher Menschen für die Dinge, die Gott betreffen. Gott ist einfach, und er offenbart sich den Einfachen." Weiter führte der Papst aus: "Deshalb gibt es eine Unfehlbarkeit des Gottesvolkes in Glaubensdingen, deren Ausdruck und Dienst die Unfehlbarkeit des Papstes ist."

Wahl des Ambrosius als Beispiel

Zur Veranschaulichung erinnerte der Papst an die außergewöhnliche Berufung des in Trier geborenen Bischofs und Kirchenlehrers Ambrosius von Mailand (339-397). Dieser war im Jahr 374 per Akklamation vom Volk spontan zum Bischof gewählt worden, obwohl er nicht einmal getauft war. Dies zeige, so der Papst, "wie aus der Intuition des Volkes Hoffnung erwachsen kann."

Das Volk habe "intuitiv erkannt, dass dieser Mann etwas Tiefes hatte - und erwählte ihn. So bekam die Kirche einen ihrer größten Bischöfe, und einen Kirchenlehrer." Weiter sagte der Papst: "Intuition ist eine Form der Hoffnung, das dürfen wir nicht vergessen! Auch so lässt Gott seine Kirche voranschreiten - indem er ihr neue Wege weist."

Heiliger Ambrosius

Der Heilige Ambrosius ist Schutzpatron der Imker. Ambrosius gilt als Seelentröster und Helfer, in der Not die richtigen Worte zu finden. 

Mosaik von Ambrosius von Mailand in der Capella Palatina in Palermo, Italien / © steve estvanik (shutterstock)
Mosaik von Ambrosius von Mailand in der Capella Palatina in Palermo, Italien / © steve estvanik ( shutterstock )
Quelle:
KNA