Gehen deutsche Bischöfe auf Konfrontationskurs mit dem neuen Papst?

Debatte um Segnung homosexueller Paare

Papst Leo XIV. hat sich gegen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. Unklar ist, wen genau er mit seiner Kritik meinte. Die deutschen Bischöfe sehen sich jedenfalls nicht in der Schusslinie.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Deutsche Bischöfe / © Harald Oppitz (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Harald Oppitz ( KNA )

"Die deutschen Bischöfe gehen bei den Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare einfach ihren Weg weiter. Und das, obwohl sich Leo XIV. angesichts der kirchlichen Vorstöße zu Segensfeiern aus Nordeuropa irritiert gezeigt hat." Mit diesen Worten kommentierte die römische Tageszeitung "Il Messaggero" die Äußerungen von Bischof Georg Bätzing zu Beginn der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war am Montag in Fulda von Journalisten nach einer Stellungnahme zur jüngsten Kritik des Papstes an rituellen Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare gefragt worden. Und Bätzing hatte einen Gegensatz zwischen den deutschen Bischöfen und dem Papst in dieser Frage verneint.

Gegensatz zwischen Bischöfen und Papst?

Noch schärfer als der "Messaggero" kommentierte das konservative Internetportal "Silere non possum" die Antwort des Limburger Bischofs. Das Portal wird vor allem von konservativen Funktionären im Vatikan gelesen und von dort auch manchmal mit Informationen gefüttert.

Dort war zu lesen: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz tue so, "als ob er nicht versteht", dass es einen riesigen Unterschied gebe zwischen der päpstlich genehmigten Anweisung "Fiducia supplicans", die lediglich spontane, informelle Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare durch Geistliche erlaubt, und dem, was die deutschen Bischöfe wollen.

Die von Bätzing in Fulda verbreitete Darstellung, dass die deutsche Segens-Handreichung vom April 2024 in Abstimmung mit dem Glaubensdikasterium verfasst worden sei, werde, so das Portal weiter, "im Vatikan verneint". Das Fazit des Berichts: "Mit einem Schulterzucken hat die deutsche Kirche klar gemacht, dass sie wohl kaum von ihrem eingeschlagenen Kurs abweichen will."

Unterschiedliche Erwartungen

Beide Medienberichte gehen nicht auf das ein, was die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, in Fulda sagte. Sie räumte öffentlich ein, dass die Bischöfe und die Reformkräfte in Deutschland in dieser Frage mit unterschiedlichem Tempo unterwegs sind. 

Und sie gab zu verstehen, dass die Bischofskonferenz seit einiger Zeit versucht, einen Mittelweg zu gehen: zwischen den weitreichenden "Erwartungshorizonten" der Reformkräfte im Umfeld des Laien-Dachverbands ZdK auf der einen Seite und den vatikanischen Warnsignalen auf der anderen Seite.

Beate Gilles, Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz / © Harald Oppitz (KNA)
Beate Gilles, Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz / © Harald Oppitz ( KNA )

Ein Ergebnis war die im April 2025 veröffentlichte "Handreichung" zu Segnungen. Sie hat einen Doppeltitel: "Segen gibt der Liebe Kraft - Segnungen für Paare, die sich lieben". 

In ihr wird unter anderem betont: "Es sind für die Segnungen keine approbierten liturgischen Feiern und Gebete vorgesehen." Und weiter: "Die Segnungen sollen so gestaltet sein, dass es zu keiner Verwechslung mit der gottesdienstlichen Feier des Ehesakraments kommt."

Andere Texte gehen deutlich weiter

In Tonfall und Details bleibt diese "Handreichung" deutlich hinter dem "Handlungstext" des Reformprozesses des Synodalen Wegs zum selben Thema zurück. Der wurde im März 2023 mit dem Titel "Segnungsfeiern für Paare, die sich lieben" verabschiedet. Möglicherweise richtete sich die Kritik des Papstes gegen diesen Text.

Katholische Kirche erlaubt Segnung für homosexuelle Paare

Homosexuelle Paare können auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen. In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA