Im Gottesdienst gab es die Welturaufführung der interkulturellen Komposition "Credo. Six Composers – Six Parts – One Christian Faith" von sechs Komponist:innen aus aller Welt. Die Komponist:innen stammen aus Argentinien, Großbritannien, Japan, Schweden, der Ukraine und den USA. Textliche Grundlage war das Glaubensbekenntnis, das vor 1700 Jahren beim Konzil von Nicäa beschlossen wurde. Das Konzil und das Glaubensbekenntnis standen auch im Zentrum der Predigt, die Erzpriester Constantin Miron hielt.
Er erinnerte daran, dass dieses Glaubensbekenntnis seit der Frühzeit der Kirche bei jeder göttlichen Liturgie gesprochen wurde, wobei der feierliche Auftakt "Die Türen, die Türen, lasst uns in Weisheit acht geben" lautete. Die Praxis verweise historisch darauf, dass lange Zeit nur Eingeweihte am Mysterium der Eucharistie teilhaben durften; Tür standen symbolisch für den Ausschluss Nicht-Eingeweihter.
Miron schlug den Bogen in die heutige Zeit: "Geschlossene Türen bedeuten, wir kapseln uns ab. Wir fliehen aus der Welt, wir lassen die Welt draußen vor und feiern sozusagen unter uns das Geheimnis des Glaubens, das Mysterium Fidei. Aber da kommt sofort die Frage auf, geht das überhaupt? Darf man das? Dürfen wir überhaupt den Schatz unseres Glaubens, der uns anvertraut wurde, vor den anderen verbergen? Müssen wir nicht missionarisch in der Welt und für die Welt sein?"
Die Türen sollten demnach zu einer tieferen Teilhabe am Glauben führen, wobei Christus als Weisheit Gottes anklingt. In dieser Perspektive sei die Weisheit (Sophia) in den Liturgietexten identisch mit Christus selbst; wer von Weisheit spricht, spricht von Christus. So werde das Glaubensbekenntnis zu einer Einladung: Offenheit in Christus, nachfolgend, suchend und verkündend.
Türen auf oder zu?
Am Ende seiner Predigt betonte Miron noch einmal das Verbindende zwischen den Konfessionen: "Wir stehen alle in der Nachfolge dessen, der Gottes eingeborener Sohn ist. Ihn suchen wir in Liebe, Ihn bekennen wir in Liebe, Ihn verkünden wir in Liebe."
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa ist eine ökumenische Ausformulierung des Glaubens, die 325 n. Chr. auf dem Konzil von Nicäa verabschiedet wurde, um die Gottheit Jesu Christi zu bestätigen. Oft wird es mit der Ergänzung des Konzils von Konstantinopel im Jahr 381 n. Chr., dem sogenannten Nicäno-Konstantinopolitanum, zusammen gesprochen und verbindet Katholiken, Orthodoxe und Protestanten weltweit.
Besondere Uraufführung
Die auftretenden Chöre waren das Vokalensemble des Kölner Doms unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Niehues, der Kammerchor der Propsteimusik Bochum unter der Leitung von Prof. Christopher Brauckmann und der Evangelische 'Projektchor Kölner Kantoreien' unter der Leitung von Yuko Nishimura-Kopp und Thomas Frerichs. Zwischen den Wortbeiträgen sangen die Chöre die insgesamt sechs Kompositionen, die den Text des nicänischen Glaubensbekenntnis teils sehr unterschiedlich in Musik setzten - mal sangen die Chöre zusammen, dann wieder einzeln.
Erzpriester Constantin Miron war von 2019 bis 2025 der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Den Gottesdienst feierten außerdem Stadt- und Domdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Dr. Bernhard Seiger.
Das Liedheft für den Gottesdienst finden Sie hier!
Soiree zu 1700 Jahre Nicänum
Anlass für diesen besonderen ökumenischen Gottesdienst war das Nicänische Glaubensbekenntnis, dessen 1700. Geburtstag in diesem Jahr weltweit von Christ:innen gefeiert wird. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde im DOMFORUM in einer Soiree die fragwürdig-denkwürdige Eigenart des Nicänums für heute thematisiert.
Mitwirkende an der Soiree waren Prof. Dr. Dirk Ansorge (Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt a. M.), Superintendentin Susanne Beuth (Vorsitzende der ACK Köln), Dr. Reiner Leister (Carus-Verlag Stuttgart), Erzpriester Radu Constantin Miron und Landeskirchenrat Markus Schaefer (Evangelische Kirche im Rheinland). Moderiert wurde der Abend von Norbert Bauer (Karl Rahner Akademie) und Dr. Martin Bock (Melanchthon-Akademie).