Die Islamforscherin Susanne Schröter hinterfragt die Duldungen für nach Deutschland geflohene Syrer. "Viele sind vor Assad geflohen, und der ist jetzt seit Monaten weg", sagte sie am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Wiesbaden.
Ein Dreivierteljahr nach dem Sturz von Langzeit-Diktator Baschar al-Assad und dessen Flucht nach Russland stelle sich daher die Frage, wer in Deutschland bleiben könne und für wen es hier keine Perspektive gebe. Vor Assad geflohen seien auch viele Islamisten, die dann zum Teil nach Deutschland kamen, sagte Schröter.
Gezieltes Hinschauen
Knapp 1,3 Millionen Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte lebten in Deutschland, vermeldete das Bundesamt für Statistik im Dezember, nachdem Assad vertrieben worden war. Schröter forderte, es gelte, gezielter zu schauen, welche Migranten in Deutschland gewollt sind und welche gesellschaftlichen Erwartungen sich an die neuen Mitbürger richten. Schröter (67) ist noch bis Ende September Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam.
"Der extrem vielfältige Islam gehört zu uns. Mit seinen positiven und negativen Aspekten – bis hin zum Terrorismus", betonte die Islamwissenschaftlerin. Es gebe in Deutschland gleichzeitig und nebeneinander einen modernen Islam wie sehr konservative oder fundamentalistische Anhänger einer radikalen Koran-Auslegung. "Diese radikale Form eines Gottesrechts ist mit der modernen Demokratie nicht kompatibel". Sie warnte davor, diese Menschen einzubürgern, weil dies das Projekt der multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft in Verruf bringe.
Leitkultur gefordert
Absolut notwendig sei ergänzend zum Grundgesetz eine Leitkultur, zu der sich Migranten bekennen müssten. "Wir müssen einfach die Bedingungen für Neuankommende klarmachen", unterstrich Schröter. Zwar sei die Bundesrepublik ein tolerantes Land, allerdings gebe es gesellschaftliche Grenzen. So führten Berichte über Gewalt- und Sexualdelikte durch Männer mit Migrationsgeschichte dazu, dass insbesondere Frauen genauer überlegten, wo sie sich abends im öffentlichen Raum bewegten. Für Menschen jüdischen Glaubens sei die Situation vielfach untragbar, weil sie von Islamisten angefeindet würden.
Die Flüchtlingsaufnahme habe nicht im überwiegenden Maße Fachkräfte ins Land gebracht. Auch habe etwa der Wohnungsbau nicht mit dem dadurch erfolgten Bevölkerungszuwachs Schritt gehalten. Als zielführend bezeichnete Schröter die Migrationspolitik der neuen Bundesregierung. "Das ist der stärkste Teil des Merz-Kabinetts." So zeige sich Alexander Dobrindt (CSU) als zupackend und versuche, gesellschaftliche Erwartungen in politischem Handeln umzusetzen.
Rückzug aus Universitätsbetrieb
Schröter zieht sich nun aus dem Universitätsbetrieb zurück, möchte sich aber weiter einbringen. So publizierte sie zuletzt verstärkt in den Sozialen Medien.
Ein Sprecher der Goethe-Universität sagte auf KNA-Anfrage, die Islamforschung werde unter anderem mit dem Aufbau eines Forschungs- und Transferzentrums Islam fortgeführt. Ziele seien Forschung, Lehre und Transfer zu allen Aspekten des Islams.