Zisterzienserpater lebt seit einem Jahr alleine im Kloster Säben

"Merke, dass ich kein Tausendfüßler bin"

Der Zisterzienserpater Kosmas Thielmann hat jede Menge zu tun. Er lebt alleine im Kloster Säben in Südtirol und kümmert sich vor Ort um alle Aufgaben. Nicht nur als Seelsorger ist er gefordert, sondern auch als Gärtner und Hauswirt.

Kloster Säben / © essevu (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Man hat wahrscheinlich vorher eine Vorstellung davon, wie das sein könnte allein im Kloster in Südtirol zu leben. Wie viel von dem, was Sie vorher im Kopf hatten, ist wirklich so gekommen? 

Pater Kosmas (Mitte) übernimmt die Pilgerseelsorge auf Säben (Diözese Bozen-Brixen)
Pater Kosmas (Mitte)

Pater Kosmas Thielmann (Zisterzienserpater im Kloster Säben): Dadurch, dass wir schon 2023 für sechs Wochen mit einer kleinen Gruppe Probewohnen waren, hatte ich schon eine Vorstellung. Aber natürlich ist es immer wieder eine Herausforderung. 

Ich merke, dass ich kein Tausendfüßler bin, sondern nur zwei Hände habe, um die Arbeit zu erledigen, und zwei Füße, um irgendwo hinzulaufen. Aber es geht ganz gut.

DOMRADIO.DE: Kein Tag ist wie der andere auf Säben. Sie feiern zum Beispiel seit einem Jahr heilige Messen. Welche Aufgaben haben Sie noch als Pilgerseelsorger? 

Pater Kosmas: Meine Aufgaben teilen sich im Grunde auf. Einerseits bin ich oben auf Säben Seelsorger. Das bedeutet die tägliche Feier der Heiligen Messe, aber natürlich auch Dinge, die man nicht sieht, mein zisterziensisches Stundengebet und natürlich die ganzen Arbeiten in Haus und Garten. Andererseits unterstütze ich auch den Dekan und Pfarrer von Klausen in seiner Arbeit in den sechs umliegenden Pfarrgemeinden.

DOMRADIO.DE: Haben Sie zum Jahresjubiläum von Bischof Muser Post bekommen oder sonst eine Reaktion erhalten? Ihm war es ja sehr wichtig damals, dass das Kloster wieder genutzt wird. 

Pater Kosmas: Ich bekomme immer wieder gute Rückmeldungen und Reaktionen. Die Verantwortlichen der Diözese Bozen-Brixen haben im Augenblick etwas andere Sorgen, als dem Pater auf Säben zum ersten Jahr zu gratulieren. 

DOMRADIO.DE: Wie ist das mit den Touristen, die Säben besuchen? Was erleben Sie da? 

Pater Kosmas Thielmann

"Was ich schade finde, ist, wenn Menschen rein touristisch einfach vorwärts marschieren und das Schild "Gottesdienst, bitte nicht stören durch hin- und herlaufen", einfach ignorieren".

Pater Kosmas: Es ist manchmal schwierig. Schade ist es, wenn Menschen rein touristisch einfach vorwärts marschieren und das Schild "Gottesdienst, bitte nicht stören durch hin- und herlaufen" einfach ignorieren. Das könnten sie sicher besser. 

Schön ist es, wenn Menschen, die mit dem Katholischsein gar nichts zu tun haben, den Weg in die Chorkapelle der Klosterkirche finden und dort die ganze Zeit sitzen, obwohl sie die Antworten der Heiligen Messe gar nicht kennen. Sie lassen sich aber auf die Erfahrung ein. Das finde ich ganz toll. So hat man immer die ganze Spannbreite an Begegnungen. 

Pater Kosmas Thielmann (Diözese Bozen-Brixen)

DOMRADIO.DE: Wie geht es weiter mit dem Kloster selber, mit dem riesigen Gebäude da oben und auch mit Ihnen? 

Pater Kosmas: Ich werde bleiben und wir werden jetzt mal sehen. Nicht nur die Diözese Bozen-Brixen hat gerade andere Sorgen in der Nachfolge des Missbrauchsgutachtens, sondern auch Heiligenkreuz hat eine Apostolische Visitation. Da werden im Augenblick manche Dinge nicht forciert. Ich bin zuversichtlich, dass sich Säben gut entwickeln wird.

Pater Kosmas Thielmann

"Es gibt schon Überlegungen, was vielleicht geschehen könnte. Aber das steht noch ganz am Anfang. Deswegen ist das noch nicht spruchreif."

Es ist klar, dass es auch für eine größere Gemeinschaft als nur für einen einzelnen Mönch oder selbst für zehn Mönche, ein Riesenhaus ist. Es gibt schon Überlegungen, was vielleicht geschehen könnte. Aber das steht noch ganz am Anfang. Deswegen ist das noch nicht spruchreif.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!