Lintner äußerte sich am Montag im Interview mit der "Neuen Südtiroler Tageszeitung". Bischof Ivo Muser hatte Anfang September einen Priester, der in einem diözesanen Missbrauchsgutachten belastet wurde, auf eine Seelsorgestelle versetzt. Nach heftiger Kritik nahm er die Entscheidung zurück und sprach von einer "Fehlentscheidung".
Der Geistliche war 2009 wegen Verjährung strafrechtlich freigesprochen, später aber zivilrechtlich zu Schadensersatz verpflichtet worden. Vorerst wird er keine seelsorglichen Aufgaben übernehmen.
Mehr Transparenz gefordert
Lintner fordert, dass sich kirchliche Verantwortungsträger konsequent an rechtsstaatlichen Maßstäben und Urteilen orientieren. "Deshalb wäre es angemessen und richtig, Entscheidungen auf dieser Grundlage zu treffen - und zwar ausschließlich auf dieser Grundlage." Im konkreten Fall hätte das Bistum Bozen-Brixen die im Gutachten belasteten Kleriker sofort vom Seelsorgedienst suspendieren müssen.
Zwar gebe es Fortschritte bei Prävention und Aufarbeitung, so Lintner. Doch brauche es mehr Transparenz in Personalentscheidungen. "In Zukunft muss die Öffentlichkeit viel offensiver und transparenter über die einzelnen Schritte informiert werden. Und auch intern braucht es bessere Absprachen."
Darüber hinaus mahnt Lintner eine schonungslose Selbstsicht der Kirche an: Verantwortungsträger müssten die "dreckige Realität" anerkennen, "dass die Kirche als Struktur Missbrauch ermöglicht hat."