Bätzing bedauert Klöckners Ablehnung der Regenbogenflagge am Reichstag

"Es wäre ein gutes Zeichen gewesen"

Bischof Georg Bätzing hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner dafür kritisiert, dass sie am Christopher Street Day auf dem Reichstag nicht die Regenbogenflagge hissen ließ. Auch die Kirche müsse ihre Haltung zu Homosexualität ändern.

"Ich finde es schade, dass sie es dieses Jahr abgelehnt hat", so Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, in einem Interview des "stern". "Es wäre ein gutes Zeichen gewesen. Das sage ich bewusst als katholischer Bischof."

Bischof Georg Bätzing / © Peter Jülich/epd-bild (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Peter Jülich/epd-bild ( KNA )

Bätzing spielte damit auf die traditionell ablehnende Haltung seiner Kirche zur Homosexualität an: Im katholischen Katechismus heiße es, gelebte Homosexualität sei "in sich nicht in Ordnung" und "in keinem Fall zu billigen", sagte der Bischof. Er fordert hier eine Korrektur: "Homosexualität ist keine Sünde. Wir haben im Synodalen Weg gesagt, wir wollen das ändern. Auch andere Teile des Katechismus wurden geändert, etwa zur Todesstrafe."

Bätzing freut sich, dass Kirchenmitgliedschaft und Glaube eine Sache der freien Entscheidung sind. Viele Menschen, die austreten, fühlten sich nicht gehört, sagt er. Das will er ändern. 

Ein Hilferuf

Seine Kirche stecke "in einer großen Krise", räumt der Vorsitzende der Bischofskonferenz ein. "Viele Menschen sagen: Ich komme gut ohne Gott klar." Zugleich sieht der Bischof aber auch viele Menschen, die Redebedarf haben: "Früher sind die Leute einfach gegangen. Heute werden die Gründe offensiver artikuliert. Manchmal denke ich, das ist ein Hilferuf. Die letzte Suche nach einem Kontakt, den Menschen vermisst haben."

Sorgen bereitet Bätzing der Nachwuchsmangel bei katholischen Geistlichen: "Ohne Priester droht unser sakramentales Leben zu versanden, die Kirche wird innerlich ausgehöhlt." Es bedrücke ihn beispielsweise, dass katholische Laien nicht das Sakrament der Krankensalbung spenden dürften, um Kranke und Sterbende zu stärken.

Mehr Mitsprache wäre Bereicherung

Der Bischof forderte erneut vehement Reformen: "Ich will die Beteiligung unserer Mitglieder an Entscheidungen. Das ist kein
Verlust des Katholischen, sondern dessen Bereicherung."

Keinen Spielraum sieht der Limburger Bischof bei der Haltung der Kirche zum Thema Abtreibung. "Ich glaube, das ist etwas von dem Widerständigen der katholischen Kirche, das bleiben muss. Da können und wollen wir nicht anders: Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch im Mutterleib, vom ersten Augenblick seines Daseins an."

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (Oktober 2025) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA