DOMRADIO.DE: Wie schwer fällt Ihnen die Entscheidung, welche Partei Sie wählen oder sind Sie noch unentschieden?
Julia Eisele (Regionalvorstand des Deutschen Bundes der Katholischen Jugend): Bei mir war es tatsächlich ein bisschen unentschieden, weil man auf kommunaler Ebene doch oft anders wählt als auf Bundesebene. Aber ich habe schon gewählt. Vor einer Woche habe ich meine Briefwahl abgegeben.
DOMRADIO.DE: Welche Themen sind für Sie und andere junge Menschen besonders wichtig? Was kriegen Sie da so mit?
Eisele: Soweit ich das in unseren Gruppenstunden mitbekomme, sind vor allem Umweltschutz und generell Nachhaltigkeit wichtige Themen. Alles, was viele bewegt. Wir sind schließlich die Generation, die auch in 50 Jahren noch hier sein wird. Die Generation, die dann die Probleme bewältigen muss, die jetzt entstehen.
Besonders auf kommunaler Ebene, bei uns in Pulheim, ist es außerdem ein Thema, dass man gesehen und mit seiner Stimme gehört wird. Viele Erstwähler möchten einfach, dass ihre Anliegen ernst genommen werden, weil man oft das Gefühl hat, dass Politik hauptsächlich für die Generation 50+ gemacht wird.
DOMRADIO.DE: Über welche Kanäle erhalten Sie die Informationen, die für Ihre Wahlentscheidung relevant sind?
Eisele: Ich habe mich tatsächlich vor allem über Social Media informiert. das ist wahrscheinlich die typische Antwort, aber es ist nun einmal das Medium, das ich und ich denke auch viele andere junge Menschen, täglich nutzen. Außerdem habe ich mir die Webseiten der Parteien hier in Pulheim angesehen. Und wir vom BDKJ haben zur Kommunalwahl selbst eine Aktion organisiert. Eine Podiumsdiskussion mit allen Bürgermeisterkandidierenden, die sich unseren Fragen gestellt haben.
DOMRADIO.DE: Bei der letzten Bundestagswahl haben junge Menschen vor allem die Ränder gewählt. Die Linke, aber auch die AfD. Eine Partei, die die Grundwerte unserer Verfassung angreift und rechtsextreme, nationalistische sowie rassistische Positionen vertritt. Wie kann das sein? Handelt es sich um eine reine Protestwahl, oder steckt da mehr dahinter?
Eisele: Wie viele Menschen doch die AfD wählen, obwohl sie eine klar demokratiefeindliche Partei ist, kann ich mir nicht so ganz erklären. Meine Vermutung ist aber: Gerade wenn es um Medien und politische Information geht, ist die AfD auf Social Media sehr stark. Dadurch erreicht sie Sichtbarkeit und gewinnt vermutlich auch junge Wählerstimmen. Denn dort zeigt sie nicht ihre eigentlichen Ziele, sondern wirbt eher mit Botschaften wie: "Wir wollen Veränderung, wählt uns".
DOMRADIO.DE: Verstehen Sie es im BDKJ auch als Ihre Aufgabe, auf die Gefahren der AfD aufmerksam zu machen?
Eisele: Auf jeden Fall. Wir sind ein Verband, der sich für Demokratie einsetzt. Bei uns lernen junge Menschen von Anfang an Mitbestimmung. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dafür einzustehen und klar zu zeigen, dass bei uns die christliche Nächstenliebe gilt. Alle Menschen sind gleich, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Diskriminierung hat bei uns keinen Platz. Ganz im Gegensatz zur AfD, die genau das dauerhaft tut.
DOMRADIO.DE: Werben Sie bei der Wahlentscheidung für ein christliches Menschenbild?
Eisele: Ja, wenn es bei christlicher Nächstenliebe darum geht, alle Menschen mit Respekt zu behandeln und ihre Gleichwertigkeit anzuerkennen. Dann würde ich sagen: auf jeden Fall!
Das interview führte Heike Sicconi.