Caritas fordert gesetzliche Finanzierung von Babylotsen

Bedarf an Beratung in Kliniken steigt

Lotsendienste in Geburtskliniken sind aus Sicht der Caritas unverzichtbar. Doch ihre Finanzierung ist nicht sicher. Der Verband wirbt für eine gesetzliche Regelung, da der Bedarf an Unterstützung für schwer belastete Familien steigt.

Symbolbild Ein Baby nach der Geburt im Krankenhaus / © Dragana Gordic (shutterstock)
Symbolbild Ein Baby nach der Geburt im Krankenhaus / © Dragana Gordic ( shutterstock )

Der Deutsche Caritasverband fordert eine dauerhafte gesetzliche Finanzierung von Lotsendiensten in Geburtskliniken. Der katholische Wohlfahrtsverband verwies am Mittwoch in Berlin in einer Mitteilung auf das kürzlich veröffentlichte "ZuFa-Monitoring Geburtskliniken 2024" des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen. 

Demnach seien mindestens 15 Prozent der Familien in Deutschland so stark belastet, dass die gesunde Entwicklung des Kindes gefährdet sei. Babylotsen begleiten Eltern vor allem in schwierigen sozialen Situationen kurz nach der Geburt und motivieren sie, Hilfs- und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Symbolbild Füße eines Babys / © Feelkoy (shutterstock)
Symbolbild Füße eines Babys / © Feelkoy ( shutterstock )

Das Monitoring basiert den Angaben zufolge auf Umfragen beim Klinikpersonal. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass der Anteil schwer belasteter Familien in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Der Bedarf steige, deshalb fordert die Caritas, ausreichende finanzielle Mittel für die Frühen Hilfen auf Bundes- und Landesebene zu sichern.

Überbelastung von Familien frühzeitig erkennen

Die Caritas erklärte: "Von den 648.221 Kindern, die 2023 in Deutschland geboren wurden, wachsen mindestens 140.000 in Familien mit erheblichen psychosozialen Belastungen auf." Besonders betroffen sind laut Caritas Kinder in Haushalten, die auf Grundsicherung angewiesen sind.

Geburtskliniken sind laut Caritas zentrale Orte der frühen Hilfe: "Hier lassen sich Belastungen erkennen und Eltern gezielt unterstützen. Babylotsinnen und -lotsen sind dafür speziell qualifiziert. Sie kennen das Hilfesystem und sorgen dafür, dass aus Überforderung keine Kindeswohlgefährdung wird."

Finanzierung trotz sichtbarem Erfolg unsicher

Das neue Monitoring belege den Erfolg der Babylotsen: In 80 Prozent der Kliniken habe ihr Einsatz die Zufriedenheit von Eltern und Fachkräften verbessert. Auch sei die Vermittlung belasteter Familien in Hilfsangebote deutlich verbessert worden. Allein 2024 wurden in rund 100 Kliniken mehr als 40.000 Familien beraten, in 428 Fällen bestätigte sich der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, berichtete die Caritas.

Tausende Säuglinge wurden nach Jesu Geburt durch Herodes ermordet / © Waltraud Grubitzsch (dpa)
Tausende Säuglinge wurden nach Jesu Geburt durch Herodes ermordet / © Waltraud Grubitzsch ( dpa )
Säuglinge im Krankenhaus

Doch trotz nachgewiesenem Erfolg sei die flächendeckende Finanzierung der Lotsendienste unsicher: Mehr als die Hälfte der Lotsendienste arbeite auf befristeter Grundlage und die Lotsinnen wüssten oft nicht, wie lange sie angestellt seien. "Zwar sind in 72 Prozent der Kliniken Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen an der Finanzierung beteiligt, doch deren Budget stagniert seit 2012 bei 51 Millionen Euro im Jahr - trotz steigender Kosten und wachsender familiärer Bedarfe. Dieses Missverhältnis gefährdet zentrale präventive Angebote", beklagte die Caritas.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 700.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Der 1897 in Köln gegründete Verband unterhält Geschäftsstellen in Freiburg, Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
epd