DOMRADIO.DE: Wie kam es zum dem Ökumenischen Tag der Schöpfung an diesem speziellen Datum?
Dr. Verena Hammes (Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland/ACK): Der Tag hat eine sehr lange Geschichte. Um das Ganze zu verkürzen, er ist eine orthodoxe Anregung. Der Ökumenische Patriarch hat damals gesagt, dass sie als Orthodoxie am 1. September den Beginn des Kirchenjahres feiern. Damit feiern sie auch immer die Schöpfung, die am Beginn der Bibel steht.
Deswegen laden sie alle Christinnen und Christen ein, diesen besonderen Tag zu feiern. Wie das dann so ist, hat sich diese Idee irgendwann durchgesetzt. Sodass wir 2010 auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag in München auch einen Ökumenischen Tag der Schöpfung für Deutschland proklamiert haben und den jedes Jahr feiern.
Der 1. September, der Internationale Tag der Schöpfung, ist in Deutschland durch das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg besetzt. Deswegen hat man sich auf den ersten Freitag im September geeinigt.
DOMRADIO.DE: Der Fokus liegt dieses Jahr besonders auf der Tierwelt.
Hammes: Wir versuchen jedes Jahr einen thematischen Schwerpunkt zu setzen. Letztes Jahr waren es die Bäume und der Wald. Dieses Jahr ist es das Tierwohl, die Tierethik und auch die Frage, wie gehen wir als Menschen mit unseren Mitgeschöpfen, den Tieren, um.
Es gibt diese Spannung zwischen Essen und Streicheln. Haustiere, haben wir sehr lieb und sie sind ein Teil unserer Familie. Nutztiere essen wir und wir finden sie in den Supermärkten. Diese Spannung aufzumachen, zu zeigen, welche verschiedenen Arten von Tier-Mensch-Gemeinschaft es geben kann, darauf soll der Tag den Blick lenken.
DOMRADIO.DE: Das heißt, das Buffet heute Abend ist vegetarisch.
Hammes: Das ist es, ja!
DOMRADIO.DE: Wer kommt alles vorbei und wie wird gefeiert?
Hammes: Wir starten mit einem Rahmenprogramm und verschiedenen Führungen über das Gelände. Im Haus Düsse in Bad Sassendorf, in dem wir diese zentrale Feier machen, gibt es Tiere. Dort wird versucht und ausprobiert, wie eine gerechte Tierhaltung der Zukunft aussehen kann.
Wir werden Tiere sehen und vielleicht auch streicheln, wer weiß. Um 17 Uhr haben wir einen ökumenischen Gottesdienst, in dem Weihbischof Rolf Lohmann die Predigt halten wird. Er ist aus dem Bistum Münster und für die Bewahrung der Schöpfung im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz aktiv.
Anschließend haben wir noch ein moderiertes Schöpfungsgespräch. Dort kommen der Bürgermeister von Bad Dassendorf, Weihbischof Josef Holtkotte aus dem Erzbistum Paderborn, aber auch jemand aus dem Agrarministerium des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen.
Es ist eine Mischung aus politischen und kirchlichen Vertretern, die sich darüber austauschen, wie Tierwohl gut gelingen kann.
DOMRADIO.DE: Was könnte jeder einzelne tun, um diesen Tag mitzufeiern?
Hammes: Es gibt die Möglichkeit während der gesamten Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober den Ökumenischen Tag der Schöpfung zu feiern. Dazu bieten wir als ACK Materialien an. Das beinhaltet sowohl Kindergottesdienste, aber auch liturgische Bausteine und Ideen, wie man kreativ vor Ort einen Schritt dazu beitragen kann, die Schöpfung zu bewahren.
DOMRADIO.DE: Was können die Kirche und der Glaube beitragen, was Wissenschaft oder Politik in dem Themenbereich vielleicht nicht können?
Hammes: Ich glaube, wenn wir das als Christinnen und Christen ernst nehmen, dass Gott uns die Welt übergeben hat, dann hat er uns sozusagen den Auftrag gegeben, sie zu bewahren und zu beschützen.
Das ist unser Auftrag: nicht die Erde auszubeuten, nicht sie uns untertan zu machen im schlechtesten Sinne des Wortes, sondern die Schöpfung als ein Geschenk zu sehen, in dem wir den Schöpfer erkennen können.
Gleichzeitig aber auch die Schöpfung für unsere nachfolgenden Generationen zu bewahren. Ich glaube, es ist eine tiefe Verantwortung von allen Christinnen und Christen über Konfessionsgrenzen hinweg.
Das Interview führte Elena Hong.