Als einen wirklichen Erfahrungsort des Glaubens und als ein kleines barockes Juwel unweit des Domes hat Rainer Maria Kardinal Woelki St. Maria in der Kupfergasse bezeichnet, wo seit nun 350 Jahren das Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes verehrt wird. Hier würden Menschen die Fürsprache der Gottesmutter erfahren und ihr ihre Bitten und Anliegen anvertrauen, wofür sie Woche für Woche über 5.000 Opferkerzen entzündeten. Das schreibt der Kölner Erzbischof in einer Sonderbeilage der Wochenzeitschrift "Die Tagespost", die zu diesem Jubiläum, das vom 7. bis zum 14. September gefeiert wird, erschienen ist.
In seinem Grußwort greift er den vielzitierten Satz von Josef Kardinal Frings auf "In Köln ist der Dom das Haupt und St. Maria in der Kupfergasse das Herz" und mutmaßt, dass es ja möglicherweise am typisch rheinischen Katholizismus in der Stadt Köln liege, dass sich gerade hier diese besondere Verehrung der Muttergottes ausgebildet habe. Wörtlich schreibt Woelki: "Es sind wohl insbesondere die vielen kölschen Besonderheiten, die die Kupfergasse von den ungezählten Marienwallfahrtsorten in unserem Erzbistum und darüber hinaus unterscheiden. Von der jährlichen Festwoche im September bis hin zum traditionellen Besuch des Kölner Dreigestirns am Sonntag vor Rosenmontag, bei dem Prinz, Bauer und Jungfrau für gutes Wetter und einen gelingenden ‚Zoch’ beten – das vielfältige und traditionsreiche Brauchtum an diesem besonderen Ort sorgt dafür, dass die Kupfergasse einen ganz besonderen Platz im katholischen Herzen der Stadt einnimmt."
Die Kirche in der Kupfergasse mit dem Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes und der Loretokapelle sei ein wirklicher Erfahrungsort des Glaubens, wo Menschen seit Generationen in ihren Anliegen, für sich und für Freunde und Verwandte, für Lebende und Verstorbene, um Heilung und Trost in Krankheiten oder um einen glücklichen Ausgang ihrer Pläne und Vorhaben beteten. "In der Kupfergasse erfahren Menschen unmittelbar die Fürsprache und Hilfe der Gottesmutter – ganz gleich, ob sie Halt in der reichen Tradition der Wallfahrt und Gottesdienste suchen oder ob sie nur für einen kurzen Moment des Atemholens aus dem oft hektischen Alltag in der quirligen Kölner Innenstadt heraustreten und in der Stille der Kirche beten." Immer fänden sie bei der Schwarzen Muttergottes einen Ort, an dem die Vertrautheit und Freundschaft mit Gott wachsen könnten, denn wer könne besser zu dieser besonderen Freundschaft mit dem lebendigen Gott einladen als Maria.
"Maria wurde durch ihr uneingeschränktes ‚Ja’ zu Gott zur ersten Zeugin, dass Gott nicht an uns und über unsern Kopf hinweg handelt, sondern immer mit uns und durch uns", fährt der Kardinal in seinem Beitrag fort. "Gott achtet unsere individuelle Freiheit und will, dass wir Menschen uns in dieser inneren Freiheit ganz für Ihn entscheiden. Maria hat durch ihre freie Entscheidung für Gott als erste das Evangelium von der Liebe Gottes und der Befreiung des Menschen bezeugt – noch bevor der Herr überhaupt geboren war."
Es sein kein Zufall, dass gerade an Heiligtümern der Gottesmutter Maria die Vertrautheit mit Gott greifbar und erfahrbar werde. Ihre Vertrautheit mit ihrem Sohn, ihre Einladung "Was er euch sagt, das tut!" und ihre Hingabe – von der Menschwerdung bis unter das Kreuz und darüber hinaus bis zur Herrlichkeit seiner Auferstehung und Himmelfahrt – machten Maria zur vollkommenen Zeugin des Evangeliums, zum starken Vorbild im Glauben und zur machtvollen Fürsprecherin ganz nah am Herzen ihres Sohnes Jesus Christus.
Er sei Gott zutiefst dankbar für alles, schreibt Woelki weiter, was er auf die Fürsprache der Mutter seines Sohnes an Orten wie der Kupfergasse wirke. Hier und an unzähligen solcher Gnadenorte würden Menschen ihren Glauben ganz konkret erfahren und die Kraft, die die Erfahrung der Gegenwart Gottes schenke, weitertragen – in ihre Familien, an ihre Arbeitsplätze, an alle Orte, an denen Menschen zusammenkämen und ihr Leben und ihren Glauben miteinander teilten. "Nicht zuletzt deshalb brauchen wir ganz dringend solche Orte wie die Kupfergasse, an denen das Leben geteilt, der Glauben mit Freude bezeugt und das Evangelium kraftvoll weitergegeben wird."