EU-Botschafter beim Vatikan fordert Widerstand gegen Trump und Putin

"Zeitalter der starken Männer"

Der EU-Botschafter beim Vatikan, Martin Selmayr, warnt vor Unsicherheit in den Weltbeziehungen und plädiert für ein starkes Auftreten der EU. Beim katholischen Jahresempfang in Dresden fand der Diplomat deutliche Worte.

Wladimir Putin (l.) und Donald Trump (Archivbild) / © Jorge Silva/Reuters Pool (dpa)
Wladimir Putin (l.) und Donald Trump (Archivbild) / © Jorge Silva/Reuters Pool ( dpa )

Die Welt befindet sich nach Einschätzung des EU-Botschafters beim Heiligen Stuhl, Martin Selmayr, in einem "Zeitalter des aggressiven Mächtewettbewerbs", dominiert von den Präsidenten der USA, Russland und China. 

"Das Zeitalter der starken Männer bringt eine lange nicht gekannte Unsicherheit in die internationalen Beziehungen", sagte der deutsche Jurist am Montagabend beim Jahresempfang des Katholischen Büros Sachsen in Dresden. "Es passieren Dinge, die man noch vor ein paar Monaten nicht für möglich hielt." Die dadurch entstehende Unsicherheit müsse ernst genommen werden, da sie die Demokratie von innen und außen bedrohe.

Archiv: Martin Selmayr, EU-Botschafter beim Heiligen Stuhl, zu Besuch bei Papst Franziskus (2024) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Archiv: Martin Selmayr, EU-Botschafter beim Heiligen Stuhl, zu Besuch bei Papst Franziskus (2024) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Selmayr betonte: "Wir sollten aber auf keinen Fall denken, dass wir nichts ausrichten können." Doch die EU müsse lernen, die Sprache der Macht zu sprechen. Wichtig sei: "Diesen brutalen 'Strong Men' robust entgegenzutreten. Trump, Putin - sie verstehen die Sprache der Macht, aber auch der Schwäche. Wer dauerhaft nachgibt, wird von ihnen nie ernst genommen. Sonst werden wir erniedrigt und gedemütigt." Deshalb seien etwa Gegenzölle richtig.

Ohne wirtschaftliche Stärke habe die EU den "Strong Men" wenig entgegensetzen. Wichtig sei auch, Bündnisse der Freiwilligen zu schmieden. "Nicht jeder Staat der EU ist in der Lage oder bereit, eine militärische Sicherungstruppe in die Ukraine zu entsenden." Notwendig seien überdies verlässliche Bündnisse über die EU hinaus, dabei sei Kompromissbereitschaft erforderlich. "Wenn wir Sicherheit wollen, brauchen wir Erweiterung", so Selmayr.

Kretschmer gegen Brandmauern

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) mahnte: "Wir müssen zusammenhalten. Diese, unsere Verfassung ist ein Bekenntnis zur Religion." Die Kirchen leisteten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft und den Zusammenhalt. "Wenn wir wollen, dass dieses Land solidarisch bleibt, dass Menschlichkeit und Nächstenliebe weiter gelebt werden, dann müssen wir das machen." Wichtig sei: "Nicht ausgrenzen, keine Brandmauern bauen, sondern miteinander reden."

Bischof Heinrich Timmerevers (r) unterhält sich beim Jahresempfang im Dresdner Haus der Kirche mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer / © Jürgen Lösel (dpa)
Bischof Heinrich Timmerevers (r) unterhält sich beim Jahresempfang im Dresdner Haus der Kirche mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer / © Jürgen Lösel ( dpa )

Am Jahresempfang mit rund 200 Gästen aus Politik, Kultur, Gesellschaft und den Kirchen nahmen neben dem katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, auch seine Amtsbrüder Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Gerhard Feige (Magdeburg) teil, deren Bistümer ebenfalls Teile des Freistaates umfassen.

Die Bischöfe Wolfgang Ipolt (l-r), Heinrich Timmerevers und Gerhard Feige / © Jürgen Lösel (dpa)
Die Bischöfe Wolfgang Ipolt (l-r), Heinrich Timmerevers und Gerhard Feige / © Jürgen Lösel ( dpa )

Timmerevers dankte den Anwesenden für die vielfältige, konstruktive Zusammenarbeit. Das gelte für soziale, bildungspolitische, ökologische, aber ebenso seelsorgerische Fragen. Nicht zuletzt verbinde die Sorge um den Zusammenhalt der Gesellschaft. Der Bischof rief dazu auf, den Bündnisgedanken wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Quelle:
KNA