Schweizer Kirchenpräsidentin sieht Ehrenprimat des Papstes kritisch

Papstprimat setzt Gleichstellung von Frauen voraus

EKS-Präsidentin Rita Famos sieht Überlegungen zu einem Ehrenprimat des Papstes kritisch. Solange Frauen in der katholischen Kirche nicht gleichgestellt sind, könne kein Papst einen Primat über die gesamte Christenheit beanspruchen.

Papst Leo XIV. winkt bei der Generalaudienz / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. winkt bei der Generalaudienz / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Rita Famos, hat Überlegungen zu einem Ehrenprimat des Papstes innerhalb der Christenheit zurückhaltend beurteilt. 

"Solange die katholische Kirche sich der Gleichstellung der Frauen in allen Ämtern verweigert, kann kein Papst einen Primat für alle Christinnen und Christen beanspruchen", sagte Famos der christlichen Monatszeitschrift "Herder-Korrespondenz" (September). Seit 2024 gehört Famos zudem dem Präsidium des Rates der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) an. 

Vormachtstellung des Papstes 

Zur bisherigen Amtsführung von Papst Leo XIV. sagte Famos: "Seine ersten Äußerungen sind für mich verheißungsvoll, gerade auch im Blick auf seinen Respekt gegenüber den anderen Konfessionen. 

Rita Famos / ©  Heike Lyding (epd)
Rita Famos / © Heike Lyding ( epd )

Unter dem Vorbehalt, dass ich eine leidenschaftliche Optimistin bin, erkenne ich darin das Potenzial für einen Schritt auf dem Weg zu einer ökumenischen Einheit in versöhnter Verschiedenheit." Auch Leos Betonung der bedingungslosen Liebe Gottes habe einen "vertrauten Klang für reformatorische Ohren".

Der Vatikan hatte im Sommer vergangenen Jahres ein Dokument vorgestellt, das die Stellung des Papstes innerhalb der christlichen Kirchen in Ost und West verändern könnte. 

In dem Studiendokument mit dem Titel "Der Bischof von Rom", das mit Zustimmung des damaligen Papstes Franziskus veröffentlicht wurde, geht es vor allem um die Vormachtstellung des Papstes gegenüber anderen Kirchenoberhäuptern.

In dem Text wird vorgeschlagen, dass diese den Papst als "Ehrenoberhaupt" akzeptieren. Ein neues Verständnis des Papstprimats und eine veränderte Ausübung dessen sollten zur "Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen".

Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Primat des Papstes 

Das Primat des Papstes gilt als Haupthindernis für die Einheit der christlichen Kirchen. Das 150-seitige Studiendokument ist eine Zusammenfassung der theologischen Reaktionen auf die Enzyklika "Ut unum sint". In dem Lehrschreiben hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1995 eine andere Art der Ausübung des Papstamts in Aussicht gestellt und die anderen christlichen Kirchen dazu eingeladen, im Dialog mit Rom nach einem gemeinsamen Verständnis des Amts zu suchen.

Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS ist der Zusammenschluss der 24 evangelisch-reformierten Kantonal- beziehungsweise Landeskirchen und der Evangelisch-methodistischen Kirche. Damit repräsentiert sie eigenen Angaben zufolge rund 1,8 Millionen Protestantinnen und Protestanten. 

Der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) gehören 96 lutherische, methodistische, reformierte und vereinigte Kirchen aus mehr als 30 Ländern in Europa und Südamerika an. Damit repräsentiert der Dachverband insgesamt rund 50 Millionen Protestanten.

Primat des Papstes

Mit dem Begriff Primat des Papstes (lat. primatus - Vorrangstellung) wird die besondere Stellung des Bischofs von Rom bezeichnet. Seit dem dritten Jahrhundert beansprucht er für sich den Vorrang unter den Bischöfen und Patriarchen der christlichen Kirche. 

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
epd