Kardinal Timothy Radcliffe, früherer Generalmeister des Dominikanerordens, wird am Freitag (22. August) 80 Jahre alt.
Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet er aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind derzeit noch 129 der 248 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt. Der erst im Dezember 2024 zum Kardinal ernannte Dominikaner Timothy Radcliffe war im Mai der einzige Papstwähler ohne Bischofsweihe.
Der aus London stammende Theologe war von 1992 bis 2001 Generalmeister der Dominikaner. 2021 überstand er eine schwere Krebs-OP. Bei seiner Kardinalserhebung 2024 gestattete Papst Franziskus ihm, nicht das inzwischen übliche Kardinalsrot zu tragen, sondern sein weißes Ordensgewand. Darin fühle es sich "mehr wie ich selbst", sagte er damals.
Britischer Humor
2000 galt Radcliffe als ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Basil Hume als katholischer Erzbischof von Westminster. 2003 wurde er Ehrendoktor der Universität Oxford. Bei den Besinnungstagen der Weltsynode 2024 sprach der wortgewandte Theologe mit britischem Humor in seinen Predigten über das post-westliche Zeitalter und Spannungen in der Kirche.
Zugleich stimmte der kirchliche Querdenker die Teilnehmenden auf Großes ein: "Wir sind nicht hier, um eine karge Mahlzeit einzunehmen, sondern um die Haute Cuisine des Reiches Gottes zu genießen."
Vor Journalisten sagte der Ordensmann damals, die Welt stehe vor grundlegenden Veränderungen. "1989 fiel die Berliner Mauer, und wir dachten, die ganze Welt sei auf dem Weg Richtung einer westlichen freien Demokratie - weit gefehlt."
Heute träten Länder wie China, Russland oder Indien nach vorne. "Die große Herausforderung für die ganze Welt ist jetzt, welche Vision wir für die Menschheit wählen - es wird jedenfalls keine westliche mehr sein."
In einer Welt voller Krieg, Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit sei die Kirche als globale Institution aufgerufen, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen, so Radcliffe.