Fotograf sieht in Gipfelkreuzen Verbindung zum Himmel

"Ich rücke das Gipfelkreuz in den Fokus"

Seit 2008 fotografiert Ludwig Watteler aus Greifelfingen bei München Gipfelkreuze in den Alpen in Schwarz-Weiß. Dabei ginge es ihm nicht um Errungenschaft, sondern um das Sehen mit dem inneren Auge.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Kotzen, 1.766 m, Vorkarwendel, Bayern / © Ludwig Watteler (privat)
Kotzen, 1.766 m, Vorkarwendel, Bayern / © Ludwig Watteler ( privat )

DOMRADIO.DE: Warum fotografieren Sie Gipfelkreuze? Welches Erlebnis hat Sie dazu gebracht?

Ludwig Watteler (Fotograf): Man geht auf einen Berg und kommt an einem Gipfelkreuz an. In dem Fall habe ich eine kleine Pause gemacht. Ich habe unter dem Gipfelkreuz auf einem Sockel gesessen. Als ich nach links oben über meine Schulter geschaut habe, hat mich der Blitz getroffen. Das war eine vollkommen andere Perspektive, um das Kreuz zu sehen. 

Birnhorn, 2.634 m, Leoganger Steinberge, Tirol / © Ludwig Watteler (privat)
Birnhorn, 2.634 m, Leoganger Steinberge, Tirol / © Ludwig Watteler ( privat )

DOMRADIO.DE: Was muss ein Gipfelkreuz haben, damit Sie es fotografieren? 

Watteler: Bei meiner Einstellung ist es so, dass ich diese außergewöhnliche Perspektive habe. Es ist vollkommen egal, ob das Gipfelkreuz einen Korpus hat, ob es aufwendigste Schnitzarbeiten hat, eine Stahlkonstruktion oder ein einfaches Kreuz ist. Für mich ist die Sehweise das Wichtige. Ich rücke dieses Gipfelkreuz in den Fokus. 

Ludwig Watteler

"Die Kamera ist für mich ein philosophisches Werkzeug." 

DOMRADIO.DE: Man stellt sich vor, man geht zu Fuß auf eine Bergspitze. Dann steht man vor dem Gipfelkreuz. Was ist das für ein Moment? 

Watteler: Das ist für mich ein In-mich-Reinschauen. Das ist wie ein inneres Auge. Die Kamera ist für mich ein philosophisches Werkzeug. Auch die Atmosphäre, die Stimmung und das Licht spielen eine Rolle. 

DOMRADIO.DE: Was möchten Sie mit Ihrer Fotografie ausdrücken? Wofür stehen die Gipfelkreuze? 

Watteler: Ich weiß sehr gut, dass ein Gipfelkreuz aufwendig hergestellt und auf einem Berggipfel verankert wird. Topografisch ist das der höchste Punkt eines Berges, aber es ist auch eine Verbindung. Deswegen habe ich den Titel so genannt, "Verbindung zwischen Himmel und Erde". 

Ich stehe unten, schaue hoch und sehe den Himmel. So ist die Verbindung geschaffen. Die innere Verbindung ist die, dass ich immer sehr dankbar bin, wenn ich eine Bergtour mache, wenn das unfallfrei geschieht, und ich einen Moment des Sehens und der Wahrnehmung habe. 

DOMRADIO.DE: Welches Gipfelkreuz war für Sie bisher mit Ihrer Kamera am schwierigsten zu erreichen? 

Gilfert, 2.506 m, Tuxer Alpen, Tirol, Österreich / © Ludwig Watteler (privat)
Gilfert, 2.506 m, Tuxer Alpen, Tirol, Österreich / © Ludwig Watteler ( privat )

Watteler: Es gibt immer wieder Herausforderungen. Ich bin sehr vorsichtig mit der Planung, um keine Risiken einzugehen. Für mich war das Schwierigste, im Winter den Gilfert (Berg in Österreich, d. Red.) zu besteigen. Es gab Neuschnee und ich war mit Schneeschuhen unterwegs. Das war sehr anstrengend und hat sich sehr lang gezogen, aber das ist eine ganz tolle Aufnahme geworden. 

Ludwig Watteler

"Für mich geht es nicht um Gipfelstatistiken, Höchstleistungen oder irgendwelche To-do-Listen."

DOMRADIO.DE: Wissen Sie spontan, ob es ein Gipfelkreuz gibt, das Sie unbedingt noch vor die Kamera bekommen wollen? 

Watteler: Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, was ich unbedingt haben muss oder möchte. Für mich geht es nicht um Gipfelstatistiken, Höchstleistungen oder irgendwelche To-do-Listen. Es soll ein Erlebnis sein, ein Sehen mit dem inneren Auge. Das halte ich in dieser Form fest. 

Info: Mehr Information und Kontaktmöglichkeiten zum Künstler gibt es auf seiner Website.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR

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