DOMRADIO.DE: Sie haben im Vorfeld sogar gewettet, ob die Leute zu so einem Gottesdienst in ein entlegenes Dorf kommen. Wie war es?
Dr. Daniela Opel-Koch (Pfarrerin in der evangelischen Peterskirche in Wallrabenstein im südhessischen Rheingau-Taunus Kreis): Am Ende waren es rund 80 Menschen. Es hat allen sehr viel Freude gemacht.
DOMRADIO.DE: Einer der bekanntesten Füßewascher war Papst Franziskus, der Obdachlosen oder Gefängnisinsassen die Füße wusch – wie zuvor Jesus seinen Jüngern. In Ihrem Gottesdienst war eine Podologin dabei. Wie muss man sich das vorstellen?
Opel-Koch: Wir hatten mehrere Fußprofis eingeladen – kosmetische Fußpflegerinnen, Physiotherapeutinnen und Menschen, die Reflexzonenmassagen anbieten. So konnten wir ein breites Spektrum abdecken, um den Menschen eine Wohltat für Leib, Seele und Geist zu bieten.
DOMRADIO.DE: Warum ausgerechnet die Füße?
Opel-Koch: Der Anlass war der Titel unserer Sommerkirchenreihe "unterwegs". An den sieben Sonntagen der Sommerferien hatten wir immer Themen mit "unterwegs ... ". Mit unseren Füßen sind wir viel unterwegs, und sie werden oft vernachlässigt. In der Bibel finden sich viele Verse zum Thema Füße. So lag das Thema nahe.
DOMRADIO.DE: Auch Lieder, Lesung und Predigt griffen das Thema Füße auf. Welche Botschaft wollten Sie vermitteln?
Opel-Koch: Mein Mann ist Dekanatskantor und hat zu Beginn "Get on your feet" von Gloria Estefan auf der Orgel gespielt. Wir haben Lieder wie "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" gesungen. Da gibt es wirklich zahllose Lieder. Und dann eben auch die Fußwaschung mit integriert. Dazu kamen Verse wie der berühmte Taufspruch "dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ oder der Psalm 121.
Es ging darum, dass Gott uns Freiheit schenkt, wohin wir gehen, und uns zugleich beschützt. Auch die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern war Thema, als liebevolle Geste und Vorbild für ihr Handeln nach seinem Weggang.
DOMRADIO.DE: Es gab auch praktische Übungen. Was haben Sie gemacht?
Opel-Koch: Unser Turnverein hat uns Tennisbälle geliehen. Wir haben die Plantarfaszie gedehnt, die Bälle gerollt und Fußgymnastik mit Servietten gemacht – zum Beispiel etwas aufheben. Alles kleine Dinge, die wir im Alltag oft vernachlässigen, aber die sehr wohltuend sind.
DOMRADIO.DE: Wie haben die Leute reagiert?
Opel-Koch: Durchweg positiv. Im Anschluss gab es weitere Stationen: Barfußpfad, Fußkettchen basteln, Fußwaschung, Nägel lackieren, medizinische Beratung durch die Podologin. Viele wollten gar nicht gehen. Wir hatten danach noch eine Taufe und mussten sie irgendwann freundlich bitten, Platz zu machen. Es gab tolle Gespräche – auch im Sinne des Nachbarschaftsraums, in dem wir uns besser kennenlernen und Grenzen zwischen den Gemeinden abbauen.
DOMRADIO.DE: Was steht als Nächstes in der Sommerkirchenreihe an?
Opel-Koch: Am nächsten Sonntag feiern wir vor der Johanneskirche in Niederseelbach einen Haustiergottesdienst. Wir hoffen, dass viele mit Ponys, Lämmern, Hühnern, Hausschweinen oder Kaninchen kommen. Und im Laufe des Jahres sind noch viele besondere Gottesdienste geplant.
Das Interview führte Heike Sicconi.