Papst Leo trauert um einen väterlichen Freund

"Selbstloser und integrer Seelsorger"

In Argentinien starb Kardinal Karlic im Alter von 99 Jahren. Papst Leo XIV. hatte zu dem 30 Jahre älteren Mann eine besondere Beziehung respektvoller Freundschaft. Entsprechend persönlich ist das Trauer-Telegramm.

Kardinal Estanislao Esteban Karlic, emeritierter Erzbischof von Parana in Argentinien (Archiv). / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Estanislao Esteban Karlic, emeritierter Erzbischof von Parana in Argentinien (Archiv). / © Romano Siciliani ( KNA )

Papst Leo XIV. (69) trauert um einen 30 Jahre älteren Kardinal, der am Freitag nach Herzkomplikationen starb. Estanislao Esteban Karlic und der heutige Papst kannten sich seit 20 Jahren, weil Karlic bei Besuchen in Rom oft im Haus der Augustiner neben dem Vatikan wohnte. Dort residierte der heutige Papst von 2001 bis 2013 als Generaloberer des Augustiner-Ordens.

Entsprechend persönlich fiel das auf Spanisch verfasste Beileidstelegramm aus, das Leo XIV. am Samstag nach Argentinien schickte. Darin spricht der Papst davon, dass er "die traurige Nachricht vom Dahinscheiden" des Kardinals erhalten habe. Weiter schreibt er: "Ich erinnere mich mit Wertschätzung an den selbstlosen und integren Seelsorger." Karlic habe "sein Leben mit großer Treue dem Dienst Gottes und der Kirche gewidmet und das Licht des Evangeliums in die unterschiedlichen Bereiche des Lebens und der Kultur gebracht".

Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mitarbeit am Katechismus

Weiter erinnerte der Papst daran, dass Karlic zu den Mitautoren des Katechismus der Katholischen Kirche zählte. In diesem Buch waren 1997 unter Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger (später: Benedikt XVI.) alle wesentlichen Glaubensinhalte der katholischen Kirche verbindlich zusammengestellt worden. Dies sei, so der Papst in seinem Telegramm, ein "großzügiger Dienst an der universalen Kirche" gewesen.

Karlic war von 1986 bis 2003 Erzbischof von Paraná und von 1996 bis 2002 Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz. An den Versammlungen des Kardinalskollegiums in Rom vor der jüngsten Papstwahl im Mai dieses Jahres konnte Karlic wegen einer Herzerkrankung nicht teilnehmen.

Zwei Tage nach der Wahl von Leo XIV. im Vatikan wurde der Kardinal am 10. Mai in Argentinien ins Krankenhaus gebracht und wurde am Herzen operiert. Nach seiner Entlassung rief der Papst ihn persönlich an und versprach ihm, für ihn zu beten. Das Erzbistum Paraná sprach damals von einem Moment "großer Einfachheit und Gnade", der dem Kardinal "einen tiefen inneren Frieden" geschenkt habe. Nun ist Karlic knapp drei Monate später gestorben.

Argentinien trauert

Die Anteilnahme in seinem Heimatland ist groß. "Er war der Architekt des Dialogs in der Krise von 2001 und ein brillanter Theologe", würdigte ihn die Tageszeitung "La Nacion". Er sei eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der argentinischen Kirche in der Zeit nach Ende der Militärdiktatur 1983 gewesen.

Die Zeitung "Clarin" schrieb, Karlic sei eine "zentrale Figur des zeitgenössischen Katholizismus in Argentinien und der gesamten Region" gewesen, habe aber auch eine bedeutende politische Rolle gespielt, insbesondere im Zusammenhang mit den jüngsten Krisen Argentiniens. Das südamerikanische Land erlebte in den späten 1990er Jahren eine schwere Wirtschaftskrise, die im Zusammenbruch des Finanzsystems 2001/02 mündete.

Quelle:
KNA