Flutgeschädigte Laurentius-Kirche in Ahrweiler wiedereröffnet

Aus Ruinen auferstanden

Vier Jahre nach der Flut im Ahrtal wurde die älteste gotische Hallenkirche im Rheinland wiedereröffnet. Für viele ein sehr emotionaler Moment. Ein neuer Altar trägt die Erinnerung ans Hochwasser jetzt in Stein gemeißelt.

Ganze Pracht wieder erlebbar (KNA)
Ganze Pracht wieder erlebbar / ( KNA )

Mit einem bewegenden Gottesdienst ist die bei der Flutkatastrophe vor vier Jahren schwer beschädigte Laurentius-Kirche im rheinland-pfälzischen Ahrweiler wiedereröffnet worden. Bei der Ahrtalflut im Juli 2021 hatte das Hochwasser gut einen Meter hoch in der 1269 geweihten und damit ältesten gotischen Hallenkirche im Rheinland gestanden.

"Sankt Laurentius ist auferstanden aus Ruinen", beschrieb Pfarrer Jörg Meyrer seine Empfindungen, der noch in der Flutnacht als Seelsorger die Feuerwehr unterstützt hatte: "Es rührt zu Tränen, weil ein großes Werk geschafft ist."

"Flutmarkierung" am neuen Altar

In seiner Predigt betonte der Trierer Bischof Stephan Ackermann: "Dieses Kirchenschiff hat die Fluten der Zeit im wörtlichen wie im übertragenen Sinne überstanden - wenn auch nicht ohne Spuren und Blessuren. Deshalb kann dieser Raum mit seiner Schönheit und Festigkeit zugleich ein Ort sein, der Menschen aufnimmt, der Geborgenheit vermittelt, der tröstlich, ja vielleicht sogar heilend wirkt.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier, klopft am 10. August 2025 mit dem Bischofsstab an das Hauptportal der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler, vor dem Gottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung der stark beschädigten Kirche durch die Ahrtalflut 2021. / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Ackermann, Bischof von Trier, klopft am 10. August 2025 mit dem Bischofsstab an das Hauptportal der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler, vor dem Gottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung der stark beschädigten Kirche durch die Ahrtalflut 2021. / © Harald Oppitz ( KNA )

Er verwies auch auf den neuen Altar mit zwei besonderen eingemeißelten Linien: Die eine zeigt, wie hoch das Wasser bei der Flut in der Kirche stand, die andere durchkreuzt die erste und symbolisiert eine Welle: "Ohne Wasser gibt es kein Leben, aber Wasser kann ebenso bedrohlich, ja todbringend sein." Den Gottesdienst feierte auch Aachens Bischof Helmut Dieser mit, für den Ahrweiler von 1989 bis 1992 seine erste Station als Priester war.

Gebührender Empfang für den Bischof  (KNA)
Gebührender Empfang für den Bischof / ( KNA )

Reliquien von zwei Seligen

Bei dem Gottesdienst in der überfüllten Kirche wurden auch zwei nach der Flut gerettete Reliquien wieder in den Altar eingelassen. Sie stammen von zwei Menschen, die auch in Ahrweiler gelebt und Spuren hinterlassen haben: von dem 1985 seliggesprochenen Ordensmann Peter Friedhofen (1819-1860), Gründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, und von Ursulinen-Schwester Blandine Merten (1883-1918), die 1987 seliggesprochen wurde.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier, und ein Ministrant vesenken die Reliquien im neuen Altar mit Flutmarkierung beim Gottesdienst zur Wiedereröffnung der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler am 10. August 2025. / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Ackermann, Bischof von Trier, und ein Ministrant vesenken die Reliquien im neuen Altar mit Flutmarkierung beim Gottesdienst zur Wiedereröffnung der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler am 10. August 2025. / © Harald Oppitz ( KNA )

Bei der Flutkatastrophe kamen allein im Ahrtal 135 Menschen ums Leben. Die Überschwemmungen richteten zudem an insgesamt 59 kirchlichen Gebäuden im Bistum Trier Schäden an. Allein in der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler traf es fünf Kirchen und Kapellen.

"Eigentlich war alles beschädigt"

In Sankt Laurentius sei damals "eigentlich alles" beschädigt worden - "direkt oder indirekt", erinnerte Pfarreimitarbeiterin Nadine Kreuser an die Zeit vor vier Jahren. Die Bänke seien weitgehend zerstört, aber doch restauriert worden; "der Altar war zerstört". Feuchtigkeit sei ein großes Problem gewesen. Sie habe zum Beispiel etliche mittelalterliche Kunstwerke in der Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier, und Diakon Bernhard Stahl, entzünden Feuer auf dem neuen Altar zur feierlichen Weihe beim Gottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler am 10. August 2025.  / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Ackermann, Bischof von Trier, und Diakon Bernhard Stahl, entzünden Feuer auf dem neuen Altar zur feierlichen Weihe beim Gottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung der Kirche Sankt Laurentius in Ahrweiler am 10. August 2025. / © Harald Oppitz ( KNA )

"Dieser Tag ist ein Zeichen der Ermutigung" sagte Bischof Ackermann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Leid und Trauer würden sicher für immer in den Herzen bleiben, aber die "wunderschön gewordene Kirche" zeige auch, dass das Leben weitergehe. Bischof Dieser ergänzte, den Verlust, den viele erlitten hätten bei der Flut, könne auch die Kirche niemals ungeschehen machen. Doch sei es auch weiterhin ihre Aufgabe, Trost und Hoffnung zu vermitteln. Und auch dafür stehe dieser festliche Tag.

Sankt Laurentius in Ahrweiler im April 2022, eingerüstet / © Harald Oppitz (KNA)
Sankt Laurentius in Ahrweiler im April 2022, eingerüstet / © Harald Oppitz ( KNA )

Flutkatastrophe in Deutschland im Sommer 2021

Der Starkregen und das Hochwasser vom 14. und 15. Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war eine der folgenschwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der Bundesrepublik. Insgesamt kamen mehr als 180 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt.

Es entstanden Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Bund und Länder wollen für den Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur bis zu 30 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon (KNA)
Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon ( KNA )

                                          

Quelle:
KNA